Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)?

Die Schilddrüse beeinflusst zusammen mit anderen Hormondrüsen einen Großteil der lebenswichtigen Stoffwechselprozesse im menschlichen Körper. In ihr werden jodabhängig die Hormone, Thyroxin (Tetrajodthyronin, T4) und Trijodthyronin(T3) gebildet und in den Blutkreislauf abgegeben. Neben der Kropfbildung (Struma) und der Schilddrüsenüberfunktion gehört die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) zu den häufigsten Erkrankungen der Schilddrüse.

In Europa leiden etwa 5 % aller Menschen an einer Schilddrüsenunterfunktion, wobei geschätzt wird, dass weitere 5 % eine unerkannte Schilddrüsenunterfunktion haben.

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion werden die Hormone T4 und T3 in zu geringen Mengen gebildet. Der Stoffwechsel verlangsamt sich und die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit nimmt ab. Die Psyche ist durch Antriebsschwäche und ein phlegmatisches Temperament gekennzeichnet, die Lebensqualität ist eingeschränkt. Es kann weiterhin zu leichter Gewichtszunahme, trockener Haut, langsamem Puls, ausgeprägter Kälteempfindlichkeit sowie Fertilitätsproblemen kommen.

Tritt die Unterfunktion während der Schwangerschaft oder im Kindesalter auf, können körperliche und geistige Behinderungen beim Nachwuchs die Folge sein.

Weltweit ist Jodmangel die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion, da Jod ein wesentlicher Baustein für die Schilddrüsenhormonproduktion ist. Anfang 2000 konnte Deutschland von der WHO-Liste der Jodmangelgebiete gestrichen werden. Inzwischen ist die Jodversorgung aber leider wieder rückläufig. Allerdings ist in den meisten Regionen von Deutschland der Jodmangel allenfalls gering ausgeprägt und spielt als Ursache der Schilddrüsenunterfunktion praktisch keine Rolle mehr.
In Ländern mit ausreichender oder übermäßiger Jodversorgung ist die Autoimmunerkrankung der Schilddrüse (Hashimoto Thyreoiditis) der wesentliche Grund für eine Schilddrüsenunterfunktion. Neben den erworbenen Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion im Laufe des Lebens, sind aber auch angeborene Faktoren bekannt.

Bei Symptomen, die auf eine Schilddrüsenunterfunktion hinweisen, erfolgt die Diagnostik zunächst durch labormedizinische Blutuntersuchungen. Die Therapie besteht in der lebenslang notwendigen Einnahme von Schilddrüsenhormonen. Dadurch wird der Hormonmangel ausgeglichen und die damit verbundenen Symptome werden behandelt.

Experte: Wiss. Beratung: Dr. C. Jaursch-Hancke, Wiesbaden & Prof. O.-A. Müller, München

Literatur:
https://www.a-rezek.de/Annals of Agricultural and Environmental Medicine 2020, Vol 27, No 2, 184–193, Paulina Ihnatowicz et al : https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32588591/
www.aaem.pl REVIEW ARTICLE The importance of nutritional factors and dietary management of Hashimoto’s thyroiditis, 2019: https://www.aaem.pl/The-importance-of-nutritional-factors-and-dietary-management-of-Hashimoto-s-thyroiditis,112331,0,2.html
Advances in Therapy (2019) S 47-S58 , Luca Ciovato et al Hypothyreodism in Context: Where We’ve been, Where We’re going : https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6822815/

Letzte Aktualisierung: 06.02.2023

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