26.11.2018

Persönliche Darmflora beeinflusst die Wirkung von Cholesterin-Senkern

Einen Beitrag zur Erklärung, warum cholesterinsenkende Medikamente individuell oft unterschiedlich gut wirken, können möglicherweise neue Studienergebnisse der Berliner Charité liefern.

Die Cholesterin-senkende Wirkung eines Statins wird von der persönlichen Darmflora beeinflusst – man spricht auch vom sog. Darm-Mikrobiom, also der Gesamtheit der verschiedenen Bakterienarten im Darm eines Menschen: Im Tierversuch wirkte der Cholesterinsenker Atorvastatin bei Mäusen ohne natürliches Darm-Mikrobiom und mit fettreicher Diät schlechter, zeigt eine Studie der Berliner Charité (siehe Scientific Reports, Online-Veröffentlichung am 12.1.2018). Die neuen Beobachtungen könnten mit erklären, warum cholesterinsenkende Medikamente individuell sehr unterschiedlich gut wirken.

Was die Studie des Teams um Friedericke Zimmermann und PD Dr. Arash Haghikia von der Klinik für Kardiologie am Campus Benjamin Franklin der Berliner Charité, die vor kurzem auf den Deutschen Herztagen in Berlin präsentiert wurde, im Detail zeigt: Der Cholesterinsenker Atorvastatin wirkt im Tierversuch bei Mäusen ohne natürliches Darm-Mikrobiom, die sehr fettreiche Nahrung bekommen, weniger gut als bei fettarm ernährten Tieren. „Das Darm-Mikrobiom scheint an dem LDL-Cholesterin senkenden Effekt von Atorvastatin beteiligt zu sein“, so Studienautorin Friedericke Zimmermann. „Da sich das Darm-Mikrobiom aufgrund genetischer Faktoren sowie der Ernährungsweise und anderer Umwelteinflüsse zwischen Individuen unterscheidet, könnten die Beobachtungen unserer Arbeit zum Verständnis der individuell variablen Cholesterin-senkenden Wirkung von Statinen beitragen.“ Derzeit untersucht das Berliner Forscherteam molekulare Mechanismen, die der Mikrobiom-abhängigen Regulation der Statinwirkung zugrunde liegen.

In der experimentellen Studie verglichen die Forscher Mäuse mit intakter Darmflora mit gnotobiotischen Tieren, also Mäusen, die keine Keimbesiedelung im Darm haben. Den Tieren wurde eine Standarddiät oder cholesterinreiche Nahrung gefüttert, zum Teil erhielten sie zusätzlich Atorvastatin.

Es zeigte sich, dass die LDL-senkende Wirkung von Atorvastatin nach cholesterinreicher Diät bei den Mäusen ohne Mikrobiom deutlich geringer war als in der Kontrollgruppe. Bei den Mäusen mit Mikrobiom zeigte ein Vergleich der Bakterienstämme von Mäusen mit fettreicher Nahrung und solchen mit Standardnahrung markante Unterschiede in der Artenzusammensetzung: die fettreich gefütterten hatten mehr Bakterien des Firmicutes-Phylums und weniger des Bacteroides-Phylums. Diese Veränderung wurde durch die Behandlung mit Atorvastatin dann aufgehoben.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.

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