Bluthochdruck: Auswirkungen
Ein unbehandelter Bluthochdruck kann zu verschiedenen Organschädigungen, so genannten Endorganschäden führen. Herz, Gehirn, Nieren, Gefäße und Augen sind besonders gefährdet.
Mögliche Schäden des Herzens
Je höher der Blutdruck ist, desto kräftiger muss das Herz, d.h. die linke Herzkammer arbeiten, um das Blut in die Hauptschlagader (Aorta) zu pumpen. Der Herzmuskel muss sich auf Dauer dieser erhöhten Beanspruchung anpassen und verdickt sich. Neben dieser Verdickung der Herzmuskelfasern (Herzmuskelhypertrophie) findet man beim so genannten „Hochdruckherz" vermehrt Bindegewebe zwischen den Muskelfasern ausgebildet. Der Herzmuskel wird durch diese Umbauvorgänge insgesamt steifer. Der Hochdruck-Kranke merkt dies an einer zunehmenden Kurzatmigkeit bei körperlicher Belastung. Ein weiteres Problem ist, dass die Durchblutung des Herzmuskels mit dem Wachstum des Herzmuskels nicht Schritt hält. Häufig sind zudem durch den Hochdruck auch die kleineren, im Herzmuskel verlaufenden Arterien eingeengt (Mikroangiopathie), so dass die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung bis zu den tieferen Schichten des Herzmuskels gefährdet sein kann. Der Hochdruck-Kranke empfindet deshalb häufig Angina-pectoris-Beschwerden, ohne dass die großen Herzkranzgefäße verengt sein müssen. Unbehandelt entwickelt sich im weiteren Verlauf eine chronische Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) mit Erweiterung der Herzkammern, an der ein Drittel der Hochdruck-Patienten stirbt. Weiter gehören Herzrhythmusstörungen in Form von so genannten Extrasystolen und Vorhofflimmern mit großer Häufigkeit zum typischen Bild des Hochdruckherzens.
Bluthochdruck fördert zudem die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) - die arteriosklerotische Schädigung der Herzkranzgefäße nennt man Koronarsklerose, ein großer Risikofaktor für eine koronare Herzkrankheit (KHK) mit schmerzhafter Brustenge (Angina pectoris) und damit für einen Herzinfarkt.
Mögliche Schädigungen des Gehirns
Bluthochdruck ist der wichtigste Risikofaktor für den Schlaganfall. Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, ist für Hochdruck-Patienten gegenüber Menschen mit normalem Blutdruck um das Drei- bis Vierfache erhöht. 80 % der Schlaganfälle beruhen auf einem Gefäßverschluss, 20 % auf einer Hirnblutung. Der gefährliche Verschluss eines Hirngefäßes kann durch ein Blutgerinnsel verursacht sein, welches sich von einer Gefäßwandverkalkung im Inneren einer Halsschlagader oder der großen Körperschlagader abgelöst hat. Besonders die hirnversorgenden Halsarterien (Makroangiopathie) werden durch den Bluthochdruck arteriosklerotisch verändert. Verschlüsse oder hochgradige Verengungen können bei Hochdruck-Kranken auch in den größeren Hirngefäßen selbst entstehen und einen Hirninfarkt verursachen.
Eine weitere wichtige Emboliequelle ist der linke Vorhof, wenn ein Patient an Herzrhythmusstörungen oder Vorhofflimmern leidet. Patienten mit Vorhofflimmern haben ein 4- bis 5-fach erhöhtes Schlaganfallrisiko, wenn keine Gerinnungshemmung durchgeführt wird.
Die Durchblutungsstörungen können im Gehirn aber auch die kleinen Gefäße bis in ihre feinen Verästelungen (Mikroangiopathie) betreffen. Es entwickelt sich eine chronische Minderversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen. Hierdurch wird die Hirnleistung beeinträchtigt, d.h. ein vorzeitiger geistiger Abbau ist zu beobachten (vaskuläre Demenz).
Mögliche Schädigungen der Nieren
Bluthochdruck mit seinen arteriosklerotischen Veränderungen ist vor allem für die kleinsten Äderchen in den Nieren, die einen Teil des Filtersystems der Niere darstellen, schädlich („Nephrosklerose"). Kommt zum Hochdruck ein Diabetes mellitus hinzu, sind die Nieren besonders gefährdet. Bei einer Nierenschädigung wird die Regelung des Flüssigkeitshaushalts beeinträchtigt und es kommt zur Anhäufung von Stoffwechselabbauprodukten im Körper. Man spricht hier von einer eingeschränkten Nierenfunktion. Zudem kann die Niere durch das geschädigte Filtersystem nun auch für den Körper wichtige Substanzen wie z.B. bestimmte Eiweiße (Albumin) nicht mehr zurückhalten. Sie werden in der Folge über den Urin vermehrt ausgeschieden (Mikroalbumurie bzw. Makroalbuminurie/Proteinurie). Eine Verschlechterung der Nierendurchblutung beeinträchtigt nicht nur die Ausscheidungsfunktion der Nieren, sondern aktiviert zugleich im Nierengewebe ein blutdruckregulierendes Hormonsystem, das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, was wiederum zu einer Blutdruckerhöhung führt. Diese Veränderungen können unbehandelt zu einer chronischen Nierenschwäche bis hin zum Nierenversagen führen.
Weitere mögliche Schädigungen
Weiter können die arteriosklerotisch-bedingten Durchblutungsstörungen Verstopfungen der Becken- und Beingefäße nach sich ziehen (periphere arterielle Verschlusskrankheit, paVk) oder die Netzhaut der Augen schädigen (hochdruckbedingte Retinopathie), was langfristig das Sehvermögen beeinträchtigt.