Rheumatoide Arthritis: Anzeichen & Symptome

Hauptmerkmal einer rheumatoiden Arthritis ist eine Entzündung der Gelenke. Diese bleibt jedoch oft nicht auf die Gelenke beschränkt, sondern kann sich auch auf andere Organe ausweiten.

Typische Merkmale von rheumatisch entzündeten Gelenken sind:

  • Gelenkschmerz, vor allem in Ruhe
  • Morgensteife der Gelenke, die länger als 30 Minuten andauert
  • allgemeines Krankheitsgefühl: Erschöpfung, Müdigkeit, Fieber, Gewichtsabnahme, Nachtschweiß
  • gleiches Verteilungsmuster der betroffenen Gelenke auf der linken und rechten Körperseite
  • im Langzeitverlauf knöcherne Deformierung
  • Bewegungseinschränkung
  • beidseitige Gelenkschwellung der Fingergrundgelenke

Die rheumatoide Arthritis verläuft sehr unterschiedlich: Sie kann schleichend an den kleinen Finger-, Hand- und Zehengelenken links und rechts beginnen. Sie kann aber auch abrupt auftreten und sie kann zu Beginn nur wenige, auch größere Gelenke einer Seite befallen, z. B. Knie, Schulter oder Ellenbogen. Meist befällt sie jedoch zuerst die linken und rechten Finger- und Handgelenke. Die Fingerendgelenke sind in der Regel ausgespart. Die Entzündung verursacht ein Anschwellen der Gelenkhaut. Die Gelenkschwellungen fühlen sich dadurch weich und prallelastisch an. Außerdem können sich die Beugesehnen und die Strecksehnen der Finger entzünden. Bei anderen Gelenken wie den Knie- und den Schultergelenken können die Schleimbeutel von der Entzündung mit betroffen sein.

Manchmal werden innerhalb von Wochen oder Monaten fast alle Gelenke befallen. In anderen Fällen scheint die Erkrankung jahrelang still zu stehen, bevor plötzlich schubweise weitere Gelenke dazu kommen: Zehen- und Fußgelenke, Ellenbogen, Schulter, Knie, Hüfte und die Halswirbelsäule. Abgesehen von der Halswirbelsäule befällt die rheumatoide Arthritis nicht die Wirbelsäule.

Die rheumatoide Arthritis führt zuerst zu einer Entkalkung des gelenknahen Knochens (Osteoporose). Im weiteren Verlauf zerstört sie den Knochen an den Ansatzstellen der Gelenkkapsel. Nach und nach wird der Gelenkknorpel ebenfalls abgebaut. Die fortschreitende Entzündung zerstört die Gelenkflächen und die Gelenkknochen weichen aus ihrer normalen Stellung. Eine Gelenkfehlstellung entsteht. Zusammen mit den Schmerzen schränkt diese Gelenkfehlstellung die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks und ggf. nachfolgender Gelenke ein. Die Patienten können dadurch oft einfache Handgriffe nicht mehr ausführen: das Öffnen einer Konservendose oder das Schnüren von Schnürsenkeln wird so zu einem unüberwindbaren Hindernis.

Rheumatoide Arthritis befällt auch andere Organe

Bei fast der Hälfte der Patienten mit rheumatoider Arthritis befällt die Erkrankung auch andere Organe, wie z. B. Herz-/Kreislaufsystem, Lunge, Niere, Leber, Haut, Magen-/Darm-Trakt, Nervensystem oder Drüsengewebe:

Blutgefäße

Entzündungen der Gefäßwände äußern sich oft in Durchblutungsstörungen, die zu kleinen punktförmigen Wunden (Kleingefäßvaskulitis - siehe Foto rechts), Hautgeschwüren oder großflächigerem Absterben von Gewebe führen können. Außerdem tritt eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose) bei rheumatoider Arthritis häufiger auf.

Herz und Herzgefäße

Patienten mit rheumatoider Arthritis haben ein erhöhtes Herzinfarktrisiko (koronare Herzkrankheit). Die Arteriosklerose der Herzkranzgefäße ist unter anderem eine Folge des rheumatischen Entzündungsprozesses und tritt bei aktiver Gelenkentzündung, einer erhöhten Krankheitsaktivität häufiger auf. Neben dem rheumatischen Entzündungsprozess, tragen auch die Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika und Kortison zur erhöhten Häufigkeit von Herzgefäß-Erkrankungen und Herzinfarkten bei der rheumatoiden Arthritis bei. Neue Behandlungsmöglichkeiten, insbesondere mit den Biologika, gehen aber mit einer deutlich erniedrigten Rate an Arteriosklerose der Herzkranzgefäße einher. Sie scheinen einen Schutzfaktor vor entsprechenden Herzerkrankungen darzustellen und senken die Sterberate an Herzinfarkten.

Darüber hinaus kann eine rheumatoide Arthritis einen Herzklappenfehler und eine Entzündung des Herzmuskels sowie des Herzbeutels mit Herzbeutelerguss verursachen.

Lunge

Bei jedem fünften Patient mit rheumatoider Arthritis sind die Lungenbläschen entzündet. In der Regel ist dies nur mit speziellen Untersuchungsmethoden nachweisbar (z. B. mit der hoch auflösenden Computertomografie). In seltenen Fällen sind Husten, Atemnot bei Belastung bis hin zu generellen Atmungsschwierigkeiten die Folge.

Nervensystem

Werden im Handgelenk durch die Gelenk- und Sehnenentzündungen Nerven abgedrückt, kann dies Missempfindungen, Unempfindlichkeit und Schmerzen auslösen (z. B. Karpaltunnel-Syndrom).
Selten kann es im Rahmen der rheumatoiden Arthritis auch in Verbindung mit einer Gefäßentzündung zu Nervenschädigungen im Bereich der Füße oder der Beine kommen, zu einer so genannten Polyneuropathie. Diese Nervenschädigungen gehen mit Missempfindungen, Taubheitsgefühl und oft brennenden Schmerzen einher. Selten treten Lähmungserscheinungen auf.

Magen-/Darm-Trakt

Entzündungen, Blutungen und Geschwüre der Magen- und Darmschleimhaut gehören häufig zu den Folgen einer Behandlung mit nichtsteroidalen Antirheumatika. Vor allem bei älteren Patienten, die zusätzlich mit Kortison behandelt werden und bereits früher ein Magen- oder Darmgeschwür hatten, ist das Risiko für eine Schädigung der Magen-/Darmwand deutlich erhöht. In der Regel kann diese Magenschädigung durch eine Einnahme von Magenschutzmitteln (so genannten Protonenpumpen-Hemmern) verhindert werden. Auch ist das Risiko für eine Magen- und Darmschädigung bei Einnahme einer Sondergruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika, den sogenannten Coxiben, geringer.

Tränen- und Speicheldrüsen

Die rheumatoide Arthritis kann auch die Tränen- und Speicheldrüsen befallen und das Drüsengewebe zerstören. Dieser Verlauf wird auch Sicca-Syndrom bezeichnet und betrifft etwa ein Drittel der Patienten. Die Krankheitszeichen sind Mundtrockenheit und ein Mangel an Tränenflüssigkeit.

Experte: Wiss. Beratung & Ausarbeitung: Dr. Florian Popp, Planegg & Dr. Martin Welker

Literatur:
Fiehn C, Holle J, Iking-Konert C, et al. S2e-Leitlinie: Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten, Z Rheumatol 2018; 77 (Suppl 2): 35 – 53. https://doi.org/10.1007/s00393-018-0481-y. Smolen JS, Landewé RBM, Bijlsma JWJ, et al. EULAR recommendations for the management of rheumatoid arthritis with synthetic and biological disease-modifying antirheumatic drugs: 2019 update. Annals of the Rheumatic Diseases 2020; 79: 685 – 699. https://ard.bmj.com/content/annrheumdis/79/6/685.full.pdf Patienteninformationen zu Basistherapien: https://dgrh.de/Suche.html?query=basistherapie Patientenbroschüre Rheumatoide Arthritis der Deutschen Rheumaliga e.V.: https://www.rheuma-liga.de/infothek/publikationen

Letzte Aktualisierung: 27.03.2023

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