Herzschwäche: Diagnose

Die Diagnose einer chronischen Herzinsuffizienz erfordert den Nachweis von Anzeichen (Symptomen) einer Herzschwäche sowie den objektiven Nachweis einer Funktionsstörung des Herzens. Die typischen Symptome sind Kurzatmigkeit, verminderte körperliche Leistungsfähigkeit, Abgeschlagenheit und Müdigkeit, nächtliche Atemnot und Knöchelschwellung. Angaben während der Patientenbefragung (Anamnese) - wie z. B. durchgemachter Herzinfarkt, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Alkoholabhängigkeit, chronische Nierenerkrankung - sind weitere wichtige Informationen zur Diagnose chronische Herzinsuffizienz.

Bei allen Patienten (vor allem mit chronischer Herzinsuffizienz) werden folgende diagnostische Schritte empfohlen (Erklärung der Abkürzungen folgt im Anschluss):

  • BNP/NT pro BNP im Blut
  • 12-Kanal-EKG
  • transthorakale Echokardiografie
  • Röntgen-Thorax
  • Routinelabor zum Nachweis oder Ausschluss von Begleiterkrankungen (Blutbild, Kreatinin und Elektrolyte, Schilddrüsenfunktion, Blutzucker und HbA1c, Lipide, Transferrin-Sättigung und Ferritin)

BNP und NT pro BNP

Als Biomarker für eine Herzschwäche dienen dem Arzt zwei Hormone aus der Gruppe der natriuretischen Peptide: das Protein BNP (brain natriuretic peptide) und eine Vorstufe davon, das NT pro BNP (eigentlich: N-terminales pro-BNP).

Erhöhte BNP- und NT pro BNP-Werte kennzeichnen eine erhöhte Wandspannung bzw. Überlastung des Herzmuskels und damit eine Herzinsuffizienz. Je höher die Werte, desto ausgeprägter die Herzinsuffizienz.

BNP: Bei plötzlich auftretenden, schweren Symptomen (akute Herzinsuffizienz) gilt ein BNP-Wert > 100 Nanogramm pro Liter Blut als erhöht, bei Verdacht auf eine chronische Herzinsuffizienz mit schleichendem Beginn dagegen bereits ab 35 Nanogramm pro Liter Blut.

BNP wird hauptsächlich in den Herzkammern gebildet und regt unter anderem die Nieren an, Flüssigkeit auszuscheiden. Wenn z. B. durch zu hohen Blutdruck oder durch einen Rückstau bei einer akuten Herzinsuffizienz der Druck im Herzen ansteigt, wird BNP von den Herzmuskelzellen freigesetzt. Das bewirkt zum einen, dass die Nieren mehr Wasser ausscheiden, und zum anderen, dass sich die Blutgefäße erweitern. In der Folge nimmt das Blutvolumen wieder ab und der Blutdruck sinkt.
NT proBNP ist eine Vorstufe des BNP und im Blut länger nachweisbar als BNP, daher lassen Mediziner bei einer Blutuntersuchung auch diesen Wert bestimmen.

NT pro BNP: Bei einer chronischen Herzschwäche liegt der Grenzwert für NT pro BNP nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie bei 125 Nanogramm pro Liter Blut, bei einer akuten Herzinsuffizienz bei 300 Nanogramm pro Liter Blut.

Zu beachten ist ferner, dass erhöhte Werte bei Vorhofflimmrn, hohem Alter, akuter und chronischer Nierenerkrankung vorkommen können, andererseits niedrige Konzentrationen bei übergewichtigen Patienten.

EKG

Ein unauffälliges EKG macht die Diagnose einer Herzinsuffizienz unwahrscheinlich. EKG-Abnormitäten (wie z. B. Vorhofflimmern, Q-Zacken, linksventrikuläre Hypertrophie, verbreiterter QRS-Komplex) können zur Diagnose Herzinsuffizienz beitragen.

Echokardiografie („Herzecho“)

Die Echokardiografie ist eine Ultraschalluntersuchung des Herzens. Ihr kommt bei der Diagnose einer Herzschwäche sowie zur Klärung der Ursache allergrößte Bedeutung zu. Das „Herzecho“ erlaubt die Beurteilung der Größe der Herzkammern sowie der systolischen und diastolischen Funktion, d.h. mit welcher Kraft bzw. Elastizität die Herzkammern sich zusammenziehen bzw. erschlaffen. Das Maß für die systolische Funktion der linken Herzkammer ist die sogenannte Auswurffraktion (Ejektionsfraktion = EF), sozusagen der Auswurfanteil des linksventrikulären Kammervolumens.

Linksventrikuläre Funktion

Auswurffraktion (EF)

normal (auch erhaltene EF)

> 55 %

leicht reduziert

41-49 %

reduziert bis hochgradig eingeschränkt

< 40 %

 

Auch für eine koronare Herzerkrankung (KHK) können sich in der Echokardiografie Hinweise finden. Insbesondere dann, wenn der Herzmuskel in einem bestimmten Bereich der Herzmuskelwand ausgedünnt erscheint und sich an diesen Stellen nicht mehr ordnungsgemäß kontrahiert, ist dies ein Zeichen für einen überstanden Herzinfarkt. Mediziner sprechen auch von einer umschriebenen Akinesie (Bewegungslosigkeit). Sehr hilfreich ist die Echokardiografie für die Beurteilung der Herzklappen, wobei sowohl die Beschaffenheit als auch die Funktion der Klappen begutachtet werden. So ist es auch ohne Herzkatheter möglich, den Schweregrad einer Klappenundichtigkeit (Insuffizienz) oder einer Klappenverengung (Stenose) exakt zu bestimmen. Dazu wird mit der Doppler Technik die Blutströmung über der Klappenöffnung gemessen.

Die Stressechokardiographie (Ultraschalluntersuchung des Herzens während körperlicher Belastung auf dem Fahrradergometer oder bei Einwirkung eines Pharmakons kann bei Patienten mit HFpEF, Herzklappenerkrankung oder ätiologisch unklarer Atemnot diagnostisch hilfreich sein.

Röntgen-Thorax

Eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs (Thorax) wird empfohlen, um mögliche andere Ursachen von Kurzatmigkeit wie z. B. eine Lungenerkrankung auszuschließen. Außerdem wird der Untersuchende informiert über Lungenstauungszeichen und Herzgröße.

Weitere bildgebende Verfahren zur Diagnose der chronischen Herzinsuffizienz:

Die kardiale Magnet-Resonanz-Bildgebung (CMR)

Die CMR erlaubt eine Fibrose oder Narben am Herzmuskel zu erkennen, die sich typischerweise an die Herzinnenhaut grenzend (subendokardial) bei Patienten mit ischämischer Herzerkrankung finden im Kontrast zur Narbenbildung in der Wandmitte bei Herzmuskelvergrößerung (dilatativer Kardiomyopathie) oder Herzmuskelentzündung (Myokarditis).-Auch andere Herzmuskelerkrankungen mit Herzinsuffizienzsymptomatik (wie die Amyloidose, Sarkoidose, Morbus Fabry, LV Non-Compaction Kardiomyopathie, Hämochromatose und arrhythmogener Kardiomyopathie) sind hiermit zu entdecken.

Koronare Computer-Angiografie (CTA)

Eine CTA kommt in Betracht, wenn Anamnese oder EKG auf eine koronare Herzerkrankung als Ursache der Herzinsuffizienz hinweisen.

Selektive Koronarangiografie und Rechtsherzkatheter

Eine selektive Koronarangiografie und Rechtsherzkatheter kann bei Patienten mit Herzinsuffizienz erwogen werden, wenn eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine koronare Herzerkrankung besteht oder ein Ischämienachweis vorliegt, ferner bei therapieresistenter Angina pectoris oder symptomatischen ventrikulären Arrhythmien (Kammerflimmern).

Rechtsherzkatheter

Ein Rechtsherzkatheter wird bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz empfohlen, für die eine Herztransplantation geplant ist.

Experte: Wissensch. Beratung und Ausarbeitung: Prof. Dr. med. Wolfram Delius, München

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern Meyer, J. et al. (Hrsg.) Elsevier, 11/2021 ESC-Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure. Eur Heart J Vol 42 ,Issue 36, Sept 2021 Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische Herzinsuffizienz, 3.Auflage, Version 3 (2021) Perspektiven der Kardiologie. Deutsches Ärzteblatt 2/2021 Re-emergence of heart failure with a normal ejection fraction : Eur Heart J , Volume 43,Issue 5, 1 Febr. 2022 Effect of empaglifozin in patients with heart failure across the spectrum of left ventricular ejectiobn fraction Eur Heart J (2022)43, 416-426

Letzte Aktualisierung: 11.03.2022

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