Schilddrüsenüberfunktion: Therapie

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, eine Schilddrüsenüberfunktion zu behandeln. Die Auswahl der geeigneten Therapie ist abhängig von der Schwere der Erkrankung, vom Lebensalter und Allgemeinzustand sowie den individuellen Wünschen der Patient:innen.

Medikamentöse Therapie

Die Medikamente zur Behandlung einer Überfunktion der Schilddrüse, so genannte Thyreostatika beinhalten unterschiedliche Wirkmechanismen. Einige hemmen die Jodaufnahme in die Zellen der Schilddrüse und dadurch den Einbau von Jod bei der Hormonbildung, andere reduzieren die Bildung von Schilddrüsenhormonen oder verringern die Ausschüttung der Hormone in das Blut.

Thyreostatika können Nebenwirkungen haben, somit müssen das Blutbild und die Leberenzyme, insbesondere am Anfang der Behandlung, genau von den behandelnden Spezialisten (Internist:innen, Endokrinolog:innen Nuklearmediziner:innen) überwacht werden.

Standardmäßig werden heute Thioharnstoffderivate (Thionamide), wie Carbimazol und Thiamazol eingesetzt und stellen die medikamentöse Therapie der ersten Wahl da. Sie hemmen die Bildung von Schilddrüsenhormonen.

Abhängig von der Schwere der Erkrankung hat sich die ergänzende Gabe von Betablockern bewährt, insbesondere um die Herztätigkeit zu normalisieren und so eine Dauerüberbelastung des Herzens zu vermeiden.

Auch Jod kann in höherer Dosierung die Jodaufnahme und damit den Jodeinbau in die Schilddrüsenhormone hemmen. Heutzutage wird Jod aber nur noch zur Vorbereitung einer Operation oder kombiniert mit anderen Medikamenten eingesetzt.

In der Regel sprechen die Patient:innen sehr rasch innerhalb weniger Wochen auf die Therapie an und die Beschwerden gehen zurück. Die Behandlung muss aber meist ein Jahr fortgeführt werden, dann besteht in rund 50 % der Fälle die Chance auf eine dauerhafte Beseitigung der Krankheitssymptome (so genannte Remission). Bei einem Wiederauftreten von Symptomen (so genanntes Rezidiv) sollte nach kurzer Vorbehandlung eine endgültige Therapie (siehe unten: Operation, Radiojodtherapie) erfolgen. Dieses Vorgehen gilt auch für die Schilddrüsenautonomie.

Radiojodtherapie

Die Radiojodtherapie erfolgt in Deutschland stationär in dafür ausgerüsteten Kliniken, in einigen europäischen Ländern auch ambulant. Sie ist mit einer Strahlenbelastung für den Patienten verbunden, deshalb ist aus Strahlenschutzgründen in Deutschland eine vorübergehende Isolierung vorgeschrieben. Meist sind wenige Tage im Krankenhaus ausreichend.

Es wird radioaktives Jod-131 in eine Vene gespritzt oder medikamentös als Kapsel verabreicht. Das Jod reichert sich im Schilddrüsengewebe an und zerstört es mit seiner radioaktiven Strahlung. Da bei vielen Patienten durch diese Therapie aber eine Unterfunktion der Schilddrüse ausgelöst wird, müssen danach häufig lebenslang Schilddrüsenhormone eingenommen werden. Die Therapie ist mit der einmaligen Gabe einer Schilddrüsenhormontablette am Tag aber sehr einfach und ist leicht zu überwachen. Überdies schädigt eine Radiojodtherapie andere Organe des Körpers nicht und ist gut verträglich.

Schilddrüsenoperation

Wenn andere Behandlungen nicht ausreichend sind, ist eine Operation notwendig. Je nach Krankheitsbild wird dabei die Schilddrüse in Vollnarkose teilweise oder vollständig entfernt. Vor einer Operation sollte die Schilddrüsenfunktion möglichst medikamentös normalisiert werden, um die Herzkreislaufbelastung für den Patienten zu verringern. Auch nach Operationen kommt es häufig zu einer Unterfunktion der Schilddrüse, die dann lebenslang mit Schilddrüsenhormonen behandelt wird (siehe oben unter „Radiojodtherapie“).

Experte: Wiss. Beratung : Dr. C. Jaursch-Hancke, Wiesbaden & Prof. O.-A. Müller, München

Literatur:

Letzte Aktualisierung: 06.02.2023

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