Wie wird die PAVK diagnostiziert?

Bei Verdacht auf eine arterielle Verschlusskrankheit untersuchen Gefäßspezialisten (internistische Angiologinnen und Angiologen) den Patient:innen nach einem Stufenschema:

Körperliche Untersuchung

Bei der körperlichen Untersuchung werden Hautfarbe und Temperatur der Beine registriert und die Pulse an den Leisten, in den Kniekehlen und an den Füßen geprüft. An den Füßen verlaufen zwei größere Adern: hinter dem Innenknöchel und auf dem Fußrücken. Gefäßverengungen machen sich oft durch Gefäßgeräusche bemerkbar, die mit dem Stethoskop gehört werden können: Im Bauchraum (Aorta, Beckenarterien), an der Leiste, am innenseitigen Oberschenkel.

Knöcheldruckmessung

Durch die Durchblutungsstörung nimmt der Druck in den Arterien ab. Dies lässt sich mit der Doppler-sonografischen Druckmessung feststellen. Hierfür benötigt man eine Dopplersonde und eine Blutdruckmanschette. Mit der Dopplersonde lässt sich der Blutfluss in einem Gefäß hörbar machen. (Die Dopplersonde sendet ein Ultraschallsignal - eine bestimmten Ultraschall-Frequenz, meist 4 MHz - ins Gewebe. Die Blutströmung erzeugt nach dem Doppler-Prinzip eine Frequenzverschiebung des Ultraschall-Signals. Diese kann mit technischen Verfahren hörbar gemacht werden. Mit der Doppler-Sonde kann man quasi Gefäße orten, wenn sie von Blut durchströmt sind). Man setzt die Sonde am Fuß ein, über den Arterien hinter dem Innenknöchel und auf dem Fußrücken. Hat man das Gefäßsignal gefunden, wird die Blutdruckmanschette aufgepumpt, die zuvor um die Fessel gelegt wurde: Das Flusssignal verschwindet. Lässt man den Druck aus der Manschette ab, wird das Gefäßsignal wieder hörbar, sobald der Manschettendruck den Druck im Gefäß unterschreitet. Dieser Druckwert wird protokolliert und mit dem Blutdruck am Oberarm ins Verhältnis gesetzt. Er muss mindestens 90 % des Oberarmdrucks betragen und liegt meist etwas über diesem. Erniedrigte Druckwerte zeigen eine Durchblutungsstörung an. Das Ausmaß der Druckreduktion stellt ein Maß für deren Schweregrad dar. Drücke unter 50 mmHg sprechen für eine schwere Durchblutungsstörung.

Akrale Plethysmografie

Mit optischen Verfahren, die Schwankungen in der Blutfülle der Unterhaut registrieren können, lassen sich die Pulswellen an den Zehen ableiten. Mit zunehmender Durchblutungsstörung formen sich diese um und werden flacher. Bei schwerer Durchblutungsstörung sind gar keine Pulswellen mehr darstellbar.

Farbduplexsonografie

Die Farb-Duplexsonografie ist die Königsdisziplin der internistischen Angiologie. Das Doppler-Prinzip wird auf Teile des Ultraschallbildes angewendet, Bewegungen innerhalb des Bildes werden farbig kodiert. An den Beinen ist nur das Blut in Bewegung, so dass Blutgefäße sich gut darstellen lassen. Die Farbe zeigt die Bewegungsrichtung des Blutes, ihre Intensität die Geschwindigkeit. Innerhalb des Gefäßes lässt sich zusätzlich ein Dopplerstrahl platzieren, mit dem sich ein sogenanntes Flussspektrum ableiten lässt. Diesem kann der Gefäßspezialist ansehen, ob sich auf dem Weg des Blutes Hindernisse befinden – ob also eine pAVK vorliegt. Er erhält auch einen Eindruck, wie ausgeprägt diese sind. Durch das Abfahren der Gefäße von der Aorta bis zum Fuß lässt sich recht gut feststellen, an welcher Stelle sich Hindernisse befinden. Man kann dabei bereits abschätzen, wie sich die Hindernisse gegebenenfalls beseitigen lassen.

Angiografie

Die genaueste Darstellung der Gefäße gelingt mit radiologischen Verfahren. Dabei wird das Blut mit Kontrastmittel markiert und so sein Weg durch Bauch und Beine verfolgt. Angewendet werden die Computertomografie (Angio-CT), die Kernspintomografie (Angio-MRT) und die Katheterangiografie. Diese Verfahren sollten nur zum Einsatz kommen werden, wenn bereits feststeht, dass eine pAVK vorliegt und eine invasive Behandlung geplant ist. Ob eine pAVK vorhanden ist und welchen Schweregrad sie hat, lässt sich mit den vorherigen Methoden ausreichend klären. Die Angio-CT stellt auch dar, wie viel Kalk die Verengungen enthalten. Das verwendete Kontrastmittel enthält Jod, das nur bei entsprechender Disposition allergische Reaktionen oder eine Überfunktion der Schilddrüse auslösen kann Die Angio-MRT wird mit einem Kontrastmittel durchgeführt, das kein Jod enthält. Alle Kontrastmittel werden über die Nieren ausgeschieden, so dass sie bei einer Störung der Nierenfunktion nur begrenzt eingesetzt werden können, manchmal nur in der Klinik. Die Angiografie wird meist bereits mit dem geplanten Gefäßeingriff kombiniert.

Autor/Autoren: Erstellung und fachliche Unterstützung: PD Dr. Ludwig Caspary, Hannover

Literatur:
• Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern Leitlinien-basierte Empfehlungen Fuchs, André (Herausgeber); Janssens, Uwe (Herausgeber); Mayet, Werner-J. (Herausgeber); Mertens, Peter (Herausgeber); Müller, Otto-Albrecht (Herausgeber); Pfeifer, Michael (Herausgeber); Rupprecht, H.J. (Herausgeber); Schellinger, Peter (Herausgeber); Weiss, Norbert (Herausgeber); Wendtner, Clemens-Martin (Herausgeber) Elsevier 11/2022 • S3-Leitlinie Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), Diagnostik, Therapie und Nachsorge 2015, aktualisiert 2023 • AWMF Leitlinie: Periphere arterielle Verschlusskrankheit

Letzte Aktualisierung: 30.01.2023

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