Was sind Gallensteine, deren Ursachen & Risikofaktoren

Was sind Gallensteine?

Gallensteine sind Ansammlungen von Kristallen in der Gallenblase oder in den Gallengängen. Sie bestehen entweder überwiegend aus Cholesterin (Cholesterinsteine) oder überwiegend aus Bilirubin-Pigmentmaterial (Pigmentsteine). Am häufigsten kommen hierzulande Cholesterin-Pigment-Steine vor. Sie können mehrere Zentimeter groß werden und treten vorwiegend multipel (oft als so genannter Gallengries) auf. Cholesterinsteine sind größer (können die Größe von einer Haselnuss bis zu einem Hühnerei erreichen) und liegen meistens einzeln vor.

Gallensteine entstehen meist in der Gallenblase, seltener (5-10%) entstehen sie in den Gallenwegen. Oft bleiben sie unentdeckt. Entstehen oder geraten sie jedoch in die Gallengänge, kommt es zu den typischen Anzeichen eines Gallensteinleidens (Cholelithiasis), den „Gallenkoliken".

Gallensteine sind häufig: 15-20 % aller Deutschen sind betroffen, meist ohne es zu wissen. Bei einem Viertel von ihnen führen die Steine jedoch irgendwann zu schmerzhaften Beschwerden.

Ursachen

Eine Form von Gallensteinen, die Cholesterinsteine, entsteht, wenn sich die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit verändert. Normalerweise liegen Gallensäuren und Cholesterin in einem bestimmten Verhältnis vor. Die Gallensäuren sorgen dafür, dass das wasserunlösliche Cholesterin in Lösung bleibt. Typisch für die steinbildende Galle ist der hohe Anteil von Cholesterin und/oder der verminderte Anteil von Gallensäuren, so dass die Galle mit Cholesterin übersättigt ist. Bei einem Cholesterinüberschuss oder Gallensäurenmangel kristallisiert das Cholesterin aus. Die Cholesterin-Kristalle lagern sich aneinander an und bilden so allmählich einen Gallenstein. Wenn sich die Gallenblase nicht richtig zusammenziehen und damit entleeren kann, erhöht sich das Risiko eines Gallensteins.

Pigmentsteine bilden sich, wenn im Körper vermehrt Bilirubin (gelber Blutfarbstoff) entsteht (z. B. bei der Hämolyse) und die Umwandlung in seine löslichen Abbauprodukte bzw. deren Abfluss gestört ist. Dies kann bei schweren Lebererkrankungen wie einer Zirrhose aber auch bei Infektionen der Fall sein. Pigmentsteine entstehen meist in den Gallengängen.

Die meisten Gallensteine bilden sich in der Gallenblase. Gallensteine in den Gallengängen sind meist dorthin gewandert. Eine Verstopfung der Gallengänge begünstigt das Bakterienwachstum und kann so zu einer bakteriellen Infektion führen. Daraus kann sich ein narbiger Verschluss entwickeln, der den Gallenfluss selbst dann noch behindert, wenn der Stein bereits abgegangen ist.

Riskofaktoren

Man geht heute davon aus, dass Gallensteine zu 70 bis 80 % durch Umwelteinflüsse, z. B. eine falsche Ernährung, verursacht werden. So entwickeln Übergewichtige, in deren Familie bereits Gallensteine aufgetreten sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit jenseits des 40. Lebensjahres ein Gallensteinleiden20 %Übergewicht verdoppelt das Gallenstein-Risiko.

Das Risiko, Gallensteine zu entwickeln, nimmt ab dem 40. Lebensjahr deutlich zu. Frauen sind 2- bis 3-mal häufiger betroffen als Männer. Dabei scheinen weibliche Hormone eine Rolle zu spielen, denn Frauen, die zur Verhütung oder während einer Hormontherapie Östrogene zu sich nehmen, leiden häufiger unter Gallensteinen. Auch während einer Schwangerschaft treten öfter Gallensteine auf.
Die fehlende Entleerung der Gallenblase nachts (fehlender Nahrungsreiz) ist ein weiterer wichtiger Faktor bei der Gallenstein-Bildung. Mit einer gestörten Entleerungsfunktion der Gallenblase wird auch das erhöhte Gallenstein-Risiko bei Zuckerkrankheit („Diabetes“) erklärt. Drastische Gewichtsreduktion und manche operativen Eingriffe zur Gewichtsreduktion (bariatrische Chirurgie) erhöhen ebenfalls das Risiko. Ähnliches gilt für das deutlich erhöhte Stein-Risiko (30 %) nach Magenbypass-Operationen.

Darüber hinaus gibt es eine genetische Veranlagung für die Erkrankung. Man kennt mittlerweile eine Genvariante, die das Risiko für Gallensteine deutlich erhöht. Jeder 10. Europäer trägt diese Variante in seinen Erbanlagen. Bei den Betroffenen tritt im Laufe des Lebens 2- bis 3-mal so häufig ein Gallenstein auf wie bei anderen Menschen. Das Gen enthält die Bauanleitung für eine molekulare Pumpe, die Cholesterin aus den Leberzellen in die Gallenwege befördert. Die genetische Veränderung bewirkt offenbar, dass diese Pumpe permanent auf Hochtouren läuft.


Experte: Wiss. Ausarbeitung: Prof. M. Sackmann, Bamberg & Prof. Joachim Labenz, Siegen

Literatur:
Gutt C, Jenssen C, Barreiros A-P, et al. Aktualisierte S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zur Prävention, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen. Z Gastroenterol 2018;56:912-966

Letzte Aktualisierung: 01.08.2022

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