Morbus Hodgkin: Therapie
Wie die Diagnostik erfolgt auch die Therapie des Morbus Hodgkin in Abhängigkeit des jeweiligen Stadiums der Erkrankung (stadiengerecht) und führt in 80% zu einer Heilung. Die Therapie wird immer in kurativer Absicht durchgeführt und wird in Deutschland durch laufende, zentrale Studien der Morbus-Hodgkin-Studiengruppe in Köln standardisiert und immer wieder aktualisiert. So sind zum Beispiel in den Hodgkin-Studien HD-13, -16, -17 und -18 Fragestellungen wie die Therapieintensität, die Therapiedauer und die Übernahme von neuen Medikamenten in die Behandlung systematisch geklärt worden.
Aktuell werden drei Therapiekonzepte angewendet:
- In den frühen Krankheitsstadien werden üblicherweise 2 Zyklen einer Chemotherapie (ABVD= Adriamycin, Bleomycin, Vinblastin, Dacarbacin) verabreicht, gefolgt von einer Bestrahlung des primär befallenen Feldes („Involved field“) mit 20 Gray. Ein Verzicht auf die Strahlentherapie kann bei einem negativen Befund im PET (PET-Negativität) überlegt werden.
- Im mittleren (intermediären) Krankheitsstadium werden 4 Zyklen ABVD oder 2 Zyklen ABVD und 2 Zyklen BEACOPP (Bleomycin, Etoposid, Adriamycin, Cyclophosphamid, Vincristin, Procarbazin und Prednison) – das sogenannte „2 +2 Schema“ - empfohlen. Danach sollte mit 30 Gray bestrahlt werden.
- Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium sollten 4 bis 6 Zyklen BEACOPP erfolgen und abhängig vom PET-Befund die Bestrahlung mit 30 Gray. Eine Ausnahme bilden Patienten über 60 Jahren. Bei ihnen werden stadiengerecht 4 bis 8 Zyklen ABVD empfohlen, wobei bei älteren Patienten wegen der Lungentoxizität auf Bleomycin verzichtet werden sollte.
Sollte das Lymphom nach der Therapie wiederkehren, also ein Rezidiv eintreten, wird eine Reduktionstherapie z. B. mit DHAP (= Dexamethason, Ara-C, Cis-platin) und anschließende Hochdosistherapie mit eigenen (autologen) Stammzellen empfohlen. Eine „Chemoimmunotherapie“ mit dem Antikörper Brentuximab (gegen CD 30-Zellen) und einem Spindelgift (Vedotin) ist in Deutschland zur Rezidiv-Therapie nach Stammzelltransplantation oder bei Kontraindikationen gegen eine Hochdosistherapie zugelassen. Damit werden 90 % der Remissionen erreicht bei vertretbaren Nebenwirkungen wie Veränderungen im Blutbild (Verringerung der Granulozyten = Granulopenie), Nervenschädigung (Polyneuropathie) – sowie dauerhaft 30 % komplette Remissionen (CR). Demgegenüber hat eine von einem Spender erhaltene (allogene) Knochenmark - oder Stammzelltransplantation keinen lebensverlängernden Effekt im Rezidiv.
Als palliative Therapie sind Ifosfamid, Gemcitabin und Vinorelbin zu nennen. Ab 2016 wurden auch Nivolumab und Pembrolizumab (PD1-Inhibitoren) zugelassen - mit 75% Ansprechen und 23% kompletten Remissionen (CR).
Eine Erhaltungstherapie wird nur bei Vorliegen bestimmter Risikofaktoren diskutiert wie: Stadium IV im Rezidiv, Rezidiv kleiner/gleich 3 Monate nach Ende der 1st line Therapie, ECOG-Status größer/gleich 1, Bulky disease größer/gleich 5cm, schlechtes Ansprechen auf die Salvage-Therapie. Patienten, bei denen zwei oder mehr dieser Risikofaktoren vorliegen, sollen eine Erhaltungstherapie mit Brentuximab Vedotin erhalten.