Herzinfarkt: Erste Hilfe & Komplikationen

Akute lebensbedrohliche Komplikationen

Der gefährlichste Zeitraum für Komplikationen sind die ersten 48 Stunden nach dem Akutereignis! Eine ständige Überwachung auf der Intensivstation ist daher in dieser Akutphase unbedingt notwendig.

Lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen

Etwa die Hälfte der Patienten mit akutem Herzinfarkt stirbt, bevor sie das Krankenhaus erreicht. Ursache ist in den meisten Fällen eine schwere Herzrhythmusstörung, das sogenannte Kammerflimmern. Die extrem erhöhte Herzschlagfrequenz führt zum funktionellen Herzstillstand. Beim Kammerflimmern müssen sofort lebensrettende Maßnahmen eingeleitet werden. Dazu zählen eine unverzügliche Herzdruckmassage und der Einsatz eines Elektroschockgerätes (Defibrillator).

Herzleistungsschwäche

Da in den meisten Infarkt-Fällen die linke Herzkammer, die die wesentliche Pumpleistung erbringen muss, betroffen ist, kann sich noch im akuten Stadium oder aber im weiteren Verlauf eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) entwickeln. Die schwerste Form des Pumpversagens ist der kardiogene Schock. Führendes Symptom der Herzschwäche ist die Atemnot. Sie kommt dadurch zustande, dass sich Blut von der Infarkt-geschädigten Herzkammer in die Lunge zurück staut und sich hierdurch die Sauerstoffaufnahme verschlechtert.

Weitere Akutkomplikationen

Das absterbende Herzmuskelgewebe im Infarktbereich ist, so lange sich noch kein Narbengewebe ausgebildet hat, gegenüber (Blut-)Druckbelastungen weniger widerstandsfähig als im Normalzustand. So ist ein Einriss (Ruptur) der Herzwand im Infarktbereich eine mögliche Akutkomplikation des Infarktes – mit fast immer unmittelbarer Todesfolge.

Eine schwere Störung der Pumpfunktion der linken Herzkammer kann auch eintreten, wenn der muskuläre Halteapparat der linken Herzklappe (Mitralklappe) vom Infarkt betroffen ist (akute Mitralklappeninsuffizienz). Die resultierende Schlussunfähigkeit der Mitralklappe bedeutet so viel Mehrarbeit für die Herzkammer, dass deren Leistungsfähigkeit deutlich nachlässt.

Spätkomplikationen

Die Entwicklung einer chronischen Herzschwäche ist die häufigste Spätkomplikation nach einem erlittenen Herzinfarkt. Nach überstandener Akutphase und abgeschlossener Narbenbildung stellt sich allmählich heraus, wie viel arbeitsfähiges Herzmuskelgewebe noch erhalten ist. Dieses versucht sich durch strukturelle Veränderungen der Mehrbelastung anzupassen. Am Ende dieses mit einer Vergrößerung der Herzkammer einhergehenden Prozesses steht oft die chronische Herzschwäche.

Gelegentlich bildet sich im Bereich der Infarktnarbe eine bis faustgroße Auswölbung (Aneurysma). Wenn ein solches Aneurysma die Pumpfunktion der Herzkammer zu sehr schwächt, kann herzchirurgisch eine Beseitigung dieses Narbengewebes versucht werden.

Weitere häufige Spätkomplikationen sind vor allem Herzrhythmusstörungen, aber auch wieder auftretende Angina-pectoris-Anfälle. Die Wahrscheinlichkeit einen erneuten Herzinfarkt zu erleiden, ist deutlich erhöht.

Experte: Wissensch. Beratung: Prof. Dr. Hans Martin Hoffmeister & Dr. Norbert Smetak

Literatur:
https://leitlinien.dgk.org/files/2018_Pocket_Leitlinie_STEMI_Internetversion_Neu.pdf

Letzte Aktualisierung: 25.08.2022

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