Diffus großzelliges B-Non-Hodkin-Lymphom: Häufigkeit, Krankheitsbild, Therapie

Das diffus großzellige B-Zell-Lymphom (abgekürzt: „B-NHL DLBCL“) geht aus reifen B-Lymphozyten (B-Zellen, die zu den weißen Blutkörperchen gehören) hervor und führt unbehandelt rasch zum Tode. Die Bezeichnung diffus großzellige B-Zell-Lymphome umfasst die zentroblastischen, immunoblastischen, großzellig-anaplastischen und die T-Zell-reichen B-Zell-Lymphome. Sie zählen zu den aggressiven (hochmalignen) Lymphomen und machen etwa 80-90% aller Erkrankungen dieser Gruppe aus.

Häufigkeit

Die diffus großzelligen B-Zell-Lymphome (abgekürzt: „B-NHL DLBCL“) machen etwa einen Drittel aller NHL-Fälle aus und stellen somit die häufigste Form der malignen Lymphome.

Das diffus großzellige B-Non-Hodkin-Lymphom ist mit 7 Fällen pro 100.00 Einwohner das häufigste Lymphom. Risikofaktoren sind neben chemischen und radioaktiven Schadstoffen wie auch bei den anderen Lymphomen Immundefekte (z. B. HIV). Etwa 60% HIV-assoziierter NHL sind diffus großzellige B-Zell-Lymphome.

Die Erkrankung tritt bei Kaukasiern häufiger auf als bei Afrikanern oder Asiaten, Männer sind öfter betroffen als Frauen.

Krankheitsbild

Bei den Symptomen dominieren rasch fortschreitende Lymphknotenvergrößerungen, aber auch andere Organe als die Lymphknoten können betroffen sein (sog. extralymphatische Manifestationen) sowie Allgemein- bzw. B-Symptome (wie Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust) können auftreten. In 20 bis 25% ist das Knochenmark befallen.

Diagnostik

Histologisch werden vom häufigsten diffus großzelligen B-Non-Hodgkin-Lymphom noch zentroblastische, immunoblastische oder anaplastische Formen unterschieden, wobei immunologische und molekulargenetische Differenzierungen existieren, die jedoch für die Prognose nicht entscheidend sind. Eine Sonderform stellt das primäre ZNS–Lymphom dar.

Die Diagnostik sollte neben einer ausreichenden Gewebeuntersuchung (komplette Lymphknotenentfernung besser als Stanzbiopsie) eine Knochenmarkpunktion (mit Stanze und immunologischer, ggf. molekulargenetischer Untersuchung) einschließen, da in 20 bis 25% der Fälle auch das Knochenmark befallen ist. Bei den Laboruntersuchungen darf neben Leber- und Nierenwerten sowie Blutkörperchensenkung die Laktatdehydrogenase (LDH) nicht vergessen werden. Vor Therapiebeginn sollten EKG, Echokardiografie (Herzecho) und Computertomogramm (CT) durchgeführt werden. Eine Positronenemissionstomografie (PET) mit Fluorodesoxyglukose (FDG) kann das Ausmaß der Lymphommanifestationen am besten erfassen und spielt auch bei der Therapiekontrolle eine wichtige Rolle!  Die PET ist in Deutschland jedoch keine Kassenleistung und muss deshalb extra beantragt werden.

Stadieneinteilung

Die Stadieneinteilung erfolgt wie bei den anderen Lymphomen nach Ann-Arbor in die genannten 4 Stadien I, II, III und IV, wobei die Zusätze A (ohne B- Symptome wie Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsabnahme) und B für eines oder mehrere dieser Symptome stehen. Darüber hinaus erfolgt der Zusatz E für Extralymphatisch und S für Milzbefall. Ein Internationaler Prognostischer Index (IPI) hilft bei der prognostischen Einschätzung. In ihn gehen Alter, ECOG-Performance-Status, Krankheitsstadium und extragonadaler Befall (außer an Eierstöcken oder Hoden) sowie der Zellschadenparameter Laktatdehydrogenase (LDH) ein.

Prognose

In 4 Risikogruppen lassen sich Patienten mit günstiger Prognose (über 91 % mit einer Überlebensdauer von 3 Jahren) von Patienten mit ungünstiger Prognose (59 %) unterscheiden. Einen unabhängigen Prognosefaktor stellen große Lymphknotentumoren (Bulk über 7,5 cm) sowie möglicherweise immunoblastische Histologie sowie die Aktivierung bestimmter Gene (Kombination von MYC -und CBL 2-Expression) dar.

Behandlung

Die Therapie erfolgt bei kurativer Zielsetzung meist mit einer Kombination aus Immuntherapie (Rituximab) und Chemotherapie (CHOP= Cyclophos-phamid, Adriamycin, Vincristin und Prednison).  
So besteht die Therapie entweder aus 6 Zyklen R-CHOP 14 und 2 Zyklen Rituximab oder insgesamt 8- maliger Gabe von R-CHOP 21. Bei nur partiellem Ansprechen sollte eine Hochdosistherapie mit anschließender autologer Stammzellrückgabe erfolgen. Bei älteren Patienten kann im Rezidiv auch eine alleinige Immuntherapie sinnvoll sein.

Bei älteren Patienten wird primär oft ein sogenanntes Mini-CHOP-Protokoll (mit reduzierter Dosis) verabreicht oder auch Rituximab/Bendamustin. Eine anschließende Strahlentherapie bei Restmanifestationen, z. B. bei Rest-Bulk oder Skelettbefall kann sinnvoll sein.  Dabei sollte die Durchführung einer PET–Untersuchung erwogen werden, da sie eine Entscheidungshilfe sein kann. Eine Erhaltungstherapie mit Rituximab ist beim diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (abgekürzt: „B-NHL DLBCL“)  nicht indiziert!

Bei ungünstiger Prognose werden neben der Erweiterung von CHOP durch Etoposid (CHOEP) auch Hochdosisprotokolle und Kombinationen von Rituximab mit DHAP und ICE (Ifosfamid/Cisplatin/Etoposid) diskutiert.

Sonderformen stellen das zerebrale Lymphom aber auch der Hodenbefall durch ein hochmalignes Lymphom dar.  Hier werden wegen des häufigeren Rückfalles im ZNS und im kontralateralen Hoden eine prophylaktische Behandlung mit Bestrahlung des kontralateralen Hodens und eine Prophylaxe des ZNS mit Methotrexat empfohlen.

Nachsorge

Nach Erreichen einer vollständigen Rückbildung der Krankheitsanzeichen (Vollremission) sollten regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen erfolgen, die neben der Entdeckung möglicher Rezidive oder Zweittumoren auch dem Erkennen von Folgeerkrankungen dienen sollten.  Gegen mögliche Beeinträchtigungen der Fortpflanzungsfähigkeit (Fertilität) sollte bei den männlichen Patienten durch Anlage einer Kryospermakonserve vor der Therapie vorgesorgt werden. Bei den weiblichen Patientinnen hängen die prophylaktischen Maßnahmen (Einfrieren von Eierstockgewebe) auch von der erforderlichen Intensität der Therapie (Hochdosis oder weniger) ab. Wichtig erscheint dabei insbesondere auch eine gute psychoonkologische Betreuung der Patientinnen und Patienten während und nach der Behandlung zu sein, um nach der Überwindung einer so lebensbedrohlichen Erkrankung eine Stabilisierung im persönlichen, familiären und beruflichen Bereich zu ermöglichen.

Autor/Autoren: Wissenschaftliche Beratung & Ausarbeitung: Prof. Dr. Christoph Clemm, München

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Hrsg.: J. Meyer et al. ; Elsevier, 11/2018 Buske et al, 2017: https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/follikulaeres-lymphom/@@view/html/index.html Dührsen et al, 2018: https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/diffuses-grosszelliges-b-zell-lymphom/@@view/html/index.html

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