Leberzirrhose: Therapie

Die Therapie der Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose einschließlich Leberzellkrebs ist sehr komplex und stellt höchste Anforderungen an die behandelnden Spezialisten. Dies erfordert zunehmend ein interdisziplinäres Vorgehen und das Vorhandensein spezieller mit der Zirrhose-Behandlung erfahrener Zentren.

Die optimale Behandlung hängt in erster Linie von der der Zirrhose zu Grunde liegenden Erkrankung ab.

Bahnbrechend erfolgreich ist heutzutage die Behandlung der Virushepatitis C, die durch spezielle antivirale orale kombinierte Substanzen (DAA) in bis zu 98 % der Fälle ausgeheilt werden kann. Dies führt zur Unterdrückung der Virusproduktion, zur Verbesserung der chronischen Entzündung einschließlich der Zirrhose und zur Senkung des Risikos für die Entwicklung eines Leberzellkarzinoms. Ähnliche erfolgreiche antivirale Therapien haben sich auch für die Behandlung der Hepatitis B etabliert bis hin zur funktionellen Ausheilung, jedoch noch nicht komplett, so dass die Gefahr eines Rückfalles besteht, wenn die Therapie zu früh beendet wird.

Aktuell gibt es jedoch noch keine spezifischen Medikamente, mit denen die übersteigerte Bildung von Bindegewebe bei einer Leberzirrhose behandelt werden kann. Auch für viele Stoffwechsel- und Autoimmunerkrankungen gibt es noch keine ursächlichen Therapiemöglichkeiten.

In vielen Fällen kann Ihr Internist die Zerstörung der Leber aufhalten, wenn er die Ursachen kennt. Bereits eingetretene Schäden kann er jedoch nicht wieder rückgängig machen. In schweren Fällen und bei fortgeschrittener Erkrankung ist deshalb eine Lebertransplantation die einzige Chance auf Heilung.

In jedem Fall sollten Patienten möglicherweise leberschädigende Substanzen meiden und Medikamente nur nach Rücksprache mit ihrem Arzt einnehmen. Patienten mit alkoholbedingter Leberzirrhose sollten auf Alkohol konsequent verzichten und ihre Alkoholkrankheit behandeln lassen. Die Entscheidung zum Alkoholentzug muss in jedem Fall vom Betroffenen selbst ausgehen. Angehörige können unterstützend auf den Patienten einwirken und Kontakte zu Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen oder Therapiezentren herstellen.

Wichtig sind auch eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung sowie die Förderung des Stuhlgangs, um den Körper von Giftstoffen zu befreien. Bei einer Fettleber sollten übergewichtige Patienten ihre Lebensweise ändern und durch fettarme Ernährung und Kalorienreduktion ihr Gewicht vermindern. Eine spezielle Leberdiät ist bei fehlenden Komplikationen und normalem Ernährungszustand aber nicht sinnvoll. Auch so genannte Leberschutzpräparate haben keinen wissenschaftlich nachgewiesenen Nutzen.

Rasch auftretende Bauchwassersucht, hepatische Enzephalopathie oder eine Speiseröhren-Magen-Darm-Blutung sind lebensbedrohliche Komplikationen und müssen umgehend in einer mit diesen Erkrankungen erfahrenen Klinik behandelt werden:

Die Flüssigkeit bei einer Bauchwassersucht kann durch harntreibende Medikamente (Diuretika) ausgeschwemmt werden. Außerdem sollten Patienten auf eine natriumarme Ernährung (max. 3 Gramm pro Tag) achten. Bei großen Flüssigkeitsmengen oder wenn die Diuretika nicht wirken, kann die Flüssigkeit auch durch eine Punktion abgelassen werden.

Eine Entzündung im Bauchraum muss mit Antibiotika behandelt werden.

Bei einer hepatischen Enzephalopathie ist es das Ziel, die Giftstoffe im Blut zu verringern. Dazu sollte der Patient weniger Eiweiß über die Nahrung zu sich nehmen, durch verstärkte Aufnahme von Kohlenhydraten den Eiweißstoffwechsel verringern und mit Hilfe von Laktulose die Ausscheidung von Ammoniak aus dem Darm zu verbessern. Durch eine Antibiotika-Gabe kann darüber hinaus der Darm gereinigt werden.

Eine Blutung aus Krampfadern der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) kann der Gastroenterologe durch Veröden oder Anbringen von Gummibandligaturen während einer Magenspiegelung (Gastroskopie) stillen. Außerdem wird er versuchen, den Blutverlust durch die Gabe von Blutkonserven auszugleichen. Mit Hilfe von Medikamenten kann er darüber hinaus den Druck in den Krampfadern senken und so die Gefahr von erneuten Blutungen verringern.

Experte: Prof. Dr. med. Joachim Mössner, Leipzig und Prof. Dr. med. Guido Gerken, Essen

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Hrsg.: Meyer, J. & Pletz, M.W. & Mayet W.-J et al. ; Elsevier, 5/2021 Referenz Gastroenterologie; Hrsg.: Riemann JF, Fischbach W, Galle PR, Mössner J; Thieme-Verlag Stuttgart, 2019 Essenzielles zur Leber; Hrsg.: Canbay A, Gerken G; MWV Verlagsgesellschaft Berlin, 2021 Gastroenterologie für Intensivmediziner; Hrsg.: Canbay A, Gerken G; Thieme-Verlag Stuttgart, 2017

Letzte Aktualisierung: 29.09.2021

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