Was ist Osteoporose?
Die Osteoporose wird gemeinhin auch als Knochenschwund bezeichnet. Es handelt sich um eine chronische Erkrankung der Knochen, bei der das Verhältnis von Knochenaufbau und Knochenabbau sowie Knochendichte und Knochenqualität gestört ist. Durch die Zerstörung der knöchernen Mikroarchitektur wird die Knochenstruktur porös und fragil. Das lässt den Knochen an typischen Stellen wie der Hüfte, der Wirbelsäule oder dem Unterarm oft schon unter dem Einfluss von Alltagskräften brechen, die ansonsten unbeschadet toleriert werden und die der Knochen eigentlich tragen sollte (Fragilitätsbrüche).
Das Skelett wird zeitlebens umgebaut: Bis etwa zum 35. Lebensjahr und besonders während der Wachstumsphase in der Pubertät überwiegt die Knochenneubildung. In dieser Phase wird die größte Knochenmasse erreicht. Danach überwiegt der Knochenabbau. Der Verlust an Knochenmasse beträgt bei gesunden älteren Menschen pro Jahr normalerweise zwischen 0,5 und 1%. Bei Osteoporosekranken liegt er höher, in schweren Fällen sogar bei bis zu 6% pro Jahr.
Der Knochen erhält seine Stabilität durch eingelagerte Kalzium- und Phosphatverbindungen. Gleichzeitig enthalten Knochen sowohl Knochenaufbau- (Osteoblasten) als auch Knochenabbauzellen (Osteoklasten), die durch verschiedene Hormone gesteuert werden und für den lebenslangen Umbau des Knochengewebes verantwortlich sind. Vitamin D und das in den sog. C-Zellen der Schilddrüse produzierte Kalzitonin veranlassen den Knochen dazu, Kalzium einzulagern. Das Parathormon aus der Nebenschilddrüse dagegen löst es aus den Knochen heraus, insbesondere wenn es lang andauernd vermehrt ausgeschüttet wird. Bei kurzzeitiger (pulsartiger) Erhöhung hat es dagegen wesentlichen Anteil am Aufbau des Knochens, was derzeit bereits als Behandlungsprinzip genutzt wird. Die Geschlechtshormone Östrogene und Testosteron haben ebenfalls teils aufbauende, teils Abbau-hemmende Funktion am Knochen. Viele Wachstumsfaktoren des Organismus haben auch auf den Knochen einen Einfluss, so dass Unterernährung ein Risikofaktor für vermehrten Knochenabbau wird. Hormone und Wachstumsfaktoren beeinflussen sich in einem komplex verschalteten Netzwerk gegenseitig.
Mediziner unterscheiden zwei Formen der Osteoporose: die primäre Form, die überwiegend nach den Wechseljahren bei der Frau oder im Alter bei beiden Geschlechtern auftritt, und die sekundären Formen, die eine altersunabhängige Folge von Erkrankungen mit Störungen des Stoffwechsels oder des Hormonhaushalts ist. Zu diesen Erkrankungen gehören beispielsweise Typ-1-Diabetes, Schilddrüsenüberfunktion oder rheumatoide Arthritis. Ebenso können bestimmte Medikamente wie „Kortison“ oder spezielle Antihormone eine sekundäre Osteoporose auslösen. Familiäres Vorkommen, höheres Alter, häufige Stürze, Übermäßiger Alkohol- und Nikotingenuss und verminderte körperliche Bewegung begünstigen eine Osteoporose stark.
Obwohl inzwischen eine Reihe von zuverlässigen Untersuchungsmethoden zur Verfügung steht, ist eine sichere Diagnose im Frühstadium schwierig. Oftmals werden erste Anzeichen falsch interpretiert. Die Therapie erfolgt vorrangig durch Medikamente, die den Knochenstoffwechsel positiv beeinflussen sollen. Ohne Behandlung schreitet die Erkrankung schleichend voran und es kommt zu einem kontinuierlichen Verfall der betroffenen Knochen. Zur Vorbeugung und Unterstützung der Behandlung sind regelmäßige körperliche Bewegung und eine kalziumreiche Ernährung von immenser Bedeutung sowie eine ausreichende Vitamin D-Versorgung.
Entgegen der landläufigen Meinung ist Osteoporose keine reine Frauenkrankheit. In Deutschland leidet jede dritte Frau nach den Wechseljahren und jeder fünfte ältere Mann an Knochenschwund. Insgesamt sind es in Deutschland etwa 25% aller Menschen über 50 Jahre, d.h. etwa 7,8 Millionen. Etwa 95% aller Patienten leiden an einer primären Osteoporose. Über die Hälfte der an sekundärer Osteoporose Erkrankten sind Männer. Die Betroffenen leiden unter vermehrten Knochenbrüchen, oft auch unter unbemerkten Formveränderungen von Wirbelkörpern. Die daraus resultierenden chronischen Schmerzen schränken die Beweglichkeit ein und beeinträchtigen in fortgeschrittenem Stadium die Lebensqualität sehr.
Mit dem Alter steigt die Gefahr, durch osteoporosebedingte Knochenbrüche pflegebedürftig zu werden. In Deutschland haben beispielsweise 1,65 Millionen Frauen und 900.000 Männer Osteoporose bedingte Wirbelkörperfrakturen zu beklagen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Osteoporose zu einer der wichtigsten zehn Volkskrankheiten unserer Zeit erklärt. Da die Krankheit jedoch über lange Zeit unbemerkt bleiben kann, wird sie nur bei etwa einem Viertel der Betroffenen rechtzeitig erkannt und behandelt.