PAVK: Anzeichen & Symptome
Wie kann sich eine frühe PAVK bemerkbar machen?
Die pAVK entwickelt sich schleichend. Kalte Füße werden häufig als Anzeichen einer Durchblutungsstörung angesehen, sind aber meist funktionell bedingt. Zu Beginn einer pAVK sind die Füße sogar eher warm, weil sich die kleinen Gefäße erweitern, um die mangelnde Blutzufuhr zu kompensieren. Auch Kribbeln an den Zehen ist kein typisches Frühsymptom einer pAVK. Kribbeln und Taubheit entstehen durch Störungen der peripheren Nerven. Diese können zwar auch durch mangelnde Durchblutung geschädigt werden, aber erst in einem fortgeschrittenen Stadium. Das erste Symptom einer pAVK ist ein Schmerz in der Muskulatur, der nach ausgeprägter Belastung auftritt, beispielsweise bei längeren Wanderungen, oder wenn man beim Umziehen Möbel die Treppen hinauf schleppen muss. Manche Menschen bemerken die pAVK deshalb im Urlaub, weil sie im „normalen“ Tagesablauf gar keine langen Strecken zu Fuß zurücklegen.
Durch Einengungen der Gefäße werden auch die Pulse an den Füßen schwächer tastbar. Sie können völlig fehlen, ehe sich die Durchblutungsstörung anderweitig bemerkbar macht. Umso wichtiger ist es, dass die Pulse an den Füßen bei der hausärztlichen Generaluntersuchung regelmäßig überprüft werden. Empfohlen wird dies ab dem 60. Lebensjahr, wenn die pAVK häufiger wird, und insbesondere bei Patient:innen mit Risikofaktoren, vor allem Raucher:innen.
Welche Symptome ruft die PAVK hervor?
Wie oben ausgeführt, stellt das zwischenzeitliche (intermittierende) Hinken (die sog. Claudicatio intermittens, also der belastungsabhängige Muskelschmerz, das Hauptsymptom der pAVK dar. Im fortgeschrittenen Stadium treten Schmerzen auch in Ruhe auf, sowie letztlich schlecht oder gar nicht mehr heilende Wunden am Fuß.
Der Straßburger Gefäßchirurg René Fontaine hat 1954 die pAVK nach ihrem Schweregrad eingeteilt:
Stadium I | Nachweis der Arteriosklerose mit Gefäßverengungen ohne Stenose |
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Stadium II | Belastungsabhängige Muskelschmerzen, mit einer schmerzfreien Gehstrecke von |
Stadium II a | Gehstrecke: mehr als 200m |
Stadium II b | Gehstrecke: unter 200 m |
Stadium III | Belastungsabhängige Schmerzen und Schmerzen in Ruhe, vorwiegend an den Füßen |
Stadium IV | Haut- und Gewebeschäden infolge der schweren Durchblutungsstörung |
Treten bei Patient:innen mit geringen belastungsabhängigen Schmerzen schlecht heilende Wunden auf, spricht man vom „komplizierten Stadium II“, die Prognose ist hierbei deutlich besser.
Mittlerweile wird, vor allem bei fortgeschrittener pAVK, auch immer häufiger die Einteilung nach Rutherford angewendet:
Grad 0 | Kategorie 0 | Nachweis der Arteriosklerose mit Gefäßverengungen ohne Stenose |
Grad I | Kategorie 1 | Geringe belastungsabhängige Muskelschmerzen |
Kategorie 2 | Mittelgradige belastungsabhängige Muskelschmerzen, reduzierte Wegefähigkeit | |
Kategorie 3 | Starke belastungsabhängige Muskelschmerzen, Einschränkung der Alltagsfähigkeit | |
Grad II | Kategorie 4 | Durch Durchblutungsmangel bedingte Schmerzen in Ruhe |
Grad III | Kategorie 5 | Durchblutungsstörung mit Haut- und Gewebeschäden an den Zehen |
Kategorie 6 | Haut- und Gewebeschäden, die bereits den Mittelfuß betreffen |
Die belastungsabhängigen Schmerzen werden auch durch die Lokalisation der Durchblutungsstörung bedingt. Bei den meisten Patient:innen ist sie am Oberschenkel lokalisiert. Schmerzen entstehen dann in der Wade, weil dort der Muskel nicht mehr genug Blut erhält. Tritt der Schmerz auch am Oberschenkel auf, ist die Leistenarterie oder die untere Beckenarterie betroffen. Bei Verengungen an der oberen Beckenarterie treten unter Belastung Schmerzen von der Wade bis zum Gesäß auf, je nach Gehtechnik auf- oder absteigend. Selten ist auch schon die Bauchschlagader (Aorta) hochgradig verengt oder verschlossen, dies wird als Leriche-Syndrom bezeichnet. Die Schmerzen betreffen dann beide Beine bis zum Gesäß.
Die Arteriosklerose entwickelt sich an den Beinen oft unterschiedlich. So kann auf der einen Seite ein Verschluss der Beckenarterie vorliegen und auf der anderen ein Verschluss der Oberschenkelarterie. Dann schmerzt dort beim Gehen nur der Unterschenkel, am anderen Bein auch der Oberschenkel. Da die Beschwerden immer zuerst am Bein mit der stärkeren Durchblutungsstörung auftreten, kommt es oft vor, dass Patient:innen die vorhandene aber geringere Störung auf der anderen Seite gar nicht bemerken. Dort treten die Symptome dann beispielsweise nach einem Gefäßeingriff am vorher beschwerdeführenden Bein in Erscheinung.
Bei Verschlüssen der Unterschenkelarterien, die besonders beim Diabetes isoliert vorkommen können, beschränkt sich der belastungsabhängige Schmerz auf die Füße. Oft tritt er gar nicht in Erscheinung. Bei diesen können eine Wundheilungsstörung oder das Auftreten einer Nekrose das erste Symptom der pAVK darstellen.
Ähnliche Erkrankungen
Es gibt Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie die periphere arterielle Verschlusskrankheit hervorrufen.
Schmerzen durch Gelenke (Hüft- oder Kniegelenke) machen sich typischerweise schon zu Beginn des Gehens bemerkbar und ebben bei weiterer Belastung ab. Sie betreffen dann auch meist das Gelenk und nicht die Muskulatur.
Manche spezifische Muskelerkrankungen machen sich nur unter Belastung bemerkbar. In der Regel tritt dann aber eine muskuläre Schwäche auf, keine Schmerzen.
Muskelschmerzen können auch durch Medikamente verursacht werden, beispielsweise Statine zur Senkung der Cholesterinwerte. Der Zusammenhang lässt sich durch eine Medikamentenpause bestätigen, in der die Schmerzen wieder verschwinden. Wenn eine Dosisreduktion keine Abhilfe schaffen kann, empfiehlt sich eine Umstellung auf andere Präparate.
Die wichtigste Differentialdiagnose der pAVK ist die Spinalkanalstenose. Dies ist eine Schädigung im Bereich der Wirbelsäule, oft durch einen Bandscheibenschaden. Beim Gehen kommt es zu einer zunehmenden Nerveneinklemmung, die Schmerzen am Bein hervorruft. Selten betreffen diese ausschließlich die Wade oder den Oberschenkel, meist das gesamte Bein und ziehen bis ins Gesäß. Typischerweise beugen die Patient:innen sich dann nach vorn oder setzen sich nach Möglichkeit hin. Im Einzelfall kann die Abgrenzung der Symptome schwierig sein.