Bluthochdruck: Behandlung

Ziel jeder Hochdruck-Therapie ist es, die Gefahr für Folgeerkrankungen zu verringern.

Behandlungsziele

Als erstes Behandlungsziel wird die Senkung des Blutdrucks auf < 140/90 mmHg für alle Patienten empfohlen. Wenn die Therapie gut vertragen wird, sollten bei den meisten Patienten unter Behandlung Blutdruckwerte von 130/80 mmHg oder niedriger angestrebt werden. Bei Patienten < 65 Jahre wird empfohlen, den systolischen Blutdruck in den meisten Fällen auf 120-129 mmHg zu senken.

Diastolische Blutdruckzielwerte: Ein diastolischer Blutdruck Zielwert < 80 mmHg sollte für alle hypertensiven Patienten erwogen werden, unabhängig vom Ausmaß des Risikos und von Begleiterkrankungen.

Bei Nierenerkrankungen mit Proteinurie (Ausscheiden von Eiweißen im Urin): sytolisch unter 130 mmHg.
Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes: systolisch 130-139 mmHg.

Blutdruck-Therapieziele für ältere Patienten (65-80 Jahre): Bei älteren Patienten (> 65 Jahre) wird empfohlen, einen systolischen Blutdruck im Bereich von 130-139 mmHg anzustreben. Für Patienten über 80 Jahre wird ein Blutdruck Ziel von 130-139 mmHg mit der HG empfohlen, wenn die Therapie gut vertragen wird.

Übersicht der Praxis-Blutdruck-Grenzwerte für die Behandlung

Bei Hypertonie ohne oder mit Begleiterkrankungen (wie Diabetes, chronischer Nierenerkrankung, koronare Herzerkrankung, Schlaganfall/TIA) gelten folgende Grenzwerte für die Behandlung:

Altersgruppe

Systolischer Blutdruck

Diastolischer Blutdruck

18-65 Jahre

> 140 mmHg

> 90 mmHg

65-79 Jahre

> 140 mmHg

> 90 mmHg

> 80 Jahre

> 160 mmHg

> 90 mmHg

 

Behandlungsgrenzwerte und Faktoren, die eine medikamentöse Therapie erforderlich machen

Bei hochnormalem Blutdruck (130-139/85-89 mmHg):
Eine Pharmakotherapie kann erwogen werden bei sehr hohem kardiovaskulären Risiko infolge manifester kardiovaskulärer Erkrankung, insbesondere KHK.

Bei Niedrigrisiko Hypertonie Grad I:
Bei Patienten mit Hypertonie Grad I und niedrigem-moderaten Risiko, aber ohne Hinweis auf Hochdruck bedingte Endorganschäden, wird eine blutdrucksenkende Pharmakotherapie empfohlen, wenn der Patient trotz einer Periode mit Lebensstilintervention hyperton bleibt.

Bei älteren Patienten:
Blutdruck senkende Pharmakotherapie und Lebensstiländerung wird bei leistungsfähigen älteren Patienten (> 65 Jahre, aber nicht > 80 Jahre) empfohlen, wenn der systolische Blutdruck im Bereich von 140-159 mmHg liegt, sofern die Therapie gut vertragen wird.

Medikamentöse Therapie

Ist es zusätzlich notwendig, Medikamente einzunehmen, sollte dies konsequent und regelmäßig geschehen. Grundsätzlich stehen folgende Medikamente/Substanzklassen (Antihypertensiva) zur Bluthochdruckbehandlung zur Verfügung, die alle gleichermaßen für die Therapie zu Beginn und auf Dauer geeignet sind, sei es als Mono- oder Kombinationstherapie.

ACE-Hemmer und AT-1-Rezeptor-Antagonisten: Präparate dieser Wirkstoffklassen wirken über mehrere, verschiedene Reaktionswege gefäßerweiternd. Im Wesentlichen hemmen sie die Bildung des Blutdruck-steigernden Hormons Angiotensin II. Sie senken nachhaltig den Blutdruck und beugen Endorganschäden vor. Kontraindiziert bei: Schwangerschaft, Hyperkaliämie, Angioödem.

Diuretika (entwässernde, harntreibende Mittel): Zu diesen nierenwirksamen Medikamenten gehören Thiazide und Schleifen-Diuretika (speziell bei eingeschränkter Nierenfunktion) sowie kaliumsparende Diuretika. Sie steigern die Ausscheidung von Kochsalz und Wasser über die Nieren und verstärken in Kombination mit anderen blutdrucksenkenden Medikamenten deren Wirkung. Auf längere Sicht senken Diuretika den Blutdruck, indem sie die Ansprechbarkeit auf gefäßverengende Reize herabsetzen. Da bei höheren Dosierungen auch Mineralstoffe wie Kalium ausgeschieden werden, sollte die Ernährung bei Diuretika-Einnahme kaliumreich (z.B. Bananen, Trockenobst, Kartoffeln) sein bzw. das Mineral in Tablettenform zugeführt werden. Bei Gicht-Patienten mit Bluthochdruck ist von Diuretika zur Blutdrucksenkung eher abzuraten.

Betablocker: Betablocker sind Arzneimittel, die im Körper die so genannten ß-Rezeptoren blockieren. Dadurch wird die Wirkung bestimmter Stresshormone gehemmt. Diese Stresshormone (Noradrenalin, Adrenalin) haben normalerweise einen anregenden Effekt auf verschiedene Organe (u.a. das Herz). Werden sie blockiert, sinken Puls und Blutdruck sowie die Schlagkraft des Herzens. Das Herz schlägt also etwas langsamer und wird entlastet. Kontraindiziert bei: Asthma, bei höhergradigem atrioventrikulären Block.

Kalziumantagonisten bzw. Kalziumkanalblocker: Kalziumantagonisten blockieren die Kalzium-Kanäle in den Herz- und Gefäßmuskelzellen. Sie vermindern den Kalzium-Einstrom in die Zellen, setzen dadurch die Gefäßspannung herab und somit auch den Blutdruck. Verapamil und Diltiazem sind kontrainduziert bei höhergradigem atrioventrikulären Block, schwerer Herzschwäche

Aldosteronantagonisten (z. B. Spironolacton) werden vor allem bei Therapieresistenzen eingesetzt.

 

Einleitung der medikamentösen Therapie

Bei den meisten Patienten sollte die Einleitung der Behandlung mit einer Kombination von zwei Medikamenten als Einzeltablette erfolgen, um die Geschwindigkeit, Wirksamkeit und Vorhersagbarkeit der Blutdruckkontrolle zu verbessern. Mit diesem Vorgehen soll die initiale Therapie der Hypertonie mit zwei Wirkstoffen der Standard bei der Therapie der meisten Patienten werden.

Die bevorzugten Zweier-Kombinationen für die initiale Therapie sind ein ACE-Hemmer oder Angiotensinrezeptorblocker mit einem Kalziumblocker (z.B. Amlodipin, Lercanidipin) oder einem Diuretikum. Eine Alternative ist ein Betablocker in Kombination mit einem Diuretikum.

Eine 3-fach Medikamentenkombination bestehend aus einem RAS Blocker+ Calciumblocker+ Diuretikum sollte genutzt werden, wenn sich der Blutdruck mit einer 2-fach-Tabletten-Kombination nicht einstellen lässt. Spironolacton kommt als zusätzliches Medikament bei therapieresistenter Hypertonie in Betracht.

ine Behandlung mit Blutdruck-Medikamenten wird von Patienten bisweilen als belastend erlebt, da das Absenken des Blutdruckes zunächst müde und abgeschlagen machen kann. Der Körper muss sich erst umstellen und an den niedrigeren Blutdruck gewöhnen. Die Medikamente sollten daher am Anfang einschleichend gegeben werden, d.h. niedrige Dosis zu Beginn, die nach und nach gesteigert wird. So hat der Organismus Zeit, sich langsam daran anzupassen. Die Umstellung kann bis zu einem Monat dauern.

 

Konsequenz ist wichtig

Bedenken Sie, auch wenn Sie keine Beschwerden haben, dass ein unbehandelter Bluthochdruck letztendlich zu einer mehr oder weniger gefährlichen Schädigung Ihres Körpers führt. Wenn Sie die Folgen spüren, ist diese Schädigung meist unumkehrbar. Rechtzeitig behandelt kann man das Risiko, das mit einem Bluthochdruck einhergeht, in den Griff bekommen. Dafür ist es meist notwendig, die Therapie lebenslang durchzuführen. Bei Bedarf kann Ihre Motivation (Compliance) durch Einzel- und Gruppengespräche sowie durch Arzt-Patienten-Seminare verbessert werden. Der Therapieerfolg, d.h. die Blutdrucksenkung, muss vom Arzt regelmäßig überprüft und die Medikamente möglicherweise angepasst werden. Durch die Einhaltung eines gesunden Lebensstils, können Sie die Dosierung der Wirkstoffe so gering wie möglich halten.

Neben der regelmäßigen Messung des Blutdrucks durch den Arzt haben sich zur Therapiekontrolle auch Selbstmessungen und 24-Stunden-Blutdruckmessungen unter häuslichen Bedingungen, während der Aktivitäten des Tages und im Nachtschlaf zu einer wichtigen ergänzenden Messmethode entwickelt. Patienten, die ihren Blutdruck selbst messen, sollten eine ausführliche Einweisung in die Messtechnik erhalten, am besten im Rahmen eines strukturierten Hypertonie-Schulungsprogramms.

Allgemeine Maßnahmen

Die Behandlung findet unabhängig von fühlbaren Beschwerden statt, da der Hochdruck zunächst keine Symptome macht. Die ärztlichen Therapieentscheidungen berücksichtigen neben der Höhe der Blutdruckwerte auch das Gesamtrisikoprofil, d.h. die Summe der individuellen Risikofaktoren des Patienten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Übergewicht, Rauchen, Alkoholkonsum, Diabetes, erhöhte Cholesterinwerte, Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall in der Krankengeschichte).

Zur Absenkung des Blutdruckes ist es in jedem Fall sinnvoll, dass der Patient:

  • seine Ernährung anpasst (ausgewogen/vollwertig - also viel Gemüse, Obst, Ballaststoffe z. B. Vollkornprodukte, wenig tierische Fette), d.h. auch vorhandenes Übergewicht reduziert; wenig Salz (unter 6 Gramm pro Tag) zu sich nimmt.
  • nicht raucht und wenig Alkohol (unter 20-30 g/Tag bei Männern bzw. unter 10-20 g /Tag bei Frauen; (30 g = 2,5 Gläser Wein à 0,125 l, 20 g = ca. 0,5 l Bier) konsumiert.
  • sich regelmäßig - an 5-7 Tagen pro Woche für mind. 30 Minuten - körperlich belastet und bewegt. Besonders Ausdauertraining (Schwimmen, Wandern, Radfahren, Nordic-Walking, Skilanglauf, Golf) wirkt sich günstig auf den Blutdruck aus.
  • Stress abbaut. Genügend Schlaf, kurze Verschnaufpausen am Tage, Aufgaben Verteilen und Verantwortung Abgeben sowie Sport und ein entspannendes Hobby helfen, eine ständige innere Anspannung zu reduzieren.

Diese Maßnahmen sind bei einer leichten Hypertonie (etwa 140/90 mmHg) oft allein ausreichend, um den Blutdruck wieder zu normalisieren. In jedem Fall unterstützt ein gesunder, aktiver Lebensstil grundsätzlich die Wirksamkeit einer medikamentösen Behandlung.

Experte: Wissensch. Beratung und Ausarbeitung: Prof. Dr. med. Wolfram Delius, München

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern Meyer, J. et al. (Hrsg.) Elsevier, 11/2021 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. und Deutsche Hochdruckliga (2018): https://leitlinien.dgk.org/2019/pocket-leitlinie-management-der-arteriellen-hypertonie-2/

Letzte Aktualisierung: 29.03.2022

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