Geografische Verbreitung der Meningokokken

Weltweit kommen zwölf unterschiedliche Gruppen von Meningokokken vor - so genannte Serogruppen, die je nach Zusammensetzung der Zuckerbausteine (Polysaccharide) in ihrer Kapsel eingeteilt werden. Fünf davon - die Serogruppen A, B, C, W135 und Y - verursachen fast alle Meningokokken-Erkrankungen.

In Europa (und auch Deutschland) sind die Serogruppen B und C vorherrschend. Meningokokken B sind in Europa für 80% der Fälle (und hierzulande für etwa zwei Drittel) aller Meningokokken-Erkrankungen verantwortlich. Meningokokken der Gruppe C lösen bis zu einem Viertel aller Meningokokken-Erkrankungen in Europa aus. Die Serogruppen A, W und Y zusammen sind in Deutschland für etwa 10% aller Fälle verantwortlich.

Ganz anders sieht die Situation beispielsweise in Afrika aus: Dort dominiert im so genannten Meningitisgürtel in den Länder der südlichen Sahara die Serogruppe A und verursacht immer wieder schwere Epidemien mit bis zu mehreren hunderttausend Erkrankungen und Todesfällen im fünfstelligen Bereich. Auch die Zahl an Erkrankungsfällen durch die Serogruppe W hat in Afrika in den letzten Jahren zugenommen. Von Subsahara-Afrika bis zum Kap treten auch andere Serogruppen wie W135 und B zunehmend häufiger auf. In Südafrika ist die Serogruppe W135 am häufigsten, gefolgt von den Serogruppen B, C und Y. A tritt hier nur sporadisch auf.

In Asien sind ebenfalls A und C die wichtigsten Serogruppen. In Südamerika und Australien dagegen dominieren wie in Europa die Serogruppen B und C. Auf Neuseeland konnte im vergangenen Jahrzehnt eine durch Meningokokken B ausgelöste Epidemie durch eine Impfkampagne mit einem speziell gegen den dortigen Erreger entwickelten Impfstoff unter Kontrolle gebracht werden.

Die Dynamik der Meningokokken wird besonders deutlich, wenn man sich die Verteilung der Serogruppen in den USA in den letzten 15 bis 20 Jahren ansieht: Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts machten die Serogruppen B und C mit je etwa 40% den größten Anteil der invasiven Meningokokken-Erkrankungen aus. Meningokokken der Serogruppe Y spielten mit rund 9% eine eher untergeordnete Rolle. Seitdem hat sich ihr Anteil allerdings mehr als vervierfacht und lag 2006 bereits bei 39%. Entsprechend gingen die Anteile der Erkrankungen, die durch die Serogruppen B und C verursacht wurden, auf weniger als je ein Drittel zurück.

Eine ähnliche Entwicklung wird derzeit in Kolumbien beobachtet: Im Gegensatz zur bislang vorherrschenden Serogruppe B sind im Jahr 2006 bei Erkrankten erstmals häufiger Meningokokken der Serogruppe Y nachgewiesen worden. Auch in Deutschland zeigt sich dieser Trend. Die Fallzahlen ausgelöst durch die Serogruppe Y steigen kontinuierlich - wenn auch auf geringerem Niveau. Diese Beobachtungen zeigen, dass die Verteilung der Serogruppen geografisch unterschiedlich ist, und dass sie sich im Lauf der Zeit auch wieder ändern kann. Wann und wo solche Veränderungen auftreten, ist im Voraus allerdings nicht absehbar.

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