Bauchspeicheldrüsenentzündung: Untersuchungen & Diagnose

Da die Beschwerden bei einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse vielfältig sind, ist es für den Internisten wichtig, die Erkrankung zu erkennen und von anderen, ähnlichen Krankheitsbildern zu unterscheiden.

Ähnliche Krankheitszeichen verursachen:

  • Bauchspeicheldrüsenkrebs
  • Herz- oder Lungeninfarkt
  • Durchbruch von Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren
  • Gallenblasenentzündung
  • Bauchhöhlenschwangerschaft

Zunächst wird der Internist den Patienten eingehend zu den Beschwerden und den Vorerkrankungen befragen. Außerdem tastet er den Bauchraum ab, denn eine geringe Spannung der Bauchdecke ist typisch für eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Man spricht vom sogenannten Gummibauch im Gegensatz zur brettharten bei Berührung bereits schmerzhaften Bauchdecke bei Bauchfellentzündung (Peritonitis).

Danach wird der Internist eine oder mehrere der folgenden Untersuchungsmethoden veranlassen:

Laboruntersuchungen

Anhand der Untersuchung von Blut bestimmt der Internist, ob die Konzentration der Verdauungsenzyme der Bauchspeicheldrüse erhöht ist. Typisch sind erhöhte Werte für die Lipase und die Alpha-Amylase. Da die Bestimmung der Lipase im Serum spezifischer ist im Vergleich zur Amylase, wird Amylase nicht mehr gemessen.

Bauchschmerzen in Kombination mit einer Erhöhung der Serum-Lipase um mehr als das Dreifache erlauben die Diagnose einer Pankreatitis. Diese beiden Kriterien liegen sowohl bei der akuten als auch beim Schub einer chronischen Pankreatitis vor. Die Bestimmung der Serum-Lipase sollte bei fehlenden Bauchschmerzen nicht durchgeführt werden. Denn eine Lipase-Erhöhung kann auch bei einem gesunden Pankreas vorliegen. Es würde dann nur eine unnötige, weitere Diagnostik veranlasst.
Auch abgestorbenes Gewebe sowie der Schweregrad der Erkrankung können im Blut ermittelt werden. Es besteht aber kein Zusammenhang zwischen der Höhe der Serum-Lipase und dem Grad der Pankreasschädigung. Blutzucker und Kalzium werden ebenso kontrolliert wie die Nieren- und Leberfunktion. Zeichen für eine Entzündung sind erhöhte Werte für das C-reaktive Peptid (CRP) sowie eine erhöhte Zahl an weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Bei einem CRP von über 100 mg / dl liegt in der Regel eine bereits nekrotisierende Pankreatitis vor.

Sind Gallensteine ursächlich für die Entzündung, sind auch die Gallensäurewerte und Leberenzyme erhöht.

Funktionsdiagnostik

Elastase im Stuhl

Bei chronischer Pankreatitis kommt es unterschiedlich schnell zu einer Zerstörung der Zellen, die die Verdauungsenzyme herstellen. Es kommt dann zu einer eingeschränkten Verdauung der Nahrung (exokrine Insuffizienz, Maldigestion). Das Eiweiß spaltende Enzym Elastase wird im Gegensatz zur Fett spaltenden Lipase nicht zerstört. Es kann daher im Stuhl die Konzentration dieses Enzyms gemessen werden. Eine Erniedrigung der Stuhl-Elastase spricht bereits für eine schwere Pankreasinsuffizienz.

Fett im Stuhl

Die unzureichende Verdauung des Nahrungsfetts aufgrund eines Mangels an Lipase führt zur vermehrten Ausscheidung von Fett im Stuhl. In wenigen Spezial-Laboratorien kann die Fettausscheidung im über drei Tage gesammelten Stuhl gemessen werden. Sie liegt bei Gesunden unter 15 g pro Tag.

Diabetes-Diagnostik

Im Laufe der Erkrankung kommt es in der Regel auch zu einer entzündungsbedingten Zerstörung der Zellen des sogenannten endokrinen Pankreas mit der Folge eines Diabetes mellitus. Im Rahmen der Diagnostik eines beginnenden Diabetes wird ein Glukose-Belastungs-Test durchgeführt.

Bildgebende Diagnostik

Ultraschalluntersuchung (Sonografie)

In den meisten Fällen untersucht der Internist die Patienten mittels Ultraschall, da diese Untersuchung leicht durchzuführen und für den Patienten ohne Risiko ist. So kann der Internist das Ausmaß der Entzündung sowie etwaige Schwellungen der Bauchspeicheldrüse sichtbar machen. Auch flüssigkeitsgefüllte Hohlräume (Zysten), abgestorbenes Gewebe und Wasseransammlungen in Magen oder Lunge sind erkennbar. Nicht selten entdeckt der Internist auf diese Weise Gallensteine. Kleinere Veränderungen an der Bauchspeicheldrüse bleiben allerdings oft unerkannt.

Röntgenuntersuchung

Mit einer Röntgenuntersuchung werden Lungen- und Darmfunktion überprüft: Ein gelähmter Darm weist beispielsweise Luftblasen auf, die auf dem Röntgenbild gut sichtbar sind. Wasser in der Lunge oder im Bauchraum sind ebenso erkennbar wie Verkalkungen der Bauchspeicheldrüse oder Gallensteine.

Computertomografie/Kernspintomografie

Die beiden Verfahren kommen vor allem bei schweren Entzündungen zum Einsatz oder wenn der Internist trotz Ultraschall zu keinem eindeutigen Urteil kommt. Die Computertomografie mit Kontrastmittelgabe ermöglicht besonders scharfe Bilder der Bauchspeicheldrüse und macht das Ausmaß des zerstörten Gewebes, eventuelle Blutungen und flüssigkeitsgefüllte Hohlräume (Zysten) sichtbar. So kann der Arzt auch zwischen der milden und schweren Form der Entzündung unterscheiden.

Mittels Kernspintomografie lässt sich gut Flüssigkeit von Gewebe unterscheiden. So ist es möglich via MRCP (Magnet-Resonanz-Cholangio-Pankreatikografie) die Pankreasgänge und Gallengänge darzustellen. So lassen sich z. B. Verengungen der Gänge (Stenosen) und Erweiterungen (Dilatationen) bei chronischer Pankreatitis nachweisen. Steine in den Gängen kommen als Aussparungen in den flüssigkeitsgefüllten Gängen zur Darstellung. Auch eine Darstellung der Gefäße (ME-Angiografie) ist möglich.

ERCP (endoskopisch retrograde Cholangiopankreatografie)

Diese endoskopische Untersuchung wird eingesetzt, wenn Gallengangsteine diagnostiziert wurden. Der Internist schiebt das Endoskop durch die Speiseröhre und den Magen bis an die gemeinsame Mündung von Gallen- und Bauchspeicheldrüsengang im Zwölffingerdarm. Mit Hilfe eines Kontrastmittels kann er den Stein genau lokalisieren und mithilfe eines kleinen Korbs am Endoskop unter Röntgenkontrolle herausziehen. In der Regel ist der oder sind die Gangstein/e größer als die Öffnung der Papille in den Zwölffingerdarm. Dann muss die Papille mithilfe eines Drahtes unter Einwirkung von elektrischem Strom aufgeschnitten werden (Papillotomie). Da die Öffnung nicht beliebig weit aufgeschnitten werden kann, können größere Steine mit verschiedenen Verfahren über das Endoskop zertrümmert werden, bevor sie dann aus dem Gang entfernt werden. Ist eine vollständige Steinentfernung nicht in einer Sitzung möglich, wird zur Gewährleistung des Galleabflusses via ERCP ein Stent in den Gallengang gelegt.

Gallengangsteine lassen sich oft bereits mittels Ultraschall nachweisen. Der Nachweis von Steinen in der Gallenblase ist mittels Ultraschall in der Regel einfacher, da Luft im Darm die Darstellung des Gallengangs erschweren kann.

Gallengangsteine lassen sich mittels MRCP (Magnet-Resonanz-Cholangio-Pankreatikografie) oder noch sensitiver mit Ultraschalluntersuchung von innen nachweisen. Hier sitzt der Ultraschallkopf auf der Spitze des Endoskops (Endosonografie). Erst bei positivem Nachweis erfolgt dann in gleicher Sitzung die ERC mit Steinentfernung.

Aufgrund des Risikos, dass eine ERCP auch eine Pankreatitis hervorrufen oder eine bestehende Pankreatitis verschlechtern kann, wird dieses Verfahren zur Diagnostik nicht mehr angewandt. Ihre Domäne ist die Therapie, da Gallengangsteine unbedingt entfernt werden müssen. Bei nicht entfernten Gallengangsteinen kann sich der klinische Verlauf der Pankreatitis verschlechtern oder es kann sich auch eine lebensbedrohliche Gallengangentzündung entwickeln. Diese kann Ausgang einer Blutvergiftung sein (septische Cholangitis).

Endosonografie

Es handelt sich um eine Ultraschalluntersuchung von innen. Der Ultraschallkopf sitzt auf der Spitze eines Endoskops. Da vor der Bauchspeicheldrüse(Pankreas) Darmschlingen, die mit Luft gefüllt sind, liegen und Ultraschallwellen diese Luft schlecht passieren, kann mit der üblichen Sonografie von außen (transabdominale Sonografie) das Pankreas oft nicht gut dargestellt werden. Bei der Endosonografie gelangen die Schallwellen durch die Magenwand oder den Zwölffingerdarm direkt ins Pankreas. Diese Methode ist der Goldstandard, um eine chronische Pankreatitis bereits im Frühstadium zu diagnostizieren.

Punktion der Bauchspeicheldrüse

Bei Verdacht auf eine Infektion des abgestorbenen Gewebes mit Bakterien entnimmt der Arzt mit einer dünnen Nadel aus den betroffenen Bereichen etwas Zellmaterial (Punktion). Dabei kontrolliert er den Einstich mit Hilfe von Ultraschall oder Computertomografie. Durch eine labormedizinische Untersuchung des gewonnenen Materials kann der Arzt die Bakterienarten genau bestimmen und ein geeignetes Antibiotikum auswählen. In manchen Fällen kann er mit einer Punktion auch die gesamte Infektionsquelle beseitigen.

Sowohl in der Diagnostik der akuten als auch der chronischen Pankreatitis werden diese bildgebenden Verfahren je nach Stadium und Komplikation der Erkrankung unterschiedlich eingesetzt. So ist die CT hervorragend dazu geeignet, eine nekrotisierende von einer ödematösen Pankreatitis zu unterscheiden. Sie dient auch dazu, mögliche Komplikationen bei chronischer Pankreatitis darzustellen, z. B. Pseudozysten, entzündliche Vergrößerungen des Pankreaskopfes. Eine Stauung der Gallengänge aufgrund einer Abflussstörung der Galle bei einer Pankreaskopfschwellung lässt sich bereits in der Sonografie nachweisen.

Experte: Wissensch. Beratung & Ausarbeitung: Prof. Dr. med. Joachim Mössner, Leipzig

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Hrsg.: Meyer, J. & Pletz, M.W. & Mayet W.-J et al. ; Elsevier, 11/2020 Referenz Gastroenterologie. Hrsg. Riemann, J. F., Fischbach, W., Galle, P.R., Mössner, J. Georg Thieme Verlag KG; Stuttgart, New York (2019)

Letzte Aktualisierung: 14.05.2021

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