27.03.2019

Regelmäßiger Sport ist ähnlich wirksam wie Blutdrucksenker

Bei Bluthochdruck wird zur Blutdrucksenkung ein Training in Form von Jogging, Radfahren, Walking, Schwimmen oder Skilanglauf für mindestens 30 Minuten an 5-7 Tagen pro Woche empfohlen.

In Deutschland haben 20 bis 30 Millionen Menschen einen zu hohen Blutdruck (Hypertonie) und müssen z. T. mehrere Medikamente einnehmen. Dabei ist seit langem wissenschaftlich belegt, dass auch körperliche Aktivität sowohl präventiv als auch bei der Behandlung einer arteriellen Hypertonie messbare Effekte hat. Eine aktuell veröffentlichte Metaanalyse bestätigt einen mit der Wirkung von Antihypertensiva vergleichbar günstigen Einfluss von regelmäßigem Sport auf den Blutdruck (siehe . British Journal of Sports Medicine, 2018, Band 0, Seite 1-12).

Häufigster Grund für Bluthochdruck ist ein ungesunder Lebensstil, insbesondere zu wenig Bewegung und in Folge davon Übergewicht. Kaum mehr als 10 % der Menschen in der zweiten Lebenshälfte bewegen sich ausreichend – die Folgen sind bekannt: übermäßige Fettleibigkeit (Adipositas), zu hohe Blutzucker- und Blutfettwerte, Hypertonie.

Mehr sportliche Aktivität, die Kontrolle des Körpergewichtes sowie gesunde Ernährung in jedem Alter könnten die Risiken deutlich senken, so dass erst gar kein Übergewicht und/oder Bluthochdruck entsteht. Aber auch Patienten mit Bluthochdruck (Hypertoniker mit ? 140/90 mmHg), die medikamentös behandelt werden müssen, können von körperlicher Aktivität profitieren, wie eine 2015 publizierte Studie bestätigte: Zwei bis dreimal pro Woche 30 bis 45 Minuten Sport mit moderater Intensität kann mittel- und langfristig den Blutdruck senken und so vielleicht ein antihypertensives Medikament überflüssig machen – die meisten Patienten benötigen eine Kombination aus zwei oder drei Medikamenten, um den Blutdruck in den Zielbereich abzusenken. Wer Sport macht, könnte demzufolge mit einem (oder zwei) auskommen.

Außerdem werden durch regelmäßiges moderates Training weitere Risikofaktoren positiv beeinflusst. Als positive „Nebenwirkung“ werden ein besseres Körpergefühl, psychisches Wohlbefinden und eine insgesamt bessere Lebensqualität erreicht. Zudem könnte auch das Medikamenten-Nebenwirkungsrisiko reduziert und Therapie-Kosten gespart werden.

Dass strukturierte Trainingsprogramme in der Lage sind, den Blutdruck zu senken, zeigt jetzt auch die aktuelle Metaanalyse von H. Naci und Kollegen am Stanford Prevention Center, Stanford University School of Medicine, Kalifornien, USA. Eingeschlossen waren 391 randomisierte kontrollierte Studien, von denen 197 Bewegungsinterventionen und 194 verschiedene Antihypertensiva bewerteten. Keine der Studien verglich Bewegungsintervention direkt mit Medikamenten. Im Ergebnis zeigte sich aber, dass schon ausschließlich mit strukturierten Übungsplänen (alle Arten von Bewegung, einschließlich Kombination von Ausdauer und Krafttraining) eine Blutdrucksenkung erreicht werden kann. Diese sei zwar insgesamt schwächer als bei Patienten, die Medikamente erhielten, jedoch bei Patienten mit systolischem Blutdruck über 140 mmHg war der blutdrucksenkende Effekt des Sports vergleichbar mit der Wirkung von üblicherweise verordneten blutdrucksenkenden Präparaten.

Wie frühere Studien zu Sport und Blutdrucksenkung bereits zeigten, ist die Stärke des Effekts von Bewegung auch davon abhängig, wie intensiv und wie regelmäßig trainiert wird. Zudem brauchen die Patienten Geduld, denn es dauert eine gewisse Zeit, ehe ein Medikament gegebenenfalls weggelassen werden kann. „Art und Intensität der körperlichen Aktivität müssen zudem an individuelle Voraussetzungen wie Blutdruckwerte und kardiale Leistungsfähigkeit angepasst werden und sollten, wie auch das Absetzen von Medikamenten, immer mit dem behandelnden Arzt besprochen werden“, erklärt Prof. Dr. med. Burkhard Weisser, Direktor des Instituts fu?r Sportwissenschaft an der Universität Kiel und Mitglied des Vorstands der Deutschen Hochdruckliga. Empfohlen werden bei Bluthochdruck z. B. moderates dynamisches Training in Form von Jogging, Radfahren, Walking, Schwimmen oder Skilanglauf für mindestens 30 Minuten an fünf bis sieben Tagen pro Woche über einen längeren Zeitraum, um eine Blutdrucksenkung zu erreichen. Auch kann nach neueren Erkenntnissen ein Muskelkrafttraining positive Effekte auf den Blutdruck haben, allerdings nicht so stark wie Ausdauersport. Bewegung durch Spazierengehen oder moderates Walking ist in jedem Falle nützlich und für alle Menschen, auch für jene mit sehr hohem Blutdruck, geeignet. Genauere Informationen bietet der „Patientenleitfaden Bluthochdruck“ der Deutschen Hochdruckliga.

Schwierigste Herausforderung ist, dass es einer dauerhaften Motivation der Patienten bedarf, lebenslang „am Ball“ zu bleiben – bei der gesunden Ernährung, bei den Bestrebungen nach einer Gewichtsreduktion, und vor allem in Bezug auf die regelmäßige Bewegung.

Quelle: Deutsche Hochdruckliga

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