15.09.2010

Bildschirme von PC und Notebook stören den Schlaf

Licht von Bildschirmen vor dem zu Bett gehen kann den die Produktion des Schlafhormons Melatonin beeinträchtigen...

Zehn Minuten im Licht der Badezimmerlampe reichen aus, um die Produktion des Schlafhormons Melatonin zu stören, wie Studien zeigen. Forscher vermuten, dass Bildschirmlicht ähnlich wirkt. Wer also gut schlafen will, sollte abends auf die Arbeit am Computer verzichten.

E-Mails schreiben, auf Facebook tratschen oder im Netz einkaufen: Es gibt viele gute Gründe, um abends vor dem Rechner zu sitzen. Doch wer kurz vor dem Schlafengehen auf helle PC- oder Notebook-Displays starrt, schläft wahrscheinlich schlechter. Denn das Licht der Geräte bringt die innere Uhr des Menschen gewaltig aus dem Takt, wie verschiedene Untersuchungen vermuten lassen.

Schon zehn Minuten normaler Badezimmerbeleuchtung reichen aus, um die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin zu stören. Dies zeigen Studien der Arbeitsgemeinschaft (AG) Schlafforschung an der Charité Berlin. Das Hormon regelt den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen und macht ihn bei Einbruch der Dunkelheit müde. Die Ergebnisse der Versuche lassen vermuten, dass helle PC-Bildschirme den natürlichen Rhythmus ebenfalls aus dem Gleichgewicht bringen. «Auch wenn das noch nicht durch diese Studien bewiesen ist», schränkt Dieter Kunz ein, der Chefarzt der Abteilung für Schlafmedizin an der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus ist und die AG leitet.

Eine britische und eine US-amerikanische Arbeitsgruppe wiesen bereits vor zehn Jahren ein Fotopigment im Auge des Menschen nach. Dieses signalisiert dem Körper, ob es Tag oder Nacht, Sommer oder Winter ist. Es reagiert insbesondere auf blaues Licht. «Das blaue Licht zeigt dem Körper quasi 'Es ist Tag, sei wach'», erklärt Charité-Forscher Kunz. Bildschirme haben hauptsächlich einen kalt-weißen Lichtanteil, und die Forscher vermuten, dass das Fotopigment hier in ähnlicher Weise reagieren könnte. Der Mensch werde also immer wacher, je länger er in das helle Licht schaut, und schlafe dann schlechter.

Auch Schlafforscher Prof. Jürgen Zulley vom Schlafmedizinischen Zentrum des Universitätsklinikums Regensburg warnt vor Bildschirmarbeit zu später Stunde. Jede Beschäftigung am Abend aktiviere den menschlichen Körper. «Arbeiten und daddeln am Computer ist aber besonders negativ für den Schlaf, weil man so konzentriert und nah am hellen Bildschirm sitzt», erklärt der Experte. Vor allem Kinder sollten zu fortgeschrittener Uhrzeit besser nicht mehr am Rechner hocken.

Und was, wenn Kinder und Erwachsene nicht auf den Computer, sondern ins TV starren? «Fernsehgeräte haben wahrscheinlich einen geringeren negativen Einfluss», erklärt Dieter Kunz. Das Gerät stehe weiter weg, und die Lichtquelle ist nicht so grell wie ein PC-Schirm. Das sieht auch Schlafforscher Zulley so. Dennoch rät er abends eher zum Lesen eines Buches. «Wenn ich dazu keine Lust habe, höre ich alternativ leise Musik - Hauptsache Körper und Geist kommen zur Ruhe.» Der Fernsehmarathon am Abend mache hingegen unruhig und wach.

Gerade das allabendliche «Runterkommen» fällt vielen Menschen schwer. Jede zweite Frau und jeder vierte Mann in Deutschland schläft schlecht, ergab eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse. Die Umweltreize durch elektronische Geräte sind dafür aber nur eine mögliche Erklärung. Die Betroffenen fühlen sich nach eigenen Angaben vor allem durch beruflichen Stress oder private und gesundheitliche Sorgen um ihre Nachtruhe gebracht.

Fast zwei Drittel würden für mehr Schlaf auf die TV-Berieselung verzichten. Vier von zehn Befragten wollen das Surfen im Internet oder Computerspielen sein lassen. Die guten Vorsätze setzt jedoch kaum jemand in die Tat um, lautet ein Umfrageergebnis. Wer abends nicht ohne seinen Rechner auskommt, sollte falls möglich den Blauanteil an seinem Bildschirm runterstellen und die Helligkeit etwas dimmen, empfiehlt Schlafforscher Kunz. «Das macht nur keiner, weil man sich bei der Arbeit am PC ja konzentrieren möchte - und dabei hilft das Licht unserem Gehirn.»

Auch Standby-Lämpchen können nerven

Auch Standby-Leuchten oder Leuchtanzeigen von elektronischen Geräten können im Dunkeln nerven oder den Schlaf stören. «Zu diesem Thema existieren aber noch keine fundierten, wissenschaftlichen Aussagen», erklärt Schlafforscher Dieter Kunz von der Berliner Charité. Sein Eindruck sei aber, dass bereits diese kleinen Lämpchen Einfluss auf die Schlafqualität haben. «Das kann man aber nicht vorhersagen, den einen nervt es, den anderen nicht», sagt Kunz.
Schlafforscher Jürgen Zulley vom Universitätsklinikum Regensburg empfiehlt, im Schlafzimmer generell alle elektronischen Geräte auszuschalten. «Aber nicht weil sie den Schlaf direkt stören, sondern weil man dann auch selber besser abschalten kann und nicht zu vergessen, weil dadurch Strom gespart wird.» Die Tipps für denjenigen, den Lichter stören, sind einfach: abschalten, die Geräte aus dem Schlafzimmer verbannen, die Leuchten abkleben oder einfach eine Schlafmaske aufsetzen, rät Kunz.

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