07.01.2019

Entzündliche Multiorganerkrankung wird häufiger

Eine entzündliche Multiorganerkrankung (sog. IgG4-assoziierte Erkrankung) tritt zunehmend häufiger auf. Rheumatologen fordern daher mehr Forschung.

Rheumatologen sehen immer häufiger eine entzündliche Multiorganerkrankung, die Entzündungen und Schwellungen an ganz unterschiedlichen Organen hervorrufen kann und mit entsprechend vielfältigen Symptomen einhergeht. Dennoch scheint ihr ein gemeinsamer Krankheitsmechanismus zugrunde zu liegen, denn stets finden sich in den betroffenen Geweben eine hohe Zahl IgG4-produzierender Plasmazellen. Daher auch die Bezeichnung IgG4-assoziierte Erkrankung. Ursachen und Auslöser des Syndroms sind noch immer weitgehend unbekannt, und auch über die optimale Therapie herrscht noch Unklarheit, da kontrollierte Studien fehlen. Umso wichtiger seien daher Erkenntnisse aus beschreibenden Studien, betont die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh).

In der Mehrzahl der Fälle wird eine IgG4-assoziierte Erkrankung daher – ebenso wie andere Rheumaformen – zunächst mit entzündungshemmenden Glucocorticoiden (Kortison) behandelt. „Dadurch bessern sich die Symptome meist deutlich“, betont Prof. Dr. med. Hanns-Martin Lorenz, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie. Häufig flamme die Erkrankung jedoch nach dem Absetzen der Medikamente wieder auf. Um die Dosis der nebenwirkungsreichen Glucocorticoide verringern oder die Mittel ganz absetzen zu können, haben sich moderne Biologika bewährt, die in der Regel hochwirksam sind und das Ausschleichen erleichtern. Etwas weniger effektiv scheinen Immunsuppressiva wie Methotrexat zu sein, die bei anderen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen gute Erfolge erzielen.

Welche Therapie gegen eine IgG4-assoziierte Erkrankung eingesetzt wird, hängt hauptsächlich von den betroffenen Organen ab. „Hautveränderungen oder Entzündungen der Speicheldrüsen werden deutlich seltener mit Glucocorticoiden behandelt als eine IgG4-assoziierte Erkrankung mit Nierenbeteiligung“, nennt Prof. Lorenz ein Beispiel und verweist auf eine umfangreiche Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2016, die den weltweiten Status quo der Behandlung zusammengefasst hat (siehe Medicine 2016, Band 95/26, Seite: e4002). Daraus lässt sich auch ablesen, dass in Asien rund doppelt so viele Patienten unbehandelt bleiben wie in Europa. Diese Praxis des beobachtenden Abwartens mündete bei immerhin 43 Prozent der Patienten in einer spontanen Remission. „Solche Studien liefern wertvolle Informationen zu betroffenen Organen, Erkrankungszahlen, den derzeit angewandten Therapien und deren Erfolgen“, berichtet Prof. Lorenz, Leiter der Sektion Rheumatologie am Universitätsklinikum Heidelberg und medizinisch-wissenschaftlicher Leiter des ACURA-Rheumazentrums Baden-Baden. Da die Genetik bei entzündlichen Erkrankungen eine wichtige modulierende Rolle spielt, ist unklar, ob diese asiatischen Daten auf unsere Patienten übertragbar sind. Sie sollten aber vor allem als Basis für das Design randomisierter, kontrollierter Studien betrachtet werden, in denen Therapien systematisch evaluiert werden. Solche und andere Forschungsbemühungen im Bereich der Rheumatologie zu fördern, ist der DGRh ein großes Anliegen. Über das Kompetenznetz Rheuma werden daher seit einigen Jahren Forschungsmittel für innovative Projekte vergeben, die rheumatologische Fragestellungen klinisch oder experimentell untersuchen.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)

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