10.06.2008

Neuer Wirkstoff könnte Hepatitis-B verhindern

Bis die Substanz auch beim Menschen zugelassen ist, bietet eine Impfung jedoch weiter den besten Schutz...

 Bild: Hepatitis-B-Viren unter dem
Elektronenmikroskop.Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg haben einen Eiweißbestandteil des Hepatitis-B-Virus entdeckt, das bei Mäusen erfolgreich eine Virusinfektion verhindern kann (Nature Biotechnology Februar 2008, doi:10.1038/nbt1389). Bei dem im Labor hergestellten Peptid handelt es sich um ein Teilstück der Virushülle, das für den Eintritt des Virus in die Leberzelle notwendig ist. Weitere Studien sollen jetzt zusätzliche Informationen über den völlig neuartigen Wirkstoff liefern, bevor die zur Medikamentenzulassung notwendigen klinischen Studien bei Patienten beginnen können.

Schutz auch vor Hepatitis D-Infektion 

Durch das neue Peptid lässt sich der Eintritt des Virus in die Leberzellen blockieren. Dabei schlugen die Forscher den Angreifer mit seinen eigenen Waffen: Ein künstlich im Labor nachgebautes Teilstück der Virushülle bindet an die Leberzellen und verhindert dadurch die Aufnahme des Virus. Bereits sehr geringe Mengen davon genügen, um in Mäusen eine Infektion komplett zu verhindern. Auch eine Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus, die zusätzlich zur Hepatitis-B-Infektion auftreten kann und oft zu einem schwerwiegenden Krankheitsverlauf führt, konnten die Forscher mit dem neuartigen Wirkstoff in Zellversuchen abwehren.

Das Virus wird durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen. Dabei stecken sich in den Industriestaaten vor allem Erwachsene an, beispielsweise durch ungeschützte Sexualkontakte oder gemeinsamen Gebrauch von Spritzenbesteck unter Drogenabhängigen. In Regionen mit sehr vielen Infizierten, wie in Südostasien und in großen Teilen Afrikas, wird dagegen das Virus von der Mutter auf das Neugeborene weitergegeben. In diesem Fall verläuft die Infektion aufgrund der noch unzureichenden Immunabwehr von Neugeborenen zu mehr als 95% chronisch.

Lebertransplantation bislang oft einziger Ausweg

Jährlich sterben trotz Impfung noch immer ca. 750.000 Menschen an den Folgen einer Hepatitis-B-Infektion, z.B. an Leberzirrhose oder Leberkrebs. Die verfügbaren Medikamente müssen über lange Zeiträume gegeben werden, führen nur bei wenigen Betroffenen zu einer Heilung und häufig bilden sich resistente Viren. Einzige Hoffnung auf Heilung stellt in diesen Fällen eine Lebertransplantation dar. Ein erneuter Befall der Spenderleber durch Viren, die im Empfänger noch zirkulieren, kann jedoch zum Versagen des Transplantats führen. Forscher weltweit sind deshalb auf der Suche nach alternativen Wirkstoffen.

Die HBV-Erkrankung kann akut verlaufen, wobei eine Ausheilung bei ungefähr 90% der Infizierten nach spätestens sechs Monaten erfolgt. Ist nach einem halben Jahr keine Heilung eingetreten, so gilt die Hepatitis als chronisch. In Deutschland leiden mehr als 300.000 Menschen an der Erkrankung. Seit 1986 steht ein wirksamer Impfstoff zur Verfügung.

 

 

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