02.12.2020

Herz und Gefäße auch während des Lockdowns schützen

Sowohl die Mediterrane Diät als auch die New Nordic Diet verringern das Risiko für Übergewicht, Diabetes und damit auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich.

Essen wie in Italien oder ein kulinarischer Ausflug zur New Nordic Diet der Skandinavier: Das kann während der Corona-bedingten Reisebeschränkungen nicht nur mögliches Fernweh lindern, sondern zugleich auch Herz und Gefäße schützen. Eine ballaststoffreiche und fettarme Kost nach diesen gesunden Ernährungsmustern ist nicht nur ein wesentlicher Bestandteil eines herzgesunden Lebensstils, sondern auch kulinarisch anspruchsvoll und eine Bereicherung für die Lebensqualität. Sowohl die Mediterrane Diät als auch die New Nordic Diet verringern das Risiko für Übergewicht, Diabetes und damit auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich. Dass Ernährung und Gesundheit untrennbar miteinander verbunden sind und eine ausgewogene Kost lebensverlängernd wirken kann – daran erinnert die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM) anlässlich der bundesweiten Herzwochen, die auch in diesem November wieder von der Deutschen Herzstiftung begangen wurden.

Viel Gemüse, Hülsenfrüchte, Salat, Obst, Fisch und Vollkornprodukte – dagegen eher wenige, vor allem aber die richtigen Fette, wenig Zucker, Salz und Alkohol: „Präventive Ernährung funktioniert nicht über einzelne Nahrungsbestandteile oder vermeintliche Superfoods, sondern über Ernährungsmuster“, erklärt Prof. Dr. oec. troph. Dr. med. Anja Bosy-Westphal, Leiterin der Abteilung Humanernährung an der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität Kiel und Präsidentin der DGEM. Nicht nur die klassische Mittelmeerkost hat sich als präventiv wirksame Ernährungsform bewährt, auch die sogenannte New Nordic Diet ist durch eine gesunde und nachhaltige Lebensmittelauswahl charakterisiert und erweitert damit die Auswahl von gesunden Rezepten bei unterschiedlichen Traditionen und sozio-kulturellen Bedürfnissen. In epidemiologischen Studien konnte das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere akute Herz-Kreislauf-Ereignisse damit deutlich gesenkt werden. Auch Menschen, die bereits mit Herzproblemen zu kämpfen haben – bei denen etwa die Herzkranzgefäße bereits verengt sind oder die bereits einen Infarkt erlitten haben – profitieren von einem gesunden Ernährungsmuster. „Um das Risiko eines weiteren kritischen Ereignisses zu reduzieren gelten prinzipiell dieselben Empfehlungen wie in der Primärprävention“, erklärt Bosy-Westphal.

Auch wenn die Ernährung zusammen mit Bewegung und Rauchverzicht die wichtigste Stellschraube im Kampf gegen Herz-Kreislauf-Leiden ist, sollte sie nicht isoliert betrachtet werden. „Was einen gesunden Lebensstil ausmacht, dürfte mittlerweile nahezu jedem bekannt sein“, meint Bosy-Westphal. Wie gut der Einzelne diese Empfehlungen umsetzen könne, hänge jedoch stark von seiner Motivation und seinen Lebensumständen ab. So sei etwa bekannt, dass Infarktpatienten die während der Rehabilitation geübten präventiven Verhaltensmuster umso eher beibehalten, je engmaschiger sie im Anschluss ärztlich und therapeutisch begleitet werden. Auf sich selbst gestellt verfallen sie dagegen schnell wieder in alte Routinen. Umso wichtiger ist es nach Ansicht der DGEM, gesunde Ernährungsweisen bereits in Kindergarten und Schule einzuüben. Auch Maßnahmen wie die Kennzeichnung und Verteuerung ungesunder Lebensmittel könnten dazu beitragen, das Ernährungsverhalten langfristig zu verbessern.

Dass äußere Einflüsse das Gesundheitsverhalten mitbestimmen, zeigt aktuell auch die Corona-Pandemie. „Laut einer großen Befragungsstudie hat rund jeder vierte Bundesbürger während des ersten Lockdowns an Gewicht zugelegt“, berichtet Prof. Dr. med. Diana Rubin, Leiterin des Vivantes Zentrums für Ernährungsmedizin in Berlin und Vorstandsmitglied der DGEM. Jeder Fünfte davon habe sogar ein Plus von drei bis fünf Kilogramm auf die Waage gebracht – und das innerhalb weniger Wochen. Ob dabei im Homeoffice gearbeitet wurde oder nicht, war von untergeordneter Bedeutung – zu Hause wie im Büro neigten viele Befragte dazu, unter Corona-Bedingungen mehr und ungesünder zu essen, sowie sich weniger zu bewegen. Als Gründe hierfür nannten sie etwa Stress oder mangelnde Sportmöglichkeiten. Dabei könne in der Krise auch eine Chance stecken, betont Rubin: „Wer mehr Zeit zu Hause verbringt, kann die Gelegenheit nutzen, um sich öfter aus frischen Zutaten selbst etwas zu kochen.“ Auch rät die Ernährungsexpertin dazu, sich bereits morgens etwas Rohkost auf den Schreibtisch zu stellen, um aufkeimende Snack-Lust auf gesunde Art zu stillen. Gesunde Ernährung fange außerdem schon beim Einkauf an: „Wer nichts Süßes im Haus hat, der isst es auch nicht.“

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM)

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