Hepatitis C: Diagnose & Behandlung

Untersuchungen & Diagnose

Da bei einer Ansteckung mit Hepatitis C häufig keine typischen Krankheitszeichen auftreten, entsteht der Verdacht auf eine Infektion oft nur bei der Überprüfung der Leberwerte im Blut im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen. Kassenärztlich Versicherte ab dem vollendeten 35. Lebensjahr haben seit dem 1. Oktober 2021 im Rahmen eines Check-ups Anspruch auf ein Screening auf eine Hepatitis C-Virusinfektion.

Eine gesicherte Diagnose der verschiedenen Formen der Virushepatitis kann - vor allem wenn die typischen Symptome fehlen - durch den Direktnachweis der Viren, virusassoziierter Antigene und/oder den Nachweis von korrespondierenden Antikörpern im Blut erfolgen. Hierfür sind spezielle Tests in einem medizinischen Labor notwendig.

Behandlung von Hepatitis C

Bei einer frischen Hepatitis-C-Infektion hängt die Heilungschance von einer frühzeitigen Diagnose ab. Wird frühzeitig nach der Ansteckung eine 24-wöchige Interferon-Behandlung begonnen, heilt eine akute Hepatitis C in nahezu allen Fällen vollständig aus. Trotz exzellenter Heilungschancen der akuten Hepatitis C in Studien ist die interferonfreie Therapie hierzulande nach aktuellem Stand (2/2023) noch nicht zugelassen.

Dauert die Erkrankung länger als sechs Monate, ist von einer chronischen Hepatitis C auszugehen. In diesem Fall besteht mittlerweile die Standardtherapie in einer interferonfreien Medikamentenbehandlung, meist mit einer Therapiedauer von nur 8-12 Wochen. Im Gegensatz zu den früheren interferonhaltigen Therapien weisen diese Behandlungen in Tablettenform kaum Nebenwirkungen auf. Die Patienten fühlen sich nach Beginn der Therapie sogar oft wesentlich besser als zuvor.

Im Vordergrund stehen dabei unterschiedliche Medikamentenkombinationen:

Direkt antiviral wirksamen Medikamente (engl.: direct acting antivirals – DAA)
Die derzeit am häufigsten angewandte DAA-Therapie dürfte die Fixkombination Glecaprevir / Pibrentasvir (Handelsname Maviret) sein, die seit Juli 2017 zur Behandlung von Erwachsenen zugelassen ist, die an einer chronischen Hepatitis C erkrankt sind.

Seit April 2019 darf diese Kombination auch bei Jugendlichen ab 12 Jahren und seit Juni 2021 bei Kindern ab 3 Jahren eingesetzt werden.

Weitere DAAs:

Sofosbuvir/Ledipasvir
In diesem DAA-Regime wird Sofosbuvir mit dem NS5A-Inhibitor Ledipasvir kombiniert. Diese Therapie wurde im November 2014 zur Therapie der chronischen Hepatitis-C-Infektion zugelassen und war damit das erste zugelassene interferonfreie, fix koformulierte Regime. In der klinischen Praxis wird die Kombination Ledipasvir/Sofosbuvir jedoch seit Zulassung der gegen alle bekannten HepC-Genotypen wirksamen DAA bei Erwachsenen in Deutschland nur noch selten eingesetzt

Sofosbuvir/Velpatasvir
Die Kombination aus dem nukleotidischen Polymeraseinhibitor Sofosbuvir und dem NS5A-Inhibitor Velpatasvir ist gegen alle bekannten HepC-Genotypen (pangenotypisch) wirksam und wurde im Sommer 2016 in Deutschland zugelassen.

Grazoprevir/Elbasvir
Bei diesem Kombinationsregime wird der NS3/4A-Proteaseinhibitor Grazoprevir mit dem NS5A-Inhibitor Elbasvir kombiniert. Beide Substanzen weisen in vitro eine hohe antivirale Aktivität gegen die HCV-Genotypen 1 und 4 auf und wurden nach Überprüfung in den Zulassungsstudien zur Behandlung dieser Genotypen zugelassen

Retherapie
Bei einem Therapieversagen auf eine Therapie mit einem interferonfreien DAA-Regime unter DAA ist davon auszugehen, dass resistente Virusvarianten (RAVs) vorliegen, die in spezialisierten Laboren mittels Direktsequenzierung bestimmt werden können. Während der Polymeraseinhibitor Sofosbuvir eine hohe Resistenzbarriere aufweist, sind alle anderen aktuell zugelassenen DAAs durch eine relativ niedrige Resistenzbarriere charakterisiert. Hier kommt mit hohen Heilungsraten von > 90 % die Kombination von Sofosbuvir, Velpatasvir und Voxilaprevir zur Anwendung.

Die Heilungsraten liegen über alle Genotypen hinweg zwischen 90 und 100 %. Dies gilt ohne Einschränkungen auch für Patienten mit einer HIV-Koinfektion oder Patienten mit bereits bestehender Leberzirrhose.



Experte: Prof. Dr. Dr. Michael Rupert Kraus, Altötting & Prof. Dr. A. Gerbes, München

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Meyer, J. & Pletz, M.W. & Mayet W.-J (Hrsg.); Elsevier, 5/2017 Zeuzem S.: Therapieoptionen bei Hepatitis C. Deutsches Ärzteblatt 2017, Band 114 (1-2), Seite 11-21: https://www.aerzteblatt.de/archiv/185163/Therapieoptionen-bei-Hepatitis-C Zeuzem S. Hepatitis-C-Therapie: State of the Art 2018 Dtsch Med Wochenschr 2018; 143(24): 1784-1788 Prof. Dr. R. Bartenschlager, Prof. Dr. M. Cornberg, Prof. Dr. T. Pietschmann: Maßgeschneiderte Therapie der Virushepatitis der Gegenwart und Zukunft. Hepatitis B, C, Delta und E. Der Internist 7/2017: https://www.springermedizin.de/hepatitisviren/hepatitiden/massgeschneiderte-therapie-der-virushepatitis-der-gegenwart-und-/12454202?fulltextView=true

Letzte Aktualisierung: 22.02.2023

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