Gallensteine: Untersuchung, Diagnose & Behandlung

Untersuchungen & Diagnose

Eine Gallenblasenentzündung kann vom Internisten oft aufgrund der charakteristischen Beschwerden einfach diagnostiziert werden. Bei einer körperlichen Untersuchung zeigen sich typische Druckschmerzen im rechten Oberbauch.

Folgende Untersuchungen bestätigen den Verdacht:

Laboruntersuchungen

Mit Laboruntersuchungen erkennt der behandelnde Arzt die akute Entzündung im Blut anhand der erhöhten Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Weitere Entzündungszeichen sind die beschleunigte Blutsenkungund das erhöhte C-reaktive Protein (CRP). Blockiert ein Gallenstein den Abfluss der Galle in den Darm, zeigt der Gallenfarbstoff Bilirubin erhöhte Werte. Ist die Leber mitgeschädigt, sind Enzyme, die in diesem Organ gebildet werden, vermehrt im Blut nachweisbar. Ein Anstieg der Konzentration der sog. Transaminasen (GOT, GPT) im Blut ist ein Hinweis auf eine Schädigung der Leberzellen.

Ultraschalluntersuchungen (Sonografie)

Mit dieser schnellen, ungefährlichen und empfindlichen Untersuchungsmethode beurteilt der Internist die Gallenblase, die Gallenwege und die Leber. Die Sonografie ist das Standardverfahren zur Diagnostik von Gallensteinen und Veränderungen der Gallenblase. Steine mit einer Größe über zwei Millimetern können in 95 % der Fälle sichtbar gemacht werden. Eine Vergrößerung der Gallenblase und eine Verdickung der Gallenblasenwand durch Flüssigkeitsansammlung (Ödem) sind typische Kennzeichen einer Gallenblasenentzündung.

Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT)

Die Gallenblase und die Gallenwege können auch gut mit diesen Methoden untersucht werden. Insbesondere bei Komplikationen wie Perforation oder Steinen in den Gallenwegen haben sie eine große Bedeutung. Für die Diagnose von Gallensteinen und einer akuten Cholezystitis sind sie hingegen zumeist entbehrlich.

ERCP (Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikografie)

Bei der ERCP schiebt ein Gastroenterologe einen flexiblen Schlauch, an dessen Spitze sich eine Kamera befindet, durch Mund, Speiseröhre und Magen in den Zwölffingerdarm bis zum gemeinsamen Ausführungskanal von Gallengang und Bauchspeicheldrüse. Mit einer Sonde wird Kontrastmittel in den Gang gespritzt und dabei geröntgt. Diese spezielle Röntgenuntersuchung setzt der Arzt ein, wenn der begründete Verdacht besteht, dass ein Gallenstein nicht in der Gallenblase liegt, sondern in den Gallengang abgewandert und dort liegen geblieben ist. Die Methode hat den Vorteil, dass die Steine mit einem Drahtkörbchen am Endoskop entfernt werden können.

Behandlung

In den meisten Fällen empfiehlt ein Chirurg eine frühzeitige operative Entfernung der entzündeten Gallenblase. Um Komplikationen zu vermeiden, sollte eine entzündete Gallenblase innerhalb der ersten drei Tage nach Beginn der Symptome und innerhalb der ersten 24 Stunden eines Krankenhausaufenthaltes entfernt werden. Zusätzlich verabreicht der Arzt Antibiotika gegen eine bakterielle Entzündung. Gegen die Schmerzen helfen eine Reihe von krampflösenden und schmerzlindernden Medikamenten.

Die operative Entfernung der Gallenblase kann auf zwei verschiedene Arten durchgeführt werden:

Offene Operation

Bei der offenen Operation entfernt der Chirurg die Gallenblase unter Vollnarkose durch einen Bauchdeckenschnitt. Diese Methode wird heute nur mehr selten durchgeführt, z. B. bei Verdacht auf einen Tumor, bei ausgedehnten Verwachsungen mit schlechter Übersicht oder wenn sich die Entzündung über die Gallenblasenwand hinaus ausgebreitet hat.

Laparoskopische Operation

Die Gallenblase wird per Schlüsselloch-Chirurgie unter Vollnarkose entfernt. Bei diesem Eingriff führt der Chirurg eine Kamera und Arbeitsinstrumente durch drei kleine Schnitte in die Bauchhöhle ein. Die Methode hat gegenüber der offenen Operation den Vorteil, dass ein großer Bauchdeckenschnitt vermieden wird. Dadurch kommt es seltener zu Komplikationen an der Wunde. Der Patient hat nach dem Eingriff zudem weniger Schmerzen, ist schneller wieder auf den Beinen und kann meist nach kurzem Krankenhausaufenthalt wieder nach Hause gehen.

Bei Patienten mit gleichzeitig vorhandenen Steinen in der Gallenblase und im Gallengang  kann eine laparoskopische Entfernung der Gallenblase mit einer Entfernung der Gallengangsteine mittels ERCP  kombiniert werden.

Nichtoperative Vorbereitung einer späteren operativen Entfernung

Sind mehr als drei Tage nach Einsetzen der Krankheitszeichen vergangen, wird eine entzündete Gallenblase zunächst nicht operiert.

Zur Linderung der Gallenkoliken verabreicht der Internist Schmerzmittel und krampflösende Medikamente. Um die Gallenblase zu entlasten, sollten die Patienten mindestens 24 Stunden keine Nahrung zu sich nehmen. Die Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr kann gegebenenfalls über das Blut erfolgen. Danach sollten die Patienten für einige Tage auf Fettes und Gebratenes verzichten. Die bakterielle Entzündung behandelt der Internist mit Antibiotika. Etwa nach 4 Wochen sollte die Gallenblase dann entfernt werden.

Nach einer Gallenblasenentzündung kommt eine medikamentöse Steinauflösung, die ohnehin heute nur noch in sehr seltenen Fällen durchgeführt wird, nicht mehr in Betracht.

Experte: Wiss. Ausarbeitung: Prof. M. Sackmann, Bamberg & Prof. Joachim Labenz, Siegen

Literatur:
Gutt C, Jenssen C, Barreiros A-P, et al. Aktualisierte S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zur Prävention, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen. Z Gastroenterol 2018;56:912-966

Letzte Aktualisierung: 01.08.2022

© Internisten-im-Netz

Impressum

Datenschutz

Bildquellen

Kontakt

Herausgeber

Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V.