Leberzirrhose: Prognose & Vorsorge

Prognose & Verlauf

Die Lebenserwartung von Patienten mit einer fortgeschrittenen Leberzirrhose ist gegenüber Gesunden deutlich verkürzt. So stirbt jeder zweite Patient mit alkoholbedingter Leberzirrhose innerhalb von 5 Jahren, wenn er weiter Alkohol trinkt. Kommen weitere Komplikationen hinzu, sterben 3 von 4 Patienten innerhalb dieses Zeitraums. Deshalb ist es wichtig, dass die Ursachen der Lebererkrankung rechtzeitig von einem Gastroenterologen oder Hepatologen erkannt und die leberschädigenden Faktoren behandelt werden.

Das Ausmaß der Zirrhose wird mit Hilfe der so genannten Child-Pugh-Kriterien in verschiedene Stadien eingeteilt. Dabei werden die Leberfunktion (Albumin, Blutgerinnung, Bilirubin) gemessen sowie Folgeerkrankungen (Bauchwassersucht, Enzephalopathie) berücksichtigt. Die daraus resultierende Einteilung in die Stadien A-C erlaubt dem Internisten eine Aussage über die Prognose. Dem Child-Pugh-Score vergleichbar ist der in letzter Zeit zunehmend verwendete MELD-Score.

Jeder zweite Patient mit einer Bauchwassersucht und Pfortaderhochdruck stirbt innerhalb von 2 Jahren. Entzündet sich der Bauchraum, sinken die Heilungschancen weiter: 50-90 % dieser Patienten versterben.

Die häufigsten Todesursachen sind Leberversagen, Blutung aus Krampfadern der Speiseröhre und des Magens und Leberkrebs. So entwickelt sich pro Jahr bei 2-6 % der Hepatitis C-Patienten mit Leberzirrhose ein Leberkrebs.

Vorsorge & Schutz

Potenziell leberschädigende Medikamente sollten Sie grundsätzlich nicht länger als notwendig und nur nach Rücksprache mit Ihrem behandelnden Internisten einnehmen. Von ihm erhalten Sie auch Auskünfte über Nebenwirkungen Ihrer Medikamente. Ein Schutz gegen Hepatitis A und B durch Impfung ist bei Leberzirrhosepatienten dringend zu empfehlen.

Außerdem schonen Sie ihre Leber, in dem Sie auf Alkohol ganz bis weitgehend verzichten, insbesondere wenn noch andere Krankheiten oder medikamentöse Therapien vorliegen.
Gesunde Männer können im Allgemeinen pro Tag 1-2 viertel Liter Bier oder 1-2 achtel Liter Wein trinken. Für gesunde Frauen ist diese Menge in der Regel zu halbieren, also deutlich geringer.
Wer dauerhaft mehr Alkohol trinkt, bei dem ist das Risiko für die Entstehung einer Leberzirrhose deutlich (etwa um das 6 -8 fache) erhöht.

Bei bekannter vollständiger Leberzirrhose ist zur genauen Erkennung des Ausmaßes der fortgeschrittenen Schädigung eine zusätzliche Magenspiegelung (Gastroskopie) wichtig, um die Bildung von Krampfadern in der Speiseröhre oder im Magen nachzuweisen und gegebenenfalls zu behandeln. Da eine Leberzirrhose eine Vorstufe für Leberkrebs sein kann, sollten Sie alle 3-6 Monate eine Kontrolle der Blutwerte und eine Ultraschalluntersuchung vornehmen lassen. In einzelnen Fällen ist es dann auch sinnvoll, sog. Biomarker wie Alpha-1-Fetoprotein (AFP) im Blut zu bestimmen.

Experte: Prof. Dr. med. Joachim Mössner, Leipzig und Prof. Dr. med. Guido Gerken, Essen

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Hrsg.: Meyer, J. & Pletz, M.W. & Mayet W.-J et al. ; Elsevier, 5/2021 Referenz Gastroenterologie; Hrsg.: Riemann JF, Fischbach W, Galle PR, Mössner J; Thieme-Verlag Stuttgart, 2019 Essenzielles zur Leber; Hrsg.: Canbay A, Gerken G; MWV Verlagsgesellschaft Berlin, 2021 Gastroenterologie für Intensivmediziner; Hrsg.: Canbay A, Gerken G; Thieme-Verlag Stuttgart, 2017

Letzte Aktualisierung: 29.09.2021

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