Diphtherie: Prognose, Verlauf & Impfung

Prognose & Verlauf

Der Verlauf einer Diphtherie-Infektion hängt ab vom Immunsystem und Impfstatus des Betroffenen, dem Zeitpunkt der Behandlung und möglichen Komplikationen. Eine schwere Diphtherie führt bei etwa 5-10% der Patienten trotz optimaler intensivmedizinischer Behandlung zum Tod aufgrund von Erstickung durch Verlegung der Atemwege, Herzversagen, schweren Herzrhythmusstörungen oder Lähmung der Atemmuskulatur. Werden die Patienten nicht ausreichend schnell oder falsch behandelt, sterben bis zu 25% an der Erkrankung, bei Kleinkindern und alten Menschen bis zu 40%. Wird die Erkrankung überstanden bilden sich auch schwere Schädigungen wie z.B. Nervenlähmungen oder eine Herzmuskelentzündung meist vollständig zurück. Da eine Infektion mit Diphtherie-Erregern keine langfristige Immunität erzeugt, sollte nach Rekonvaleszenz je nach dokumentiertem Impfstatus eine Grundimmunisierung begonnen bzw. abgeschlossen werden oder, wenn die letzte Impfung  mehr als 12 Monate zurückliegt, eine Auffrischimpfung gegen Diphtherie gegeben werden.

Vorsorge & Impfung

Der beste Schutz vor einer Diphtherie-Erkrankung ist die aktive Impfung mit dem inaktivierten Diphtherie-Toxin (Toxoid-Impfstoff). Diese muss für einen zuverlässigen und langanhaltenden Schutz mehrfach verabreicht werden (Grundimmunisierung). Hierzu erhalten Säuglinge entsprechend den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut viermal eine Diphtherieimpfung, üblicherweise mit den Mehrfachimpfstoffen, die im Alter von 2, 3, 4 und 11-14 Monaten gegeben werden.

Zudem sollten Kinder mit 5 bis 6 Jahren und Jugendliche im Alter zwischen 9 und 17 Jahren jeweils eine Auffrischimpfung erhalten. Leider vergessen dies viele Eltern. Deshalb sind viele Jugendliche und junge Erwachsene nicht mehr ausreichend geimpft. Bei den 18- bis 29-jährigen hat beispielsweise fast ein Drittel keinen ausreichenden Impfschutz, obwohl über 90% von ihnen als Kinder geimpft wurden.

Bei der letzten Schuleingangsuntersuchung 2016 hatten 94,5% der Kinder in Deutschland eine vollständige Grundimmunisierung. Dies ist zwar mehr als die von der WHO empfohlene Mindestimpfrate von 90% zur Aufrechterhaltung der Bevölkerungsimmunität, jedoch um 2,5% weniger als bei der Schuleingangsuntersuchung 10 Jahre zuvor. Bei Personen mit unvollständiger oder fehlender Grundimmunisierung sollten die fehlenden Impfungen nachgeholt werden, wobei jede bisher gegebene und dokumentierte Impfung zählt (keine Höchstabstände). Ab einem Alter von 5 Jahren erfolgen zur vollständigen Grundimmunisierung 3 Impfungen, zwei im Abstand von 4 –-8 Wochen und eine 3. Impfung 6 - 12 Monate später.

Zur Aufrechterhaltung eines zuverlässigen Impfschutzes sollten Jugendliche und Erwachsene dann alle 10 Jahre eine Auffrischimpfung erhalten. Diese wird in der Regel in Kombination mit einer Tetanusimpfung durchgeführt. Zudem wird empfohlen, die nächste fällige Diphtherie-Auffrischimpfung einmalig als Kombinationsimpfung mit einer Tetanus- und einer Keuchhusten-Impfung (Pertussis) zu geben. Auch wenn der Zehn-Jahres-Abstand erheblich überschritten wurde, ist keine erneute Grundimmunisierung erforderlich. 

Die Auffrischimpfungen werden jedoch oft versäumt: Nur gut die Hälfte der Erwachsenen ist gegen Diphtherie ausreichend geschützt. Da in Deutschland die meisten Kinder gegen Diphtherie geimpft sind, hat dies meist keine Konsequenzen. Doch im Ausland entfällt dieser „Herdenschutz". Reisende, vor allem in Gebiete in denen Diphtherie-Infektionen oder gar Ausbrüche auftreten, sollten deshalb ihren Impfschutz unbedingt überprüfen. Bisher Ungeimpfte sollten vor der Reise möglichst 2 Impfungen im Abstand von 4 Wochen erhalten, um geschützt zu sein

Experte: Wissenschaftliche Beratung & Ausarbeitung: Prof. Thomas Löscher, München

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Hrsg.: J. Meyer et al. ; Elsevier, 5/2018

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