29.06.2020

Medikamente ohne tierische Wirkstoffe erhöhen Therapietreue bei Bauchspeicheldrüsenschwäche

Bei wiederkehrenden Durchfällen wegen einer Bauchspeicheldrüsenschwäche kann eine Ezymbehandlung helfen. Allerdings ist die für Vegetarier problematisch, aber es gibt Alternativen.

Wer vegetarisch lebt und auf bestimmte tierische Lebensmittel und Produkte verzichtet, kann häufig auch nur schwer Arzneimittel mit tierischen Wirk- und Inhaltsstoffen akzeptieren. Ein Großteil dieser Patienten würde lieber keine Medikamente, als solche mit tierischen Inhaltsstoffen einnehmen.  „Etwa jeder dritte Patient in unserer Praxis hat Vorbehalte gegenüber Medikamenten mit tierischen Wirk- und Inhaltsstoffen. Überwiegend werden Bedenken von Vegetariern, aber auch von Muslimen geäußert“, berichtet der Allgemeinmediziner Dr. Jörn Reckel aus Ahrensburg über seine Erfahrungen bezüglich der zunehmenden Verunsicherung von Patienten im Hinblick auf die Zusammensetzung von Medikamenten.

Der Erfolg der Behandlung könne daran scheitern, dass Patienten Medikamente mit tierischen Wirkstoffen, aber auch Gelatine, nicht wie vom Behandler angeordnet einnehmen. Er könne nur alle Patienten mit Bedenken vor Beginn einer neuen Behandlung dazu auffordern, Ihre Vorbehalte zu äußern, so der Appell des Mediziners, denn es gäbe meist wirksame Alternativen.

So muss beispielsweise bei einer Schwäche der Bauchspeicheldrüse (exokrine Pankreasinsuffizienz = EPI) zu jeder Mahlzeit Medikamente mit Enzymen eingenommen werden, da nicht ausreichend körpereigene Verdauungsenzyme produziert werden. Werden von der Bauchspeicheldrüse aufgrund einer exokrinen Pankreasinsuffizienz zu wenig Enzyme für die Verdauung gebildet, gelangen unvollständig verdaute Nahrungsbestandteile in tiefere Darmabschnitte und verursachen dann Blähungen sowie Bauchschmerzen. Zudem werden unverdaute Nahrungsfette in Form von Durchfall nach fettigen Mahlzeiten ausgeschieden. Bei jedem 10. Patienten mit Verdauungsbeschwerden sind solche charakteristischen Fettstühle, wiederkehrenden Schmerzen und Blähungen auf eine Minderfunktion der Bauchspeicheldrüse zurückzuführen.

Bei bestimmten Erkrankungen wie Diabetes mellitus, chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) und Mukoviszidose, aber auch mit zunehmendem Alter, tritt eine Bauchspeicheldrüsenschwäche besonders häufig auf.  Essen wird für Betroffene zur Qual, fettige Nahrungsmittel werden aus Angst vor Schmerzen häufig gemieden. Langfristig ist ein solcher Verzicht jedoch keine Lösung, da die Einschränkungen zu Gewichtsverlust und Mangelzuständen führen können. Mittel der Wahl sind dann Verdauungsenzyme, die zu jeder Mahlzeit eingenommen werden sollten. Diese übernehmen die Aufgaben der fehlenden körpereigenen Enzyme, in dem sie Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette so spalten, dass sie vom Körper aufgenommen und verwertet werden. Dadurch können schmerzhafte Verdauungsbeschwerden nach dem Essen reduziert und eine ausreichende Versorgung des Körpers mit Nährstoffen sowie fettlöslichen Vitaminen sichergestellt werden.  

Neben Präparaten, die aus der Bauchspeicheldrüse von Schweinen gewonnen werden, sind so genannte Rizoenzyme verfügbar, die aus Reispilzkulturen hergestellt werden. Durch ihre natürliche Stabilität gegenüber der aggressiven Magensäure wirken diese bereits im Magen und damit früher als die tierische Alternative, die erst im Dünndarm aktiv werden. Durch die Wirkung der Rizoenzyme bereits im Magen und anschließend im Darm, haben die Rizoenzyme ein breites Wirkzeitfenster und die Symptome einer Bauchspeicheldrüsenschwäche können effektiv gelindert werden. 

Diese vegetarische Variante der Enzymersatztherapie ermöglicht auch Patienten, die tierische Wirkstoffe ablehnen, eine effektive Linderung von wiederkehrenden Durchfällen, Blähungen und Oberbauchschmerzen. Rizoenzyme stellen somit eine wirksame Behandlungsoption dar, und das nicht nur für Patienten mit Vorbehalten.

Quelle: Cramer-Gesundheits-Consulting GmbH (CGC)

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