Herzschwäche: Formen & Schweregrade
Die Funktionseinschränkung des Herzens kann sowohl die Systole, die Diastole oder beide Phasen des Herzzyklus betreffen. Die Systole ist diejenige Phase der Herzaktion, in der die Herzkammern das Blut auswerfen: Die rechte Herzkammer (rechter Ventrikel) befördert venöses Blut in die Lunge, das dort mit Sauerstoff angereichert wird und dann zurück zum Herzen in die größere und kräftigere linke Herzkammer (linker Ventrikel) gelangt. Von dort aus gelangt das arterielle Blut über die Hauptschlagader (Aorta) und ihre zahlreichen Verzweigungen in die Körpergewebe. In der Diastole füllen sich beide Kammern nach dem Auswurf des Bluts wieder und ein neuer Zyklus beginnt.
Definition akute, fortgeschrittene und chronische Herzinsuffizienz (nach Leitlinie 2021)
Akute Herzinsuffizienz
Eine akute Herzschwäche ist gekennzeichnet durch ein schnelles oder auch schrittweise auftretendes Einsetzen von Herzinsuffizienz-Symptomen, die eine dringliche Notaufnahme oder Klinikbehandlung erfordern, wie z.B. bei:
- akute Dekompensation einer chronischen Herzschwäche
- akutem Lungenödem
- Versagen der rechten Herzkammer
- kardiogenem Schock (mit deutlicher Abnahme des Blutflusses bei niedrigem oder auch normalem Blutdruck)
Betroffene brauchen eine sofortige Abklärung und/oder eine Therapieintensivierung.
Fortgeschrittene Herzinsuffizienz
Eine fortgeschrittene Herzinsuffizienz liegt vor, wenn folgende vier Faktoren trotz medikamentöser Behandlung zutreffen:
1. Schwere und fortbestehende Symptome einer Herzinsuffizienz (NYHA III oder IV),
2. Schwere Fehlfunktion des Herzens (mit mindestens einem der folgenden Kriterien:
- LVEF < 30 %
- isoliertes Rechtsherzversagen
- nicht operable schwere Klappenerkrankungen
- nicht operable angeborene Herzerkrankungen
- erhöht bleibende oder steigende BNP- oder NT-proBNP-Werte und schwere diastolische Funktions- oder strukturelle Störungen der linken Herzkammer
3. Herz oder Lunge bedingte Stauungen, die Hochdosis-Diuretika intravenös erforderlich machen
4. Schwere Beeinträchtigung der körperlichen Belastungskapazität, für die das Herz die Ursache ist
Chronische Herzinsuffizienz
Eine chronische Herzschwäche entwickelt sich über einen längeren Zeitraum, dabei ist die Pumpfunktion des Herzens so vermindert, dass nicht mehr genügend Blut (mit Sauerstoff und Nährstoffen) zu den Organen und anderen Körperbereichen gelangt.
Formen der chronischen Herzschwäche
Im Hinblick auf die Ursache der funktionellen Störung wird die chronische Herzinsuffizienz nach den ESC-Leitlinien eingeteilt als:
Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion (Ejektionsfraktion < 40 %) = HFrEF (abgekürzt aus dem Englischen Heart Failure with reduced Ejection Fraction)
Herzinsuffizienz mit erhaltener (preserved) Auswurffraktion (> 50 %) = HFpEF
Herzinsuffizienz mit leicht reduzierter (mid-range) Auswurffraktion (40-49 %) = HfmrEF
Eine Herzschwäche mit reduzierter Pumpfunktion (HFrEF) ist meist die Folge eines unbehandelten Bluthochdrucks (Hypertonie) oder einer Durchblutungsstörung des Herzmuskels (koronare Herzkrankheit). Patienten mit Herzinsuffizienz und normaler linksventrikulärer Pumpfunktion (HFpEF) sind meist Ältere, Frauen, Hypertoniker und Patienten mit Vorhofflimmern. Beide Formen der Herzinsuffizienz sind etwa gleich häufig. Zu einem Graubereich gehören Patienten mit leicht reduzierter Pumpfunktion (HFmrEF) und mehr oder weniger ausgeprägten Eigenschaften der beiden übrigen Gruppen.
Einteilung der Schweregrade
Man kann die Ausprägung einer Herzschwäche nach verschiedenen Kriterien beurteilen. Die New York Heart Association (NYHA) klassifiziert die Schweregrade anhand der körperlichen Leistungsfähigkeit:
NYHA-Stadium I
Herzerkrankung bekannt, aber keine Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit
NYHA- Stadium II
Körperliche Leistungsfähigkeit leicht eingeschränkt, keine Beschwerden in Ruhe, Beschwerden bei alltäglicher körperlicher Belastung
NYHA- Stadium III
Körperliche Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt, Beschwerden bereits bei geringer körperlicher Belastung, noch keine Beschwerden in Ruhe
NYHA- Stadium IV
Beschwerden bei allen körperlichen Aktivitäten und auch in Ruhe, Bettlägerigkeit