Nierensteine: Therapie

Etwa vier von fünf Nierensteinen werden von ganz allein mit dem Urin ausgeschieden. In vielen Fällen ist deshalb eine Behandlung ohne aktive Entfernung des Steins erfolgreich. Selbst nach einer Nierenkolik kann der Arzt mit verschiedenen Methoden versuchen, den spontanen Steinabgang zu unterstützen.

Konservative Maßnahmen

Eine so genannte konservative Behandlung umfasst insbesondere eine intensive Schmerzbekämpfung, lokale Wärme (Vollbäder, Wärmeflaschen oder -kissen, feucht-warme Umschläge) und körperliche Bewegung (z. B. Treppensteigen, Hüpfen). Zudem sollten die Patienten mehr trinken. Die Wirkung der Maßnahmen muss durch regelmäßige Ultraschall- und/oder Röntgenuntersuchungen kontrolliert werden, um Bewegungen des Steins zu dokumentieren und eventuelle Urinstauungen rechtzeitig zu erkennen.

Treten währenddessen Koliken oder Infektionen auf, muss die konservative Therapie abgebrochen und der Stein aktiv entfernt werden. Eine konservative Behandlung ist ebenfalls nicht Erfolg versprechend, wenn

  • der Durchmesser der Steine acht Millimeter überschreitet.
  • starke Koliken auch durch Medikamente nicht kontrollierbar sind.
  • ein Harnstau auftritt.
  • ein fiebriger Harnwegsinfekt auftritt.

 

Aktive Steinentfernung

Nierensteine können heutzutage mit unterschiedlichen Methoden entfernt werden:

Steinzertrümmerung durch Stoßwellen (Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie)

Stoßwellen sind mechanische Druckwellen. Sie ermöglichen die Entfernung von Nierensteinen ohne einen operativen Eingriff. Dabei wird der Stein zertrümmert und die Trümmer werden auf natürlichem Wege ausgeschieden. Die Wellen breiten sich von der Hautoberfläche ins Körperinnere aus und werden dabei immer stärker gebündelt und auf den Nierenstein fokussiert. So entfalten sie ihre Wirkung nur auf kleinem Raum und haben nur geringe Nebenwirkungen.

Die Methode kann im gesamten Harntrakt angewendet werden. Sie ist schmerzarm und in fast 80 % der Fälle erfolgreich. Die Behandlung gerät jedoch an ihre Grenzen, wenn die Steine nicht zu lokalisieren oder sehr groß sind (> zwei Zentimeter). Da durch die Stoßwellen immer auch Nierengewebe geschädigt wird, scheiden die Patienten nach der Behandlung Blut über den Urin aus (Hämaturie). Bei jedem dritten Patienten können nach der Steinzertrümmerung Koliken auftreten, die durch die abgehenden Steintrümmer verursacht werden.

Minimalinvasive Steinbehandlung

Die minimalinvasive Entfernung von Nierensteinen umfasst verschiedene Methoden: so genannte perkutane (durch die Haut reichende), endoskopische (durch natürliche Körperöffnungen hineinsehende) und laparoskopische (über die Bauchhöhle eingeführte) Techniken. Beim perkutanen Verfahren legt der Arzt operativ durch die Haut unterhalb der Rippen einen Zugangskanal zur Niere. Durch diesen kann er Arbeitsinstrumente an den Stein heranführen, am Monitor die gezielte Zerstörung des Steins verfolgen und die Trümmer absaugen. Diese Methode wird hauptsächlich dann angewendet, wenn große Steine entfernt werden sollen oder eine Stoßwellentherapie erfolglos war.

Die endoskopische Steinentfernung durch eine Blasen- oder Harnleiterspiegelung hat den Vorteil, dass hier die natürlichen Körperöffnungen von Harnröhre und Harnleiter als Zugangswege zum Stein genutzt werden können. Moderne Endoskope ermöglichen heute die Steinentfernung aus Harnblase, Harnleiter und Nierenbecken. Als besonders vorteilhaft gilt bei diesem Verfahren, dass keine Schnittoperation notwendig ist und der Patient aus diesem Grund schnell wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden kann. Auch dieses Verfahren kann bei sehr großen Steinen nicht angewendet werden.

Das laparoskopische Verfahren („Schlüsselloch-Technik") kommt zum Einsatz, wenn weder Stoßwellen noch eine endoskopische Steinentfernung erfolgreich scheinen. Über die Bauchhöhle werden vom Chirurgen die Instrumente bis zum Operationsgebiet eingeführt. Nach diesem Verfahren bleiben nur kleine Einstichstellen zurück.

Chirurgische Steinentfernung

Durch die verschiedenen neuen Verfahren muss ein Nierenstein nur noch selten chirurgisch, also durch eine offene Operation, entfernt werden. Lediglich in 5 % der Fälle kommt ein chirurgisches Verfahren zum Einsatz. Beispielsweise sind sehr große Steine, die z. B. das Nierenhohlsystem komplett ausfüllen, nur durch eine offene Operation zu entfernen.

Experte: Wissenschaftliche Beratung und Ausarbeitung: Prof. Dr. Johannes Mann, München

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern Meyer, J. et al. (Hrsg.) Elsevier, 11/2021 S2k-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe der Urolithiasis“ des Arbeitskreises Harnsteine der Akademie der Deutschen Urologen und der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. - Aktualisierung 2018, gültig bis 30.05.2024

Letzte Aktualisierung: 16.02.2022

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