29.10.2008

Neue Pille gegen Übergewicht

Ein gegen Alzheimer und Parkinson entwickeltes Mittel lässt Patienten besonders stark abnehmen. Ob es aber jemals auf dem Markt kommt, ist fraglich...

Ein neues Mittel gegen Übergewicht wirkt einer dänischen Studie zufolge doppelt so gut wie derzeit erhältliche Medikamente. Der Wirkstoff Tesofensin unterdrückt Hungergefühle im Gehirn, schreiben die Forscher von der Universität Kopenhagen im Fachblatt „Lancet" (online vorab veröffentlicht). Probanden einer Studie haben demnach stark abgenommen.

Der Ernährungsmediziner Stephan Bischoff von der Universität Hohenheim warnte jedoch vor überzogenen Erwartungen: „Das ist eine hoffnungsvolle Nachricht, die aber mit großer Vorsicht zu genießen ist. Ein wirklich wirkungsvolles Medikament ohne große Nebenwirkungen ist schon oft versprochen worden, das Versprechen wurde aber bisher nie gehalten." Bei den meisten im Gehirn wirkenden Appetitzüglern zeigten sich in der Vergangenheit schwere Nebenwirkungen. Einige machten abhängig, andere lösten Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zum Herzinfarkt aus. Der Wirkstoff Rimonabant kann beispielsweise Depressionen auslösen und wurde deshalb letzte Woche vom Markt genommen Zudem ist allen Mitteln gemein, dass nach dem Absetzen des Präparats das Gewicht des Patienten wieder in die Höhe schnellt.

Doppelt so starker Gewichtsverlust

Die dänischen Wissenschaftler hatten in einer so genannten Phase-II-Studie 203 übergewichtige Patienten untersucht, die im Durchschnitt mehr als 100 Kilogramm wogen. Ein Viertel der Patienten erhielt 24 Wochen lang täglich ein wirkungsloses Scheinmedikament (Plazebo), jeweils 50 Patienten 3 unterschiedliche Mengen Tesofensin. Die Plazebo-Patienten hatten durchschnittlich 2 Kilogramm Gewicht verloren, die mit Tesofensin behandelten je nach Dosis 7, 11 oder 13 Kilogramm. Dies entspricht einer Verdopplung des Gewichtsverlusts verglichen mit anderen Appetitzüglern wie Sibutramin und Rimonabant, schreiben die Forscher. Zu den Nebenwirkungen hätten Übelkeit, Verstopfung, Schlaflosigkeit, Durchfall und Trockenheit im Mund gezählt.

Für Medikamente gegen Übergewicht gibt es besonders hohe Sicherheitsansprüche. Der Wirkstoff blockiert nach Forscherangaben die Aufnahme Hunger auslösender Botenstoffe im Gehirn. Bisher hat Bischoff zufolge jedoch noch kein wie Tesofensin im Gehirn wirkendes Mittel diese Anforderungen erfüllt. „Erst einmal muss eine weitere Untersuchung, eine Phase-III-Studie mit sehr viel mehr Patienten abgewartet werden, bevor die Tauglichkeit beurteilt werden kann", so Bischoff.

Schonendere Alternativen?

Neben den im Gehirn ansetzenden Substanzen gibt es Mittel, die im Magen-Darm-Trakt wirken. Dazu zählt Orlistat. Der Wirkstoff verhindert die Aufnahme von Fett in die Blutbahn. Einzige unerwünschte Nebenwirkung ist, dass es zu unfreiwilligem Stuhlgang kommen kann, da das im Darm verbleibende Fett als Gleitmittel wirkt.

Wissenschaftlich nachgewiesen ist auch die Wirksamkeit so genannter Quellmittel, die sich nach dem Verzehr im Körper ausdehnen und ein Sättigungsgefühl erzeugen. Auch zahlreichen pflanzlich basierten Präparaten werden Appetit zügelnde Eigenschaften zugesprochen, ohne dass dies im Einzelfall wissenschaftlich nachgewiesen wäre.

 

 

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