Hepatitis E: Verlaufsformen, Besonderheiten & Schwangerschaft

Verlaufsformen

Die Inkubationszeit nach Ansteckung beträgt ca. 40 (15-60) Tage. Die meisten Infektionen heilen folgenlos ab, unabhängig davon, ob die Erkrankung unbemerkt oder als Gelbsucht abläuft. In Entwicklungsländern übertragene Infektionen mit den Genotypen 1 oder 2 führen in etwa 20 % der Fälle zum Bild einer akuten Hepatitis mit Gelbsucht.

Die auch in Deutschland verbreiteten Infektionen mit den Virusgenotypen 3 und 4 verlaufen nahezu immer klinisch unbemerkt. Nur in ca. 1 % der Infektionen tritt die für eine akute Virushepatitis typische Gelbsucht auf. Schwere Verläufe mit Leberversagen sind extrem selten und bisher nur als Einzelfälle beschrieben. Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem (Organtransplantierte, Patienten mit dauerhafter Einnahme von immunsupprimierenden Medikamenten, Patienten mit HIV-Infektion) kann die Hepatitis E chronisch verlaufen mit dauerhaftem Virusnachweis im Blut und erhöhten Leberwerten. Bei chronisch mit Hepatitis E-Virus (HEV) infizierten organtransplantierten Patienten kann die Infektion bereits nach 1-2 Jahren zur Leberzirrhose fortschreiten.

Besonderheiten

Es besteht ein Zusammenhang der Hepatitis E mit einer Reihe von immunologisch (mit-) bedingten Erkrankungen. So wird eine aktive HEV-Infektion bei bis zu 5 % der Patienten mit dem sogenannten Guillain-Barre-Syndrom (einer akut auftretenden Querschnittslähmung) gefunden; daneben auch bei einer Reihe anderer neurologischer Erkrankungen, bei Gelenkentzündungen und entzündlichen Nierenkrankheiten.

Schwangerschaft

In Entwicklungsländern verlaufen bei Schwangeren bis zu 25 % der Hepatitis E-Infektionen im dritten Trimester (v.a. mit dem Genotyp 1) tödlich. Die Ursache dafür ist nicht geklärt; es könnte ein Zusammenhang mit der spezifischen hormonellen oder immunologischen Situation in der Schwangerschaft bestehen. Für die in den entwickelten Ländern auftretenden Infektionen (v.a. mit Genotyp 3) besteht ein solches erhöhtes Risiko für Schwangere nicht.

Experte: Wiss. Beratung & Ausarbeitung: Prof. Michael Scheurlen, Würzburg

Literatur:
Pischke S et al. (2014). Hepatitis E in Deutschland – eine unterschätzte Infektionskrankheit. Deutsches Ärzteblatt International 2017; Band 111, Seite:577-583: https://www.aerzteblatt.de/archiv/161389/Hepatitis-E-in-Deutschland-eine-unterschaetzte-Infektionskrankheit Aslan AT, Balaban HY. Hepatitis E virus: Epidemiology, diagnosis, clinical manifestations, and treatment. World J Gastroenterol 2020;26(37):5543-5560 Nimgaonkar I, Ding Q, Schwartz RE, Ploss A. Hepatitis E virus: advances and challenges. Nat Rev Gastroenterol Hepatol 2018;15(2):96-110

Letzte Aktualisierung: 02.12.2022

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