Grippe: Schutz & Vorsorge
Hygienemaßnahmen
Grippeviren verbreiten sich vor allem durch Tröpfcheninfektion: Wer infiziert ist, versprüht beim Husten oder Niesen Virus-haltige Tröpfchen. Auch beim Naseputzen gelangen die Keime auf das Taschentuch und die Hände. Über Gegenstände, die von vielen Menschen angefasst werden, wie Türklinken oder Haltegriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln, übertragen sich Krankheitserreger leicht von Person zu Person. Auch direkter Kontakt durch Händeschütteln oder Umarmungen begünstigen die Übertragung. Zu den wirksamsten Dingen, die man tun kann, um sich und andere vor Ansteckung zu schützen, gehört, die Verbreitung der Erreger zu verhindern. Konkret bedeutet das:
- Regelmäßiges gründliches Händewaschen! Da Kinder nicht so auf ihre Hygiene achten und ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist, stecken sie sich viel schneller an – und verbreiten auch leicht Krankheitserreger. Zum Waschen genügt normale Seife. Dass spezielle Seife gegen Bakterien oder Viren besser wäre, ist nicht nachgewiesen.
- Hände vom Gesicht fernhalten. Die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren, ist groß, wenn man Mund oder Nase berührt, nachdem man einen Gegenstand angefasst hat, auf dem sich Krankheitserreger befinden.
- Nicht aus Tassen oder Flaschen trinken, aus denen bereits andere getrunken haben.
- Während einer Grippewelle oder -epidemie kann es zudem ratsam sein auf das Händeschütteln ganz zu verzichten, Menschenansammlungen zu meiden und insbesondere Abstand zu Personen mit Symptomen einer akuten Atemwegserkrankung zu halten.
Wer selbst krank ist, kann Folgendes tun, um andere vor einer Ansteckung zu schützen:
- Zu Hause bleiben, bis die akute Erkrankung abgeklungen ist, um nicht am Arbeitsplatz und in der Öffentlichkeit andere anzustecken.
- Nase und Mund beim Husten und Niesen bedecken – am besten mit einem Papiertaschentuch.
- Benutzte Taschentücher sofort entsorgen und nicht herumliegen lassen. Nach dem Schnäuzen die Hände waschen. Papiertaschentücher zum einmaligen Gebrauch bevorzugen.
- Anderen Menschen nicht die Hand geben, sie umarmen oder küssen.
- Beim Husten und Niesen sollten der Mund und die Nase vorzugsweise mit der Ellenbeuge und nicht mit der Hand bedeckt werden, um die Verbreitung der Erreger zu vermindern. Außerdem sollten Erkrankte regelmäßig ihre Hände waschen und Zimmer regelmäßig gelüftet werden. Grippepatienten ohne Komplikationen sollten sich zu Hause auskurieren, um nicht weitere Menschen anzustecken, bei Bedarf aber rechtzeitig einen Arzt kontaktieren.
Impfung
Die wirksamste und kosteneffektivste, vorbeugende Maßnahme zum Schutz vor einer Influenza ist die jährliche Grippe-Impfung. Dabei werden in der Regel inaktivierte Virushüllen (Tot-Impfstoff) gespritzt, auf die das Immunsystem mit der Bildung von Antikörpern reagiert, ohne dass eine Grippe-Erkrankung auftritt. Daneben gibt es auch einen Lebend-Impfstoff aus abgeschwächten Influenzaviren, der als Nasenspray gegeben und bevorzugt für Kinder empfohlen wird.
Die Impfstoff-Zusammensetzung wird jedes Jahr für die Nord- und Südhalbkugel in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) neu bestimmt, um immer gegen die derzeit aktuell verbreiteten und zu erwartenden Virusstämme gewappnet zu sein. Bisher waren die meisten Impfstoffe 3-valent und enthielten Stämme von zwei aktuellen Influenza-A-Subtypen und einen aktuellen Influenza-B-Stamm. In den letzten Jahren kam es auch in Deutschland wiederholt dazu, dass von den beiden Hauptlinien der Influenza B-Viren (Yamagata und Victoria) diejenige nicht im Impfstoff enthalten war, die dann tatsächlich während der Grippewelle zirkulierte. Dies führte zu gehäuften Influenza B-Erkrankungen auch bei Geimpften, da zwischen den beiden B-Hauptlinien keine Kreuzimmunität besteht. Ab der Grippesaison 2018/2019 werden nun generell nur noch 4-valente Impfstoffe empfohlen, welche die Influenza B-Typen beider Hauptlinien enthalten.
Wann impfen?
Die Grippeimpfung sollte jährlich vor Beginn der Influenzasaison - auf der Nordhalbkugel vorzugsweise in den Monaten Oktober und November - durchgeführt werden. Wird dieser Zeitpunkt verpasst oder beginnt eine Grippewelle zu einem unvorhergesehenen Zeitpunkt, wie z.B. im Falle einer Pandemie, sollte eine Impfung so bald wie möglich erfolgen. Die volle Ausbildung des Impfschutzes benötigt etwa 2 Wochen.
Wie hoch ist der Schutz?
Bei einer sehr guten Übereinstimmung der zirkulierenden Influenzaviren mit dem Impfstoff wurde bei jungen Erwachsenen eine Schutzwirkung bis zu 80% beobachtet. Ältere und chronisch kranke Menschen haben oft eine geringere Immunantwort, so dass die Impfung bei ihnen weniger zuverlässig wirkt. Allerdings ist bei den Patienten, die trotz einer Grippe-Schutzimpfung an der Grippe erkranken, der Krankheitsverlauf meist wesentlich milder als bei Ungeimpften. Nach Untersuchungen in den letzten Jahren lag die Wirksamkeit des Impfschutzes in der Bevölkerung gegen eine laborbestätigte Influenzaerkrankung zwischen 40% und 60%, wobei die höheren Werte eher in Saisons mit guter Übereinstimmung der Impfstämme mit den zirkulierenden Stämmen erreicht werden. In der älteren Bevölkerung und bei Abwehrgeschwächten ist die Schutzrate vor einer Erkrankung durchschnittlich geringer als in jüngeren Altersgruppen.
Ältere Menschen sind durch die Grippe besonders gefährdet, weil ihre Immunabwehr häufig schwächer ist als bei jüngeren Menschen. Auch die möglichen Komplikationen infolge einer Influenza-Infektion bedrohen vor allem das Leben von älteren Patienten. Deshalb ist die jährliche Impfung für Menschen ab dem 60. Lebensjahr generell zu empfehlen. Studien aus den USA und den Niederlanden zeigen, dass durch regelmäßige Grippe-Impfungen die Sterblichkeit von Personen über 60 Jahren um bis zu 25% gesenkt werden kann. Wichtig ist hierbei die Regelmäßigkeit der Impfungen. Aber schon im ersten Jahr der Impfung sinkt die Sterblichkeit um rund 10%.
Alle Jahre wieder!
Die Impfung bietet - auch aufgrund der wandelbaren Viren - nur für eine Grippe-Saison Schutz und muss jedes Jahr wiederholt werden. Die beste Zeit, sich gegen die Grippe impfen zu lassen, sind die Monate Oktober und November - also unmittelbar bevor die Zeit der großen Grippe-Wellen beginnt. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Grippe-Schutzimpfung, die Praxisgebühr fällt bei dieser Vorsorgeleistung nicht an. Kinder können ab dem 6. Lebensmonat gegen Influenza geimpft werden. Die Impfung erfolgt bei Säuglingen und Kleinkindern in den Oberschenkelmuskel, bei Schulkindern und Erwachsenen in den Oberarm. Menschen, die an einer Hühnereiweißallergie leiden, sollten sich nicht impfen lassen oder auf einen Impfstoff ausweichen, der mittels Zellkultur hergestellt worden ist.
Offizielle Impfempfehlungen
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die jährliche Impfung gegen die saisonale Influenza aktuell für folgende Personengruppen:
- alle Personen ab 60 Jahren,
- Personen jeden Alters mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens, u.a. chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes mellitus oder andere Stoffwechselkrankheiten, chronische neurologische Grundkrankheiten, wie z.B. Multiple Sklerose mit durch Infektionen getriggerten Schüben, angeborene oder erworbene Immundefizienz oder HIV-Infektion,
- Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen,
- alle gesunden Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel (2. Trimenon) und Schwangeren mit einer chronischen Grundkrankheit ab dem 1. Trimenon,
- Personen mit erhöhter beruflicher Gefährdung, z.B. medizinisches Personal,
- Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können
Um eine Doppelinfektion mit Vogelgrippe (aviärer Influenza) zu vermeiden, sollten ferner Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln eine Influenzaimpfung erhalten.
Impfschutz auf Reisen
Stehen Auslandsaufenthalte an, sollte man bedenken, dass der Winter auf der Südhalbkugel und damit auch die Grippe-Saison während des mitteleuropäischen Sommers stattfindet und sich entsprechend impfen
lassen. In den Tropen und Subtropen tritt Grippe das ganze Jahr auf.
Medikamentöse Vorbeugung
Es besteht schließlich die Möglichkeit einer medikamentösen Vorbeugung durch die Einnahme von Neuraminidasehemmern in einer niedrigeren Dosierung als bei der Therapie. Die Schutzwirkung lag in verschiedenen Studien bei 60% bis 90% und besteht nur so lange, wie das Arzneimittel angewendet wird. Die Sicherheit der Neuraminidasehemmer in der Langzeitanwendung bis zu 16 Wochen wurde belegt.
Es muss vom Arzt entschieden werden bei welchen Personen und in welchen Situationen dies sinnvoll ist. Eine vorbeugende Anwendung kann erwogen werden, wenn Personengruppen, wie z.B. medizinisches Personal, unbedingt vor einer Infektion geschützt werden sollen, aber keine wirksame Impfung zur Verfügung steht. Eine Indikation wäre auch dann gegeben, wenn Personen mit bestimmten Vorerkrankungen entweder nicht geimpft werden können oder wenn nur von einem eingeschränkten Impfschutz auszugehen ist, wie z.B. bei Personen mit erheblicher Immunschwäche. Eine Anwendung wird z.B. auch dann empfohlen, wenn es in einem Krankenhaus oder Alten-/Pflegeheim zu einer Ausbruchssituation kommt. Unabhängig von einer bestehenden Impfung sollten sowohl medizinisches Personal als auch Patienten bzw. die Heimbewohner gegen Influenza geschützt werden. Vorbeugende Schutzmaßnahmen nach einer möglichen Ansteckung ( eine sog. postexpositionelle Prävention) kann auch zur Anwendung kommen, wenn z.B. in einem Haushalt eine Person an Grippe erkrankt und dadurch eine andere, immungeschwächte Person exponiert ist, die durch die Einnahme antiviraler Arzneimittel (für 10 Tage) prophylaktisch geschützt werden kann.