01.05.2008

Forscher identifizieren Geburtsort von Krebszellen

Kleine Signalmoleküle könnten Medizinern künftig dabei helfen, den Ursprungsort von Tumoren zu lokalisieren...

Israelische Wissenschaftler haben eine Methode entwickelt, um die Herkunft von Krebszellen zu bestimmen. Dazu benutzen sie Biomarker, die von den Zellen selbst gebildet werden und die für jede Krebsform typisch sind (Nature Biotechnology 2008 doi: 10.1038/nbt1392). Diese so genannten MicroRNA-Moleküle regulieren die Aktivität von Genen und spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Zellen.

Krebszellen können ihren Ursprungsort verlassen und in anderen Organen Tochtergeschwülste bilden, so genannte Metastasen. Für Mediziner ist es deshalb in manchen Fällen schwer zu unterscheiden, ob ein bösartiger Tumor die Ursprungs- oder eine Tochtergeschwulst ist. Eine sichere Bestimmung der Herkunft von Tumorgewebe könnte jedoch die Erfolgsaussichten einer Behandlung verbessern.

Mit Hilfe des neuen Verfahrens lässt sich das Ursprungsgewebe von Krebszellen sehr sicher bestimmen. Die Forscher analysierten dazu das Vorkommen von 48 verschiedenen MicroRNA-Molekülen in unterschiedlichen Tumoren. Das Vorkommen einzelner, typischer Moleküle oder ein charakteristisches Muster verschiedener MicroRNAs verrät den Wissenschaftlern, aus welchem Ursprungsgewebe ein bösartiger Tumor entstanden ist. So können z. B. Leber- und Hodenkrebszellen leicht anhand ihres MicroRNA-Profils von anderen Krebsarten unterschieden werden. Dabei ist der Test sehr zuverlässig: Im Schnitt werden fast 90% der untersuchten Proben dem korrekten Ursprungsgewebe zugeordnet. Es gibt jedoch auch Ausnahmen: Während viele Krebstypen mit 100%iger Genauigkeit bestimmt werden konnten, gelang dies mit Krebszellen aus der Blase deutlich seltener. Häufig wurden diese mit Krebszellen aus der Lunge verwechselt - ein Problem, das auch bei herkömmlichen Gewebetests vorkommt.

Mit Hilfe des neuen Verfahrens könnten Mediziner künftig also den wahren „Geburtsort" eines Tumors noch sicherer identifizieren. „Wenn sich das Verfahren in weiteren Tests bewährt, ist die Analyse von MicroRNAs ein wichtiger Fortschritt in der Diagnose von Krebserkrankungen", sagt Prof. Reiner Hartenstein vom Berufsverband Deutscher Internisten (BDI). Denn bei etwa mindestens 5% aller Krebserkrankungen sei der Ursprungsort der entarteten Zellen unbekannt. „Die Behandlung dieser Fälle ist bislang schwierig und oft erfolglos. Wenn dagegen der Ursprungsort von Krebszellen bekannt ist, könnten wir den Krebs häufig besser bekämpfen", so der Krebsspezialist.

 

 

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