16.04.2017

Mehr Motivation durch Aktivitätstracker?

Mehr Bewegung in den Alltag integrieren und gesünder leben - häufig bleibt es nur beim Vorsatz. Damit Taten folgen, sollen Fitnessarmbänder, Aktivitätstracker und andere Geräte motivieren und zeigen, wie die Pfunde purzeln.

Mehrere Studien, die das „Warum" und das „Wie" in der Nutzung von Fitnesstrackern näher analysieren, haben Forscher am Informatikinstitut OFFIS in Oldenburg an über 100 Personen über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren hinweg durchgeführt. OFFIS ist ein 1991 gegründetes, international tätiges Forschungs- und Entwicklungsinstitut für ausgewählte Informatiktechnologien und praxisrelevante IT-Forschungsbereiche. Im Folgenden einige Auszüge der Analyse:

Wer sind die Benutzer?

Das Durchschnittsalter liegt deutlich über 40 Jahren, es sind also nicht nur die sportlichen 20-Jährigen, wie man im ersten Moment glauben könnte. Eine grundsätzliche Offenheit für Technik bei den Nutzern ist aber wichtig. Technik-interessierte Nutzer scheinen eher bereit zu sein, einen Tracker zu verwenden, denn die erstmalige Installation von Software auf dem Smartphone oder dem PC ist eine Hürde, die zwar klein ist, aber doch genommen werden muss.

Wie werden die Tracker eingesetzt?

Es gibt einige „Power User" die ihren Tracker über viele Monate hin jeden Tag von morgens bis abends nutzen. Ein Großteil der Anwender hat jedoch ein sporadischeres Nutzungsverhalten, das sich in viele verschiedene Verhaltensmuster unterteilen lässt, beispielsweise:

Manche nutzen ihn für einige Tage und lassen ihn dann für einige Tage liegen - hier scheint der Wunsch im Vordergrund zu stehen, eine Belohnung für ein gutes Verhalten in Form einer hohen Schrittzahl auf dem Tracker zu sehen.Andere machen längere Pausen, holen den Tracker aber regelmäßig für ein paar Tage wieder hervor - das deutet darauf hin, dass die subjektive Empfindung über das eigene Verhalten mit einer objektiven Messung bestätigt werden soll.Und wieder andere nutzen den Tracker nur wenige Wochen und lassen ihn dann liegen - hier haben die Nutzer keinen Wert aus der Nutzung gefunden.

Es gebe also nicht die einzig richtige Art, einen Tracker zu nutzen, sondern jeder Nutzer habe seine eigene Art und Weise.

Sind die Tracker nützlich?

Bei der Nutzung stehe nicht nur die Förderung der körperlichen Aktivität im Vordergrund. Viele Anwender würden ihr eigenes Verhalten besser verstehen wollen und Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Werten, wie beispielweise der Aktivität und dem Gewicht, erkennen wollen. Die gesammelten Daten könnten sehr hilfreich sein, um anstehende Entscheidungen mit Bedeutung für die eigene Gesundheit zu unterstützen. Für den einen sei es der letzte Anstoß, um sich endlich einen Hund anzuschaffen und so regelmäßig raus zu kommen. Andere würden die Auswertungen zum Anlass nehmen, die nicht nur ungeliebte, sondern auch ungesunde Arbeitsstelle zu wechseln. Als Teil der eigenen, persönlichen Gesundheitsakte könnten die Werte in Zukunft womöglich wichtige Hinweise auf Gesundheit und Krankheit geben.

Was können die Tracker wirklich?

Fast alle Aktivitätstracker versprechen, auch den Schlaf messen zu können. Dazu werden sie am Arm getragen und messen die nächtliche Bewegung. Das klappt tatsächlich überraschend gut, nur komfortabel und praktikabel sei das sicherlich kaum. Wer sich für die Messung des Schlafes interessiert, sollte auf spezielle andere Geräte zurückgreifen, bei denen dünne Mess-Streifen oder -Matten auf die Matratze geklebt oder darunter gelegt werden, so dass sie nicht als störend wahrgenommen werden, wenn sie Schlafdauer und -Tiefe messen. Zusätzlich werden weitere Werte gemessen wie die nächtliche Ruhe-Herzfrequenz - für Sportler ein wichtiges Maß für Fitness - aber auch die Veränderung der Atem-Frequenz - sie kann für manche chronisch Kranke ein wichtiges Warnsignal sein.

Natürlich gibt es auch für alle „klassischen" Gesundheitswerte mittlerweile vernetzte Geräte, zum Beispiel für Gewicht, Körperfettanteil, Blutdruck oder Blutzucker. Messergebnisse würden so automatisch gespeichert, das Führen von Tagebüchern entfalle, Fehl-Erfassungen würden verringert, und auch langsame Veränderungen wie eine schleichende Gewichtszunahme könnten über die Zeit erkennbar werden.

Und - werde ich fitter?

Zunächst einmal sei ein Aktivitätstracker nur ein Werkzeug von vielen möglichen. Einfache Schrittzähler gebe es schon lange für wenige Euro zu kaufen. Allerdings komme durch die Verbindung mit Apps und Web-Diensten - und der damit einhergehenden Datenerfassung - tatsächlich eine neue Qualität hinzu. So würden Veränderungen und Zusammenhänge deutlich und sichtbar. Ob das beim Nutzer etwas bewirke, ob er sich deswegen z.B. mehr bewegt, hänge jedoch von vielen Faktoren ab:

Einer der wesentlichen Faktoren sei, ob der Nutzer überhaupt eine Veränderung herbeiführen wolle. Wenn nein, dann werde auch ein Tracker nichts nützen: Durch einen Tracker alleine wird eine „Couch Potatoe" nicht zum Marathonläufer.Wenn die Bereitschaft jedoch grundsätzlich da sei, könne die objektive Messung sehr wohl dazu führen, dass das Verhalten auch geändert werde. Das vorgegebene Ziel, zum Beispiel 10.000 Schritte am Tag zu gehen, werde vor allen Dingen dann angestrebt, wenn es vom heutigen Verhalten zwar ein bisschen, aber nicht zu weit entfernt sei. Ambitionierte, aber realistische Ziele seien also ein wichtiger Punkt. Und auch wer das Ziel erreicht habe, freue sich, wenn er vom Tracker regelmäßig die Belohnung für ein gutes Verhalten bekomme.

Fazit: Aktivitätstracker seien sicher keine Wunderwaffe gegen Bewegungsmangel und Übergewicht. Ob sie etwas bewirken, liege zunächst einmal am Nutzer und seiner Bereitschaft, eine Wirkung zuzulassen. Seien geeignete Voraussetzungen gegeben, könnten sie durchaus nützliche Werkzeuge für die eigene Gesundheit und das eigene Wohlergehen sein.

Quelle: OFFIS

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