10.11.2022
Mit Ultraschall gegen Krampfadern
Krampfaderleiden (Varikosen) sind nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern auch gefährlich…!
Etwa 30 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland hat ein behandlungsbedürftiges Krampfaderleiden (Varikose). Unbehandelt können sich die Leiden verschlimmern und zu ernsten Komplikationen wie einem tiefen Beinvenenleiden, einem „offenen Bein“ (Ulcus Cruris) oder Beinvenenthrombosen führen. Wichtig ist daher eine gute und sichere Diagnostik, die das Ausmaß der Varikose und die Notwendigkeit und Art der Therapie ermittelt.
Laut aktuellen Leitlinien (siehe S2k - Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Varikose“) ist sowohl in der Diagnostik als auch bei der Verlaufskontrolle der Ultraschall das Mittel der ersten Wahl und hat somit strahlenbelastende Verfahren abgelöst, erklärt eine Expertin der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM).
Krampfadern können sich an vielen Stellen des Körpers bilden. Meist geschieht dies jedoch an den unteren Extremitäten. „Anfangs verursachen Krampfadern kaum oder wenig Beschwerden“, erklärt Privatdozentin Dr. med. Emilia Stegemann, Leiterin der DEGUM-Sektion Vaskulärer Ultraschall. „Da diese Erkrankung jedoch nicht von allein abklingt und sich eher verschlimmert, sollte sie nicht auf die leichte Schulter genommen und nur als ästhetisches Problem abgetan werden“, mahnt die Chefärztin der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Angiologie der Agaplesion Diakonie Kliniken in Kassel.
Die Gefäßmedizinerin rät Betroffenen daher schon bevor Beschwerden auftreten, ihre Krampfadern von Venenspezialistinnen und -spezialisten kontrollieren zu lassen. Hier kann abgeklärt werden, in welchem Zustand sie sich befinden, wie weit fortgeschritten sie sind und welche Therapie gegebenenfalls notwendig ist. „Unbehandelt drohen den Patientinnen und Patienten eine chronische Veneninsuffizienz, die nicht nur die Lebensqualität einschränkt, sondern auch gefährlich werden kann.“ Denn ein beeinträchtigter Abfluss des Blutes aus den Beinvenen und der damit einhergehende erhöhte venöse Blutdruck führt zu schmerzenden, gespannten Beinen, Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe und Veränderungen der Haut. „Schlimmstenfalls entwickeln diese Patienten ein so genanntes `offenes Bein´, welches bei Superinfektion sogar zu einem Beinverlust führen kann“, gibt Stegemann zu Bedenken.
Erste Symptome für eine Varikose sind Schweregefühl, Schwellung, Juckreiz, Druckgefühl und manchmal Schmerzen nach längerem Stehen oder Sitzen. Eine ausführliche Diagnostik ist heutzutage einfach und dank moderner Bildgebungsverfahren auch schonend möglich. So kann man mit Ultraschall sowohl das oberflächliche als auch das tiefe Venensystem sichtbar machen und den Venen- und Gefäßklappenzustand meist sehr genau bestimmen. Laut den aktuellen Leitlinien ist die farbkodierte Duplexsonografie – ein Ultraschallspezialverfahren – als erstes apparatives Untersuchungsverfahren anzuwenden. „Der Ultraschall hat in den vergangenen Jahren viele strahlenbelastenden Methoden in Diagnostik und Therapie abgelöst – so auch in der Varikose-Versorgung“, begrüßt Stegemann. „Das Verfahren ist weder invasiv noch strahlenbelastend und kann beliebig wiederholt werden.“ Auch für die Verlaufskontrolle ist dieses Ultraschall-Verfahren inzwischen Goldstandard. Ist die farbkodierte Duplex-Sonografie nicht verfügbar, kann ebenfalls eine Doppler-Sonografie erste Eindrücke liefern. Hier ist die Untersuchung jedoch deutlich ungenauer und gibt lediglich Hinweis auf ausgeprägte Befunde.
Ultraschall wird auch für die Therapie der Krampfadern eingesetzt. So können zum Beispiel bei der ultraschall-überwachten Radiofrequenzablation – einem Verfahren, bei dem mit hochfrequentem Strom gezielt Gewebe verödet wird – definierte Bereiche der Beinvenen verschlossen werden. „Und auch im Falle einer Operation sollte in jedem Fall die Operationsplanung mit einem Duplex-Ultraschall erfolgen“, so Stegemann. Wichtig sei auch die Expertise des Ultraschallers. Betroffene sollten sich daher vor der Untersuchung informieren und bei der Auswahl des Arztes dessen Qualifikation beachten. Insbesondere bei bereits erfolgten Voroperationen ist eine gute Qualifikation des Arztes im Ultraschall wichtig. Eine Zertifizierung im Venenultraschall ist über die DEGUM möglich, alle zertifizierten Ärzte sind über die Internetseite der DEGUM abrufbar, rät Stegemann, die über eine DEGUM Stufe III-Zertifizierung verfügt.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)