Bauchspeicheldrüsenentzündung: Behandlung

Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung

Nichtoperative Behandlung der akuten Pankreatitis und des Schubs einer chronischen Pankreatitis
Für eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse gibt es bisher noch keine Behandlung der Entzündung selbst. Behandelt werden deshalb in erster Linie die Auswirkungen und Komplikationen der Erkrankung. Außerdem können die Patienten mit einer Umstellung ihrer Lebensweise dazu beitragen, die Auslöser zu vermeiden.

Ist der Auslöser ein Gallensteinleiden (biliäre Pankreatitis) werden nicht nur etwaige Gallengangsteine - wie oben beschrieben -  endoskopisch unverzüglich entfernt, sondern es muss auch die Gallenblase operativ entfernt werden. Dies erfolgt in der Regel mittels Schlüsseloch-Technik (laparoskopische Cholecystektomie) nach Abklingen der Pankreatitis. Die Gallenblase wird aufgrund des erhöhten Operationsrisikos nicht parallel zur akuten Pankreatitis entfernt. Die Operation, das heißt die Sanierung der Gallenwege, sollte aber noch während des stationären Aufenthaltes erfolgen, da nach der Entlassung und dem Verschieben des Operationszeitpunktes auf einen späteren Termin zwischenzeitlich ein schweres Pankreatitis-Rezidiv auftreten kann.

Die Behandlung einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse erfolgt im Krankenhaus, in schweren Fällen auf der Intensivstation.

Bei schwer verlaufender Pankreatitis kommt es zu ausgedehnten Flüssigkeitsverlusten in den hinteren Bauchraum (Retroperitoneum). Um den Kreislauf aufrecht zu erhalten und u.a. ein Nierenversagen zu verhindern, muss das Ausmaß des Flüssigkeitsverlustes gemessen werden und dann adäquat mittels Elektrolytlösungen oder gegebenenfalls auch Bluttransfusionen ausgeglichen werden. Die Verhinderung und eventuelle Therapie des Ausfalls der Funktion lebenswichtiger Organe ist für die Intensivmedizin eine große Herausforderung.

Bei starken Schmerzen verabreicht der Internist krampflösende Medikamente und Schmerzmittel. Da die Medikamente häufig in hohen Dosen eingenommen werden müssen, können sie Schwindel, Benommenheit, Übelkeit und Atemschwäche auslösen.

Um die Bauchspeicheldrüse zu entlasten, sollten Patienten für einige Zeit keine Nahrung zu sich nehmen. Bei einer leichten Entzündung reichen hierfür in der Regel 2-5 Tage. Eventuell ist das Absaugen von Magensaft über eine Sonde erforderlich.

Die Ernährung und weitere Flüssigkeitszufuhr erfolgt über eine Dünndarmsonde.

Der schrittweise Kostaufbau, zuerst mit Tee und Zwieback, richtet sich nach der Klinik und dem Wunsch des Patienten - nicht nach Laborparametern. So ist ein Kostaufbau, wenn er vom Patienten ohne Bauchschmerzen toleriert wird, auch bei einer noch erhöhten Serum-Lipase erlaubt. Natürlich ist bei Alkohol induzierter Pankreatitis ein lebenslanger Verzicht auf Alkohol geboten. Die Fettzufuhr sollte, auch wenn sie vertragen wird, vorerst eingeschränkt werden.

Bei einer nekrotisierenden Pankreatitis besteht die Gefahr einer Infektion des abgestorbenen Gewebes (der Nekrosen). Das lässt sich leider durch eine prophylaktische Antibiotikagabe nicht verhindern. Erst bei nachgewiesener Infektion erfolgt eine antibiotische Therapie.

Der durch eigene Zellen des Immunsystems erfolgende Abbau der Nekrosen kann sehr lange, d.h. Wochen bis Monate dauern.  Bessern sich die Beschwerden nicht wesentlich und wird das im CT nachgewiesene Ausmaß der Nekrosen nicht kleiner, müssen diese entfernt werden. Früher erfolgte das ausschließlich operativ. Heute richtet sich die Therapie nach der anatomischen Lage der Nekrosen. Sie können CT-gesteuert punktiert und drainiert (d.h. durch die Entfernung von Gewebeflüssigkeit „trockengelegt“) werden. Ein operativer endoskopischer Zugang „von hinten“ in den hinteren Bauchraum (das sogenannte Retroperitoneum) ist möglich. Sehr häufig ist aber auch ein endoskopischer Zugang durch die Magenhinterwand möglich. Im Rahmen einer Magenspiegelung wird die Hinterwand punktiert und es werden Drainagen (also Ableitungen für Flüssigkeiten) in die Nekrosen gelegt. In mehreren Sitzungen können die Nekrosen mit speziellen Instrumenten endoskopisch entfernt werden. Der endoskopisch gesetzte Defekt der Magenhinterwand verschließt sich nach Entfernung der Nekrosen und Drainagen spontan.

Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung

Nichtoperative Therapie der chronischen Pankreatitis

Leitsymptom der chronischen Pankreatitis sind wiederkehrende (rezidivierende) – oder auch unterschiedlich schwere Dauerschmerzen. Da die Schmerzen von verschiedenen Ursachen herrühren können,  ist eine bildgebende Diagnostik notwendig, um die Art der Schmerztherapie festzulegen: Medikamente oder interventionelle Endoskopie oder Operation.

Die medikamentöse Schmerztherapie erfolgt nach dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei chronischen Schmerzen vorgeschlagenen Stufenschema.
Entscheidend für den Behandlungserfolg ist, dass die Patienten zeitlebens auf Alkohol und Nikotin verzichten. In der Regel gehen die Beschwerden bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung bereits zurück, sobald die Patienten weniger essen. Außerdem müssen sie zu jeder Mahlzeit Verdauungsenzyme einnehmen, um die verminderte Bildung von Verdauungsenzymen auszugleichen. Diese Behandlung der oben bereits genannten exokrinen Insuffizienz erfolgt mit Extrakten aus den Bauchspeicheldrüsen von Schweinen. Sie werden zu den Mahlzeiten gegeben. Die Wirkung dieser Enzyme kann verstärkt werden, wenn die Säuresekretion des Magens durch sogenannte Protonenpumpenblocker gehemmt wird. Gelingt es nicht, die Fettverdauung entscheidend zu bessern, müssen zusätzlich die fettlöslichen Vitamine A, D, E, K verabreicht werden, um einen Mangel dieser notwendigen Vitamine zu vermeiden.

Produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig Insulin, müssen die Patienten den Insulinmangel über Insulinspritzen ausgleichen. Sie sollten sich dabei regelmäßig von ihrem Internisten untersuchen lassen.

Schwere Schübe behandelt der Internist ähnlich wie bei einer akuten Entzündung (siehe oben).
Größere sogenannte Pseudozysten (entzündliche Vergrößerungen des Pankreaskopfes) werden über eine Drainage in den Magen oder den Darm entleert. Ebenfalls endoskopisch kann der Internist Engstellen in den Bauchspeicheldrüsen- und Gallengängen dehnen und durch Prothesen überbrücken.

Chirurgische Therapie

Helfen diese Behandlungsmethoden nicht, bleibt als Alternative eine Operation. So kann der Operateur bei Verengungen der Ausführgänge den Druck in der Bauchspeicheldrüse und damit auch die Schmerzen verringern. Er legt dazu eine künstliche Verbindung zwischen dem Dünndarm und dem erweiterten Pankreasgang an (Drainage). Als letzter Ausweg (ultima ratio) gilt die operative, teilweise oder vollständige Entfernung der Bauchspeicheldrüse.

Experte: Wissensch. Beratung & Ausarbeitung: Prof. Dr. med. Joachim Mössner, Leipzig

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Hrsg.: Meyer, J. & Pletz, M.W. & Mayet W.-J et al. ; Elsevier, 11/2020 Referenz Gastroenterologie. Hrsg. Riemann, J. F., Fischbach, W., Galle, P.R., Mössner, J. Georg Thieme Verlag KG; Stuttgart, New York (2019)

Letzte Aktualisierung: 14.05.2021

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