Schilddrüsenunterfunktion: Ursachen

Angeborene Schilddrüsenunterfunktion

Es handelt sich um genetische Fehlentwicklungen der Schilddrüse und übergeordneter Zentren wie der Hirnanhangdrüse (Hypophyse). Dies führt zu einer Störung der embryonalen Organentwicklung, die ab der 12. Schwangerschaftswoche beginnt. Die Entwicklungsstörungen reichen von angeboren fehlender Schilddrüse, nicht ausreichender Bildung und Wirkung von Schilddrüsenhormonen bis zu mangelnder oder fehlender Wirkung des Schilddrüsenhormon stimulierenden Hormons (TSH) in höher gelegenen Zentren wie der Hirnanhangdrüse.

Die Schilddrüsenunterfunktion(Hypothyreose) ist mit 1:3000-4000 Neugeborene, die häufigste angeborene endokrine Erkrankung. Eine in den ersten Lebensmonaten unerkannte und unbehandelte Hypothyreose hat eine schwere geistige Einschränkung zur Folge.

Durch ein universelles Neugeborenen Screening wird heutzutage die Diagnose in den ersten Lebenstagen durch einen Blutstropfen gestellt. Die Behandlung mit Schilddrüsenhormonen sollte so schnell wie möglich beginnen, da dies für die Entwicklung des zentralen Nervensystems von besonderer Bedeutung ist.

Erworbene Schilddrüsenunterfunktion

Bei entsprechender genetischer Belastung, nach Schilddrüsen- und Hypophysenoperationen, bei Erkrankungen der Hypophyse, nach Strahlentherapie und nach bestimmten Medikamenten kann sich im Verlauf des Lebens eine Unterfunktion der Schilddrüse entwickeln.

Dazu gehören:

  • Entzündliche Schilddrüsenprozesse: häufig chronische Autoimmunthyreoiditis  (Hashimoto- -Thyreoiditis), selten akute Entzündungsformen der Schilddrüse infolge von Viren und Bakterien
  • Über- und Unterversorgung des Körpers mit Jod
  • Nach Operation an der Schilddrüse/Hypophyse, nach einer Strahlentherapie von Tumoren im Hals- Nackenbereich nach Radiojodtherapie, bei Hypophysenerkrankungen
  • Nach der Behandlung mit bestimmten Medikamenten wie Amiodaron, Interleukin 2, Kinase Inhibitoren, Lithium, Immuncheckinhibitoren
  • Bei thyreostatischer Therapie (mit Medikamenten, welche die Funktion der Schilddrüse hemmen)

Die autoimmunbedingte, chronische Schilddrüsenentzündung Hashimoto Thyreoiditis, benannt nach dem Erstbeschreiber, dem japanischen Arzt Hakaru Hashimoto (1881-1934), gehört in Deutschland zu den häufigsten Ursachen der Schilddrüsenunterfunktion. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Warum sich Antikörper gegen die eigene Schilddrüse richten und dadurch das Drüsengewebe zerstören, ist unklar. Genetische Faktoren stehen im Vordergrund, möglicherweise spielt aber auch die nicht ausreichende Versorgung mit Spurenelementen wie zum Beispiel Selen eine Rolle.

Experte: Wiss. Beratung: Dr. C. Jaursch-Hancke, Wiesbaden & Prof. O.-A. Müller, München

Literatur:
https://www.a-rezek.de/Annals of Agricultural and Environmental Medicine 2020, Vol 27, No 2, 184–193, Paulina Ihnatowicz et al : https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32588591/
www.aaem.pl REVIEW ARTICLE The importance of nutritional factors and dietary management of Hashimoto’s thyroiditis, 2019: https://www.aaem.pl/The-importance-of-nutritional-factors-and-dietary-management-of-Hashimoto-s-thyroiditis,112331,0,2.html
Advances in Therapy (2019) S 47-S58 , Luca Ciovato et al Hypothyreodism in Context: Where We’ve been, Where We’re going : https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6822815/

Letzte Aktualisierung: 06.02.2023

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