Venöse Thrombose: Risikofaktoren - auch für Schwangere und Ältere

Risikofaktoren für eine venöse Thrombose

Für die Entstehung einer tiefen Venenthrombose sind zahlreiche Risikofaktoren bekannt, wie sich aus den beschriebenen Ursachen ergibt. Die häufigste und bekannteste Auffälligkeit an den Gerinnungsfaktoren, die zur Thrombose führen können, stellt die Mutation des Faktors V (Faktor V Leiden) dar. Allerdings erleiden nur etwa 20 % der Betroffenen überhaupt jemals eine Thrombose. Es gibt weitere Faktoren. Oft wird danach gesucht, weil eine sonst unerklärte Thrombose bei einem jungen Menschen aufgetreten ist. Eine generelle Suche nach derartigen Faktoren wird aber nicht empfohlen, da das Ergebnis nicht aussagt, ob man jemals eine Thrombose bekommt und wann.

Zu den Medikamenten, die das Thromboserisiko erhöhen, zählen die Oestrogen-haltigen Verhütungsmittel, besonders der 3. und 4. Generation. Auch eine Hormonsubstitution nach der Menopause gilt als Risikofaktor, wie auch bestimmte Antihormone zur Behandlung von Tumorerkrankungen und übermäßige Testosteronzufuhr z. B. zum Muskelaufbau. Als verbreiteter Risikofaktor gilt langes beengtes Sitzen, namentlich im Flugzeug auf Fernflügen von mehr als 4 Stunden Dauer. Verletzungen am Bein stellen Risikofaktoren dar. besonders wenn zur Behandlung eine Gipsschiene oder Orthese eingesetzt werden muss. Operationen an der Hüfte und am Knie erhöhen das Risiko derart deutlich, dass der Entstehung einer Thrombose regelmäßig mit gerinnungshemmenden Medikamenten vorgebeugt wird. Dies gilt auch für viele andere Operationen, vor allem große Tumoroperationen. Tumore selbst sind Risikofaktoren für eine Thrombose, besonders solche der Prostata, der Niere, Bauchspeicheldrüse, der weiblichen Brust, der Eierstöcke und der Lunge. Die Thromboseneigung wird auch durch Erkrankungen der weißen Blutkörperchen und Lymphknoten gesteigert (Leukämien, Lymphome). Wer bereits eine Thrombose erlitten hat, ist stärker gefährdet, eine neue Thrombose zu bekommen. Männer trifft dies doppelt so häufig wie Frauen!

Oft treten mehrere Risikofaktoren zusammen auf und rufen eine Thrombose hervor, beispielsweise wenn eine Frau mit einer Faktor-V-Mutation eine postmenopausale Hormonersatztherapie erhält und sich ein Überbein am Fuß operieren lässt, oder wenn ein Tumorpatient sich den Fuß verstaucht und drei Wochen lang einen Gipsverband bekommt. Bei der Hälfte der Thrombosen kann man allerdings solche Risiken nicht erfragen. Diese werden als „genuine“, „idiopathische“ oder „nicht ausgelöste“ Thrombosen bezeichnet.

Venöse Thrombose bei Schwangeren und älteren Menschen

Das Risiko für eine tiefe Bein- oder Beckenvenenthrombose ist bei Schwangeren und Wöchnerinnen etwa fünfmal höher als bei Nichtschwangeren. Erklärbar ist dies mit den körperlichen Veränderungen während der Schwangerschaft: Die Zusammensetzung des Blutes und der Hormonhaushalt verändern sich. Die Venenwände werden durch das vermehrt gebildete Gelbkörperhormon Progesteron elastischer und weiten sich, wodurch der Blutfluss verlangsamt wird. Im letzten Drittel der Schwangerschaft, wenn der heranwachsende Fötus und die Gebärmutter zunehmend auf die Venen im Bauchraum drücken, kann die Blutströmung zusätzlich verlangsamt werden. Im Wochenbett ist das Risiko noch für etwa 4-6 Wochen erhöht, besonders nach einem Kaiserschnitt. Insgesamt ist eine Thrombose in der Schwangerschaft trotz allem aber glücklicherweise selten.

Das hängt damit zusammen, dass die Neigung zur tiefen Venenthrombose mit dem Alter kontinuierlich steigt Die Elastizität der Venen nimmt ab, die Häufigkeit von Gefäßschäden nimmt zu. Der Blutfluss wird langsamer. Phasen mit wenig Bewegung nehmen zu. Die Blutzusammensetzung wird teilweise verändert, weil alte Menschen nicht mehr genug trinken. Ab dem 50. Lebensjahr (also nach dem Schwangerschaftsalter) sieht man eine kontinuierliche Zunahme im Auftreten von Thrombosen. Bei über 80-Jährigen liegt das Thromboserisiko nach einer schweren Operation bei 70 %.

Dies gilt allerdings nur ohne medikamentöse Thromboseprophylaxe, womit niedermolekulares Heparin als Spritze oder bestimmte Tabletten (direkte orale Antikoagulanzien, DOAKs) gemeint sind. Weil die Zusammenhänge bekannt sind, werden diese nach Operationen mittlerweile häufiger eingesetzt als vor einigen Jahren. Auch Schwangere, die schon mal eine Thrombose hatten, werden teilweise während der gesamten Schwangerschaft und bis 6 Wochen nach der Entbindung mit niedermolekularem Heparin behandelt.

Experte: Wissensch. Beratung: PD Dr. L. Caspary, Hannover & Dr. Gerhard Tepohl, München

Literatur:
• Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern Meyer, J. & Pletz, M.W. & Mayet W.-J (Hrsg.) Elsevier 11/2022 • AWMF Leitlinie: Venöse Embolie

Letzte Aktualisierung: 30.01.2023

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