Herzklappenfehler: Vorbeugung von Komplikationen

Worauf ist nach einem Herzklappenersatz zu achten?

 

Gerinnungshemmung

Bei einer mechanischen Herzklappe ist die sorgfältige Kontrolle der Gerinnungshemmung und pünktliche Einnahme der vom Arzt bestimmten Dosis für ein gerinnungshemmendes Medikament (z.B. Phenprocoumon) lebenswichtig. Die Gerinnungshemmung ist richtig eingestellt, wenn der INR-Wert (= International ratio) bei einer Aortenklappenprothese zwischen 2,5-3,0 und bei einer Mitralklappenprothese zwischen 3,0—3,5 liegt. Jede Abweichung von diesen Werten nach unten bedeutet eine erhöhte Gefahr für eine ernste Klappenfunktionsstörung, bei Abweichung nach oben nimmt die Blutungsgefahr zu.

Nach Implantation von biologischen Klappen müssen die Patienten in der Regel nur während der ersten drei Monate gerinnungshemmende Medikamente bei einem INR-Wert zwischen 2,0—3,0 einnehmen. Ob auch die neuen gerinnungshemmenden Medikamente (NOAK) bei Herzklappenersatz anstelle von Phenprocoumon eingenommen werden können, wird derzeit noch untersucht.

Endokarditisprophylaxe

Sowohl mechanische wie auch biologische Herzklappenprothesen sind besonders anfällig für eine bakterielle Infektion, wenn Bakterien vermehrt ins Blut eingeschwemmt werden. Eine bakterielle Endokarditis kann zu einer lebensbedrohlichen Komplikation werden. Deshalb ist es notwendig, dass Patienten mit mechanischer oder biologischer Herzklappenprothese oder auch nach Herzklappenrekonstruktion unter Verwendung alloprothetischen Materials bei bakteriellen Infektionen konsequent Antibiotika einnehmen.

Außerdem wird diesen Patienten dringend empfohlen, bei Eingriffen in Mund und Rachen (zahnärztliche Eingriffe, bei denen das Zahnfleisch, die Mundschleimhaut oder der Kieferknochen verletzt wird, zum Beispiel Zahnsteinentfernung, Zahnextraktion und Zahnimplantation) sowie bei Operationen an den oberen Luftwegen, bei denen die Schleimhaut verletzt wird, Mandelentfernung, Polypenentfernung und Bronchoskopie mit Entnahme von Gewebeproben eine so genannte Endokarditisprophylaxe durchzuführen. Dies bedeutet, im Regelfall 30-60 Minuten vor dem Eingriff Amoxicilin 2g oder bei Penizillinallergie Clindamycin 600 mg einzunehmen.


Experte: Wissenschaftliche Beratung & Ausarbeitung: Prof. Dr. med. Wolfram Delius, Münc

Literatur:
Der Kardiologe 02/2018; https://www.springermedizin.de/interventionelle-therapie-von-av-klappenerkrankungen-fokus-mitra/15468312
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern Meyer, J. et al. (Hrsg.); Elsevier 5/2017

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