Leberkrebs: Therapie

Die Wahl der Therapie hängt vom Stadium der Krebserkrankung, dem Alter und Allgemeinzustand des Betroffenen und der Beschaffenheit des entarteten Gewebes ab. Bei Leberkrebs im fortgeschrittenen Stadium spielt die Schmerztherapie eine große Rolle. Es gibt zahlreiche Medikamente und Methoden, mit denen sich Tumorschmerzen lindern lassen. Das Mittel der Wahl und die Dosierung muss der Arzt für jeden Patienten individuell ermitteln.

Neue zielgerichtete medikamentöse Therapieansätze für die Erstlinientherapie durch direkte (orale) Tyrosinkinase -Hemmer, z. B. Sorafenib oder Lenvatinib, die das Wachstum von Lebertumorzellen und ihre versorgenden Blutgefäße hemmen oder verzögern, verbessern die Möglichkeiten der Chemotherapie von Leberkrebs.

Große Erwartungen in neue wirksame Therapiemöglichkeiten werden auch in die Anwendung von Immuntherapien mit sog. Checkpoint-Inhibitoren gesetzt, die gezielt eine Aktivierung des körpereigenen Immunsystems bewirken, um Tumorzellwachstum durch die Einleitung eines programmierten Zelltodes mit z. B. PD-1 Antikörpern oder mit Liganden PD-L1 Rezeptor-Hemmern zu zerstören. Diese Therapien werden bereits jetzt in unterschiedlichen Kombinationen in Studien erfolgreich eingesetzt und könnten künftig Therapiestandard werden.

Bei fortgeschrittenem Leberkrebs ist der Therapiestandard in der Erstlinie gemäß aktueller Leitlinien eine Kombination aus dem Immun-Checkpoint-Hemmer Atezolizumab mit dem zielgerichteten Antikörper Bevacizumab. Ist eine solche Kombination nicht möglich, kommen Medikamente wie Sorafenib oder Lenvatinib in Frage. Falls die Krebserkrankung dennoch fortschreitet, gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten. Aktuelle Informationen finden Sie in der neu überarbeiteten S3-Leitlinie und beim Deutschen Krebsinformationsdienst.

Kleine isolierte Knoten kann der Chirurg operativ entfernen, indem er den betroffenen Leberabschnitt in einer Bauchoperation entnimmt. Leberzelladenome werden nur ab einer Größe von 5 Zentimetern operiert, denn die Gefahr, dass sie bösartig werden, ist gering. Bei einem zu starken Befall kann eine Lebertransplantation unausweichlich sein, allerdings nur wenn der Krebs noch nicht in andere Organe gestreut hat.

Alternativ kann der Arzt versuchen, den Tumor mit folgenden Maßnahmen zu verkleinern:

Transarterielle Chemoembolisation

Hierbei wird die Blutzufuhr der Krebsknoten mechanisch mit Gelschaum oder kleinen Metallspiralen verschlossen. Zusätzlich kann der Operateur noch ein Chemotherapeutikum in den Knoten einschleusen, das die Krebszellen lokal zerstört. Bei diesem Verfahren wird zwar das Tumorwachstum gehemmt, unklar ist noch inwieweit dadurch das Leben des Patienten verlängert werden kann.

Eine ähnliche lokal ablative Therapieform mit radioaktiv markierten Nanopartikeln steht für besondere Ausnahmefälle auch als Radioembolisation (SIRT) in einzelnen speziellen Tumorzentren zur Verfügung.

Radiofrequenzablation (RFA)

Bei der Radiofrequenzablation werden Tumoren der Leber durch Hitze zerstört. Die Hitze wird durch eine Sonde erzeugt, die unter Ultraschallkontrolle in den Tumor eingebracht wird. Durch einen Generator wird ein hochfrequenter Wechselstrom erzeugt, der über die Sonde zu einem starken Temperaturanstieg im Gewebe führt. Das Tumorgewebe wird dadurch so stark erhitzt, dass es abstirbt.

Die Vorteile der Radiofrequenzablation gegenüber anderen sind die geringe Nebenwirkungs- und Komplikationsrate. Selbst bei eingeschränkter Leberfunktion (z. B. bei einer Leberzirrhose) kann dieser Eingriff sicher durchgeführt werden. Der Eingriff wird unter Betäubung ohne eine Vollnarkose durchgeführt. In der Regel ist dafür ein Klinikaufenthalt von wenigen Tagen ausreichend.

Je nach Art des Tumors kann es sinnvoll sein, die Radiofrequenzablation mit anderen Therapieverfahren zu kombinieren, z. B. mit einer Chemoembolisation. Wenn viele über die Leber verteilte Tumoren vorliegen, der Tumor zu groß ist oder die Tumorerkrankung auch andere Regionen des Körpers betrifft (Organe, Lymphknoten), ist eine Radiofrequenzablation meist nicht sinnvoll.

Lebertransplantation

Eine Lebertransplantation ist besser zur Behandlung eines Leberkarzinoms geeignet als eine operative Entfernung der Leber. Eine Transplantation ist jedoch nur möglich, wenn sich in der Leber maximal 3 Knoten mit einem Durchmesser von weniger als 3 Zentimeter befinden oder ein Tumor mit einem Durchmesser von weniger als 5 Zentimetern. Ein breiter Einsatz der Transplantation scheitert meist daran, dass nicht genügend Spenderorgane verfügbar sind.

Experte: Wissenschaftliche Beratung & Ausarbeitung: Prof. Dr. med. Guido Gerken, Essen

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Hrsg.: Meyer, J. & Pletz, M.W. & Mayet W.-J et al. ; Elsevier, 5/2021 Essentielles zur Leber, Hrsg.: A. Canbay & G. Gerken, MWV Med. Wiss. Verlagsgesellschaft, Berlin, 2021

Letzte Aktualisierung: 13.08.2021

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