Metabolisches Syndrom: Ursachen & Risikofaktoren

Der Hauptgrund dafür, dass das Metabolische Syndrom in unserer Gesellschaft immer häufiger auftritt, sind ungesunde Lebens- und Ernährungsgewohnheiten. Folgende Faktoren können zur Entwicklung eines Metabolischen Syndroms beitragen:

  • Übergewicht (Body-Mass-Index (BMI) > 25) (s. BMI-Rechner)
  • zu wenig körperliche Bewegung
  • zu fett- und cholesterinhaltige Nahrung
  • erhöhter Alkoholkonsum
  • erhöhter Kochsalzkonsum
  • Rauchen
  • Stress über längere Zeit
  • Erkrankungen, wie z. B. Gallenstauung, Nieren- oder Lebererkrankungen, eine lange und schwer verlaufende Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes mellitus
  • Behandlung mit bestimmten Medikamenten oder Hormonen, z. B. Kortikosteroide, Diuretika, Betablocker, Antidepressiva oder Neuroleptika

Übergewicht

Vor allem übergewichtige Personen sind gefährdet, ein Metabolisches Syndrom zu entwickeln, weil dadurch das Risiko für Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und erhöhten Blutzucker gesteigert ist. Übergewicht entsteht in den meisten Fällen, wenn dem Körper mehr Energie zugeführt wird als er benötigt. Eine kalorienreiche Ernährung fördert also an sich schon den Aufbau von Fettgewebe. 

Aufgrund von Überernährung und unzureichender Bewegung, den Ursachen für erhebliches Übergewicht (Fettleibigkeit bzw. Adipositas), ist aber auch der Blutzuckerspiegel des Körpers dauerhaft erhöht. Der Körper ist ständig dazu gezwungen, mehr Insulin auszuschütten, um die Blutzuckerkonzentration abzusenken. Dies verursacht einen „Gewöhnungseffekt" bei den Körperzellen an den erhöhten Insulinspiegel (Insulinunempfindlichkeit bzw. -resistenz) und der Körper muss für eine optimale Wirkung noch mehr Insulin produzieren. Die erhöhten Insulinspiegel im Blut steigern wiederum das Hungergefühl und fördern dadurch die Entstehung von Übergewicht.

Besonders kritisch ist eine Insulin-Unempfindlichkeit (Insulinresistenz) des Fettgewebes der Bauchhöhle (Bauchfett), denn Fettgewebe ist ein Hormongewebe, dessen Zellen über Signalstoffe, wie z. B. freie Fettsäuren oder Adiponektin, mit der Leber oder der Muskulatur kommunizieren. Verringert eine vermehrte Ansammlung von Fettspeichern in der Bauchhöhle und insbesondere in der Leber die Insulinwirkung, beeinflusst dies Herz, Leber, Muskeln und Arterien und begünstigt die Entstehung von Typ-2-Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck. Eine Verfettung der Leber, dem zentralen Stoffwechselorgan, im Sinne einer nicht-alkoholischen Fettleber spielt indes eine Schlüsselrolle nicht nur bei der Entwicklung eines Typ-2-Diabetes und von Gefäßschäden, sondern kann auch zu einer fortschreitenden, teils entzündlichen Leberschädigung mit Bindegewebseinlagerung bis hin zum Auftreten von Leberkrebs führen.

Bei extremem Übergewicht ist zudem die Natrium- und Wasserausscheidung gehemmt, so dass das Blutvolumen zunimmt und der Blutdruck auch dadurch steigt.

Fettstoffwechselstörungen

Eine weitere mögliche Ursache für Übergewicht bzw. das Metabolische Syndrom sind Fettstoffwechselstörungen. Dabei kann der Körper Blutfette nicht mehr ausreichend verwerten und überschüssiges Fett abbauen. Dies führt zu einer erhöhten Konzentration von Cholesterin, Neutralfetten (Triglyzeride) und proteingebundenen Fetten, den Lipoproteinen, im Blut.

Man unterscheidet zwischen:

  • Hypercholesterinämie, bei der die Werte für das LDL-Cholesterin erhöht sind,
  • Hypertriglyzeridämie, bei der die Konzentration der Neutralfette erhöht ist,
  • Hyperlipidämie, bei der LDL-Cholesterin und Triglyzerid-Werte erhöht sind
  • Dyslipoproteinämie, bei der das HDL-Cholesterin vermindert ist, die Triglyzeride erhöht sind und das LDL-Cholesterin besonders klein und dicht verpackt ist.


Zunächst lösen erhöhte Blutfettwerte keine äußerlichen Beschwerden aus. Wenn sich im Blut aber über längere Zeit erhöhte Fettmengen finden, können sie Ablagerungen in den Blutgefäßen (Arteriosklerose) und Bluthochdruck verursachen.

Erziehung & erbliche Faktoren

Häufig wird der Grundstein für ein späteres Metabolisches Syndrom bereits in der Kindheit gelegt. Denn in frühen Jahren falsch erlerntes Essverhalten bleibt in vielen Fällen ein Leben lang bestehen und stellt einen Risikofaktor für die Entstehung von Gewichtsproblemen dar. Kinder adipöser Eltern sind mit erhöhter Wahrscheinlichkeit später selbst übergewichtig.

Mittlerweile weiß man aber, dass nicht nur „äußere" Faktoren die Entstehung eines metabolischen Syndroms begünstigen können, sondern dass es auch eine genetische Veranlagung dafür gibt. So können Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen erblich bedingt sein. Mittlerweile sind verschiedene Gene bekannt, die das Körpergewicht beeinflussen, indem sie z. B. das Sättigungsgefühl steuern. Diese „Adipositas-Gene" sind jedoch nie alleinige Ursache für Übergewicht. Sie verstärken lediglich die Auswirkung ungesunder Lebens- und Ernährungsgewohnheiten.

Auch Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen können vererbt werden: Man schätzt, dass etwa 3 % der Fettstoffwechselstörungen genetisch bedingt sind. Bei dieser Form (familiäre Hypercholesterinämie) haben Verwandte ein erhöhtes Risiko, ebenfalls zu erkranken.

Psychische Komponenten

Psychische Probleme können ebenfalls das Risiko für Übergewicht erhöhen. Manche Menschen kompensieren psychische Probleme und Konflikte durch übermäßiges Essen und sind dadurch besonders gefährdet, übergewichtig zu werden.

Experte: Wissenschaftliche Beratung und Ausarbeitung: Prof. Eberhard Standl, München

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern Meyer, J. et al. (Hrsg.) Elsevier, 11/2021 https://www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de/index.php?id=17071

Letzte Aktualisierung: 19.08.2022

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