Schilddrüsenkrebs: Ursachen & Risikofaktoren
Die genauen Ursachen für bösartige Tumoren in der Schilddrüse sind bislang nicht bekannt. Man weiß jedoch, dass Jodmangel die Entstehung von Schilddrüsenkarzinomen begünstigen kann. Jodmangel kann zu einer Vergrößerung der Schilddrüse führen (Kropf, Struma). Besteht ein Kropf über längere Zeit, bilden sich in der vergrößerten Schilddrüse häufig Knoten. In Gegenden, in denen die Menschen zu wenig Jod aufnehmen, haben etwa 20-30 % der Menschen Knoten in der Schilddrüse, von diesen sind jedoch weniger als 1% bösartig. Ältere Menschen haben sogar fast immer einen oder mehrere Knoten in der Schilddrüse, die aber meistens gutartig sind.
Auch radioaktive Strahlen können die Tumorgefahr in der Schilddrüse erhöhen. So stieg die Häufigkeit von bösartigen Schilddrüsentumoren bei Kindern und Erwachsenen nach dem Tschernobyl-Reaktorunfall im Jahre 1986 in Weißrussland, in der Ukraine und in Russland deutlich an. Dabei kann es bis zu 30 Jahre dauern, bis sich nach einer Strahlenüberdosis ein Schilddrüsenkarzinom entwickelt. Auch eine Bestrahlung des Halses oder der Schilddrüsenregion zur Behandlung eines anderen bösartigen Tumors steigert die Gefahr für Schilddrüsenkrebs.
Manche Formen des Schilddrüsenkrebses scheinen dagegen eine genetische Ursache zu haben. Menschen, die selbst oder deren Angehörige an einer so genannten familiären adenomatösen Polyposis oder einem Gardener-Syndrom erkrankt sind, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für ein Schilddrüsenkarzinom. Das medulläre Schilddrüsenkarzinom (s. Tabelle) kommt in etwa 25-30% der Fälle familiär gehäuft vor. Diese Patienten haben nicht selten nicht nur einen bösartigen Tumor an der Schilddrüse, sondern können zusätzlich noch andere Tumore, am häufigsten des Nebennierenmarkes (Phäochromozytom u.a.) und/oder seltener der Nebenschilddrüse (Epithelkörperchenadenome mit hohen Kalziumspiegeln = primärer Hyperparathyreoidismus) haben. Man bezeichnete diese Kombination als multiple endokrine Neoplasie Typ II.