Krebstherapie: Komplementäre und alternative Therapieverfahren
Neben den oben beschriebenen Behandlungen nutzen viele Patientinnen und Patienten komplementäre und alternative Methoden. In Erhebungen aus Deutschland nutzt ca. die Hälfte aller Patientinnen und Patienten im Verlauf ihrer Erkrankung mindestens eine dieser Methoden oder Verfahren. In einigen Patientengruppen werden Nutzerraten von über 90 % gefunden. Hierzu gehören insbesondere die Patientinnen mit Brustkrebs. Der typische Nutzer ist weiblich, jünger und hat einen hohen Bildungsstand. Ein häufiges Motiv ist der Wunsch, selbst aktiv werden zu können und zum Therapieerfolg beizutragen. In Deutschland werden u. a. diese Angebote genutzt [13, 14]:
- Medizinische Systeme: Akupunktur, Akupressur, Anthroposophische Medizin, Homöopathie Klassische Naturheilverfahren, Traditionelle Chinesische Medizin
- Mind-Body-Verfahren: Meditation, Mindfulness-based Stress Reduction (MBSR), Multimodale und Integrative Verfahren, Tai Chi/ Qigong, Yoga
- Manipulative Körpertherapien: Bioenergiefeldtherapien, Chirotherapie/ Osteopathie/ Cranio- Sacral-Therapie, Hyperthermie: Elektro- und Ganzkörperhyperthermie, Reflextherapie, Schwedische Massage, Shiatsu/ Tuina, Sport/ Bewegung
- Biologische Therapien: Carnitin, Folsäure, Ketogene Diäten, Selen, Vitamine, Amygdalin, Spurenelemente, Enzyme (Proteasen), Phytotherapeutika.
Für die meisten Methoden der komplementären und alternativen Medizin liegen nur wenige wissenschaftliche Daten in Bezug auf die Wirksamkeit bei Krebserkrankungen vor, z. B. zur Heilungsrate oder zur Verlängerung der Lebensqualität. Bei anderen wie Sport/Bewegung oder Yoga ist die Evidenz gut.
Es wird empfohlen, alle Patientinnen und Patienten frühestmöglich und im Verlauf wiederholt auf die aktuelle und die geplante Anwendung von komplementären Maßnahmen anzusprechen und ggf. auf seriöse Informationsquellen hinzuweisen. Damit wird verhindert, dass sich Patientinnen und Patienten in Parallelwelten aufhalten. Gerade biologische Therapien können auch mit Nebenwirkungen belastet sein oder zu Interaktionen mit anderen Arzneimitteln führen.