Typ-2-Diabetes: Behandlung allgemein

Zu Beginn der Therapie steckt der Arzt gemeinsam mit dem Patienten die Therapieziele ab. Der Arzt versucht zuerst, den Patienten zu mehr körperlicher Aktivität und einer Gewichtsabnahme anzuhalten. Die Therapie des Typ-2-Diabetes selbst erfolgt nach einem mehrstufigen Behandlungskonzept. Eine frühe strukturierte Behandlung ist besonders wichtig. So bieten Diabetes-Schwerpunktpraxen Patientenschulungen an, die Patienten bei der Umstellung ihres Lebensstils unterstützen.

Vor allem bei übergewichtigen Patienten steht die Normalisierung des Körpergewichts durch gesunde Ernährung und mehr Bewegung im Vordergrund der Behandlung. Die erhöhten Insulinwerte im Blut und die Insulinresistenz sollen so verringert werden. In vielen Fällen erreicht der Patient allein durch diese Maßnahmen bereits eine Normalisierung des Blutzuckers. Bei schlanken, langjährigen Diabetes-Patienten hingegen versucht er, den Insulinmangel zu behandeln. Je nach Erreichen der Therapieziele, dem Ausmaß der Stoffwechselentgleisung und dem Stadium des Typ-2-Diabetes werden zusätzlich blutzuckersenkende Medikamente eingesetzt, meist beginnend mit einer Monotherapie mit Metformin, über Zweifach- und Dreifachkombinationen mit weiteren Medikamenten, bis hin zur Anwendung von injizierbaren Medikamenten wie Inkretin-Analoga und Insulin (siehe unten).

Normaler Blutzuckerwert ist wichtig

Ein wichtiges Behandlungsziel ist die Normalisierung des Blutzuckerwerts, denn dieser wirkt sich sowohl auf die Lebensqualität des Diabetikers als auch auf seine Lebenserwartung aus. Ein gut eingestellter Blutzuckerwert hilft, Folgeerkrankungen abzumildern, hinauszuzögern oder gar nicht erst entstehen zu lassen.

Neben der regelmäßigen Blutzuckerkontrolle durch den behandelnden Arzt spielt die Selbstkontrolle des Blutzuckerwerts eine herausragende Rolle. Dafür steht Patienten heute eine Vielzahl kleiner Blutzuckermessgeräte zur Verfügung. Früher wurde das zur Messung benötigte Blut mit Stechhilfen aus der Fingerkuppe entnommen. Mittlerweile gibt es Geräte, die den Blutzuckerwert nicht-invasiv messen - das heißt, ohne sich in den Finger zu stechen, ohne Blut und ohne Teststreifen. Dazu legt man einfach einen Finger auf den Sensor, wartet 5-15 Sekunden und kann dann das Ergebnis ablesen.
Mittlerweile stehen auch kleine, etwa 2 Euro münz-große Sensoren zur fortlaufenden Messung des Zuckers im Körpergewebe, z. B. am Oberarm zur Verfügung. Damit lassen sich besonders Unterzuckerungen frühzeitig erkennen, aber auch stärkere Blutzuckerschwankungen und Messgrößen wie Blutzuckerwerte im richtigen (angestrebten) Bereich. Sie sind speziell für Insulin spritzende Patienten eine wichtige Hilfe.
Diabetiker ohne Insulinbehandlung sollten den Blutzucker 1-2 Stunden nach den Hauptmahlzeiten messen. Bei einer Kombinationsbehandlung (Sulfonylharnstoff + Insulin) empfiehlt sich die Blutzuckermessung nüchtern vor dem Frühstück. Diabetiker, die eine intensivierte Insulinbehandlung durchführen, sollten den Blutzucker mindestens 4-mal täglich messen. bzw. die kontinuierliche Zuckerbestimmung mit Sensoren (s.o.) anwenden.

Urin-Teststreifen sollten nur in Ausnahmefällen verwendet werden, wenn z. B. als Therapieziel angestrebt wird, keinen Zucker im Urin zu haben. Normale Blutzuckerwerte können mit dem Urin-Teststreifen dagegen nicht eingestellt werden, weil die Nachweisgrenze für Zucker im Urin erst bei relativ hohen Blutzuckerwerten (160-180 mg% - entspricht: 160-180 mg/dl oder 8.9-10 mmol/l)) liegt.
Zur Überwachung der korrekten Langzeiteinstellung der Blutzuckerwerte werden verschiedene Blutbestandteile untersucht. Hierzu zählt z. B. das gezuckerte (glykosylierte) Hämoglobin A1C (HbA1C).
Folgende Blutwerte sollten erreicht werden:

  • Hämoglobin A1c (HbA1c-Wert): unter 7,0 %
  • Blutzucker vor dem Essen: unter 120 mg% (entspricht: 120 mg/dl oder 6,7 mmol/l)
  • Blutzucker nach dem Essen: unter 160 mg% (entspricht: 160 mg/dl oder 8,9 mmol/l)
  • LDL-Cholesterin: unter 100 mg% (entspricht: 100 mg/dl oder 5,6 mmol/l)
  • HDL-Cholesterin: über 40 mg% (entspricht: 40 mg/dl oder 2,2 mmol/l)
  • Neutralfette im Serum: unter 150 mg% (entspricht: 150 mg/dl oder 8,3 mmol/l)
  • Kein Albumin im Urin

Voraussetzung dafür, dass diese Werte erreicht werden können, ist ein möglichst günstiges Körpergewicht mit dem Ziel einer weitgehenden Normalisierung. Außerdem sollte der Blutdruck zumindest unter 140/85 mmHg liegen. Leidet der Patient zusätzlich noch unter einer Nierenerkrankung, sollte ein Blutdruck von 130/80 mmHg erreicht werden.

Experte: Wissenschaftliche Beratung und Ausarbeitung: Prof. Eberhard Standl, München

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern Meyer, J. et al. (Hrsg.) Elsevier, 11/2022 Nationale Versorgungs-Leitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes, 2021: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/nvl-001.html

Letzte Aktualisierung: 05.12.2022

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