16.09.2009

Von Willebrand-Syndrom schneller und sicherer erkennen

Eine starke Blutungsneigung kann auf ein von Willebrand-Syndrom hindeuten...

Eine Neigung zu blauen Flecken, Nasenbluten und verstärkter Regelblutung kann durch das so genannte von Willebrand-Syndrom verursacht werden. Es ist die häufigste Ursache für eine ungewöhnliche Blutungsneigung. Bis zu einem Prozent aller Menschen können davon betroffen sein - oft ohne davon zu wissen. Wissenschaftler der Universität Hamburg haben einen neuartigen Aktivitätstest für den von Willebrand-Faktor entwickelt, der mit höherer Empfindlichkeit und Sicherheit als bisherige Tests unterschiedliche Formen des von Willebrand-Syndroms erkennt.

Der Grund für die geringe Bekanntheit des von Willebrand-Syndroms liegt in der fehlenden Kenntnis dieser erblichen Veranlagung, aber auch in der Tatsache begründet, dass die Blutungsneigung oft erst im Rahmen von Operationen im Schleimhautbereich entdeckt wird. So können nach einer einfachen Mandel- oder Polypenoperation, beim Zähneziehen aber auch nach Magen-Darm-Operationen und Operationen der Harnwege unerwartet starke Blutungen auftreten. Bei Frauen mit ungewöhnlich verstärkter und verlängerter Regelblutung liegt je nach Studie in 10 bis 25 Prozent der Fälle ein von Willebrand-Syndrom vor. Dies kann bei Geburten zu erheblichen Blutungskomplikationen führen und in Unkenntnis der richtigen Diagnose im Notfall zur Entfernung der Gebärmutter. Eine bessere Kenntnis dieses Krankheitsbildes ist daher dringend erforderlich, zumal es wirksame Behandlungsmöglichkeiten gibt und man der Blutungsneigung auch medikamentös vorbeugen kann. Allerdings fehlte bisher eine gute Testmethode, die als Suchtest einfach und mit hoher diagnostischer Sicherheit ein von Willebrand-Syndrom erkennt.

Der neu entwickelte Test soll nach seiner Fertigstellung medizinischen Labors zur Verfügung stehen, um die Diagnostik der Blutungsneigung zu verbessern. Die Entwickler des neuen Tests, Prof. Dr. Reinhard Schneppenheim, Direktor der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie am UKE und Tobias Obser (UKE) sind zuversichtlich, dass die geplante weite Verbreitung dieses Tests dazu beitragen wird, Unsicherheiten im Erkennen des von Willebrand-Syndroms zu beseitigen. So können Risikopatienten künftig vor einer Operation schnell und sicher erkannt werden. Der neue Test ist zum Patent angemeldet.

Woran erkenne ich eine verstärkte Blutungsneigung?

Bei Kindern ist eine gewisse Anzahl blauer Flecke an den Schienbeinen (Spielhämatome) normal. Sollten sie aber im Vergleich zu anderen Kindern deutlich vermehrt vorkommen oder bereits bei geringen Prellungen auch an anderen Körperstellen auftreten, sollte eine Abklärung erfolgen. Häufiges, lang anhaltendes Nasenbluten und lang dauernde Blutungen aus kleinen Wunden sind ebenfalls wichtige Hinweise. Bei Frauen ist die Stärke und Dauer der Regelblutung bedeutsam. Ist sie sehr stark und dauert sie länger als fünf Tage ohne deutliche Abnahme der Stärke sollte man dem nachgehen. Ansprechpartner ist der Frauenarzt. Blutungskomplikationen bei Geburten oder Operationen, die keine sonstige Erklärung finden sind ebenfalls abklärungsbedürftig. Gelenkblutungen und Muskelblutungen ohne ein klares Unfallereignis können auf eine ausgeprägte Blutungsneigung hinweisen. Besondere Bedeutung hat die Familiengeschichte. Gibt es in einer Familie weitere Mitglieder mit den genannten Symptomen, ist eine erbliche Blutungsneigung sehr wahrscheinlich.

Quelle: idw

 


 

 

© Internisten-im-Netz

Impressum

Datenschutz

Bildquellen

Kontakt

Herausgeber

Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V.