Osteoporose: Diagnose

Häufig wird eine Osteoporose erst in einem späten Stadium diagnostiziert, entweder wenn bereits chronische Rückenschmerzen vorliegen, oder wenn der erste schwere Knochenbruch erfolgt ist. Dabei könnten bei einer frühen Erkennung die Beschwerden und Auswirkungen geringgehalten werden.

Anamnese und Untersuchung

Die Diagnose beginnt zunächst mit der Erhebung der Krankheitsgeschichte (Anamnese). Dabei befragt der Arzt den Patienten zu vorhandenen Beschwerden, bestehenden Schmerzen und vorliegenden Risikofaktoren. Hierzu gehören vorangegangene Knochenbrüche (insbesondere nach dem 50. Lebensjahr), eine bekannte Osteoporose innerhalb der Familie, bestehende Erkrankungen (z. B. Schilddrüsenüberfunktion, Darmkrankheiten), die regelmäßige Einnahme von risikoreichen Medikamenten sowie bei Frauen eine spät eingesetzte erste Regelblutung (Menarche) oder ein früher Beginn der Wechseljahre.

Neben diesen Anhaltspunkten wird das äußere Erscheinungsbild beurteilt. Die Beweglichkeit des Patienten kann erste Hinweise auf eine Gefährdung liefern. Hierzu dienen beispielsweise der so genannte "timed up and go-Test" oder der "chair rising-Test", bei denen gemessen wird, wie lange ein Patient für die Ausführung bestimmter Bewegungen des Alltags benötigt.

Auch ein Größenverlust von mehreren Zentimetern muss erfragt bzw. erfasst werden. Außerdem kann eine Messung des Abstandes zwischen Becken- und Rippenbogen Aufschlüsse liefern. Erst wenn sich der Verdacht auf eine Osteoporose erhärtet, werden bildgebende Verfahren eingesetzt.

Knochendichtemessung (Osteodensitometrie)

Ein zentraler Bestandteil der bildgebenden Verfahren ist die Knochendichtemessung. Für diese Messung stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung.

DXA/DEXA

Das am weitesten verbreitete Verfahren (die „Methode der Wahl“) zur Knochendichtemessung ist die Dual-Röntgen-Absorptiometrie (engl. dual energy x-ray absorptiometry = DXA oder DEXA), bei der zwei Röntgenstrahlen unterschiedlicher Stärke durch den Körper geschickt werden. Aus der absorbierten Strahlenmenge kann der Mineralgehalt des Knochens errechnet werden. Gemessen wird üblicherweise an der Lendenwirbelsäule und am Oberschenkelhals. Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten, hat eine hohe Präzision und bringt für den Patienten nur eine geringe Strahlenbelastung mit sich. Sie wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und von den medizinischen Leitlinien als Standardmethode empfohlen.

Als Ergebnis wird üblicherweise ein T-Wert angegeben, der den gemessenen Wert mit einem Mittelwert gesunder Erwachsener um das 30. Lebensjahr in Beziehung setzt. Je niedriger der T-Wert, desto höher ist das Knochenbruchrisiko eines Patienten. Liegt der T-Wert 2,5 Standardabweichungen unter dem Referenzwert gesunder Erwachsener, spricht man von Osteoporose. Falls bereits eine Fraktur z. B. im Bereich der Wirbelsäule nachweisbar ist, handelt es sich um eine manifeste Osteoporose.

Quantitative Computertomografie und Ultraschall

Daneben werden die quantitative Computertomografie (QCT) und die Ultraschallmessung (QUS) verwendet. Die computertomografische Untersuchung ist präziser als die DXA, weist jedoch eine höhere Strahlenbelastung auf. Dagegen ist die Ultraschallmessung einfach anzuwenden und sie belastet den Körper nicht mit Strahlen. Mit ihr kann man jedoch nicht die Knochendichte messen, sondern die Leitfähigkeit des Knochens für Ultraschall, die Hinweise auf die Bruchgefahr des Knochens liefert. Die Methode kann die DXA-Messung insbesondere in der Wirbelsäule und der Hüfte jedoch nicht ersetzen. Beide Verfahren sind im Moment für den Einsatz in der Routine noch zu wenig standardisiert.

Labormedizinische Analyse

Eine Untersuchung des Blutbilds, des Leber- und Nierenstoffwechsels sowie Mineralhaushalts kann klären, ob Erkrankungen vorliegen, die eine Osteoporose begünstigen. Gleichzeitig kann der Arzt auf diese Weise zwischen den verschiedenen Formen des Knochenschwunds (primär oder sekundär) unterscheiden.

Knochenumbaumarker (gemessen im Blut und/oder im Urin) geben Auskunft über die Dynamik des Knochenstoffwechsels. Erhöhte Knochenabbaumarker zeigen ein erhöhtes Osteoporose- bzw. - Bruchrisiko an.

Die Interpretation der Knochenumbaumarker kann jedoch schwierig sein, so dass eine regelhafte Messung in der Routine-Diagnostik derzeit nicht empfohlen wird.

Weitere Testverfahren

Neuere Testverfahren (anhand Blut- und Urinproben) ermöglichen eine frühe und strahlungsfreie Erfassung der Calcium-Bilanz und des Osteoporose-Risikos. Aufgrund noch fehlender Validierung besteht aber noch keine Empfehlung für die Standard-Diagnostik.  Neue Entwicklungen zur Knochendichtemessung sind ebenfalls in der Testung.

Röntgenuntersuchung, MRT und CT

Zur Früherkennung ist eine Röntgenaufnahme nicht geeignet, da eine Osteoporose auf Röntgenbildern nur erkannt werden kann, wenn die Knochenmasse bereits um 30-40 % vermindert ist oder sogar schon Brüche aufgetreten sind. Eine Röntgenuntersuchung der Brust- und Lendenwirbelsäule empfiehlt sich lediglich bei neuen akuten oder ungeklärten chronischen Rückenschmerzen oder Verformungen der Wirbelsäule, um Wirbelkörpereinbrüche zu erkennen.

Als weiterführende Untersuchungen können zur Beurteilung von Wirbelkörperveränderungen die Magnetresonanz-Tomographie (MRT) und die Bild gebende Computertomographie (CT) eingesetzt werden.

Knochenbiopsie

Falls die oben genannten Untersuchungen keine eindeutigen Ergebnisse liefern, kann eine Knochenbiopsie durchgeführt werden. Dabei wird eine Knochenprobe am Beckenkamm oder im unteren Wirbelsäulenbereich entnommen. Diese Untersuchungsmethode wird nur bei schweren bzw. unklaren Formen der Osteoporose, bei Verdacht auf bösartige Tumore, eine Knochenerweichung (Osteomalazie) oder andere seltene Erkrankungen durchgeführt.

Experte: Wiss. Beratung: Dr. S. Scharla, Bad Reichenhall & Prof. O.A. Müller, München

Literatur:
Amir Qaseem, Lauri A. Hicks, Itziar Etxeandia-Ikobaltzeta, et al; Clinical Guidelines Committee of the American College of Physicians. Pharmacologic Treatment of Primary Osteoporosis or Low Bone Mass to Prevent Fractures in Adults: A Living Clinical Guideline From the American College of Physicians. Ann Intern Med. [Epub 3 January 2023]. doi:10.7326/M22-1034 Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Meyer, J. et al. (Hrsg.); Elsevier 11/2022 Offizielle Behandlungsleitlinien des DVO, 2017 (ein Update wird 2023 erscheinen): http://www.dv-osteologie.org

Letzte Aktualisierung: 28.03.2023

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