17.07.2023

Was hilft gegen Seekrankheit?

In geschlossenen Räumen und liegend verstärkt sich die Seekrankheit eher. Ratsam ist vielmehr, zu stehen und auf den Horizont zu blicken. Auch Akupressurbänder können helfen.

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Die Anfälligkeit für die Seekrankheit wird durch zahlreiche Faktoren, z. B. das Alter, beeinflusst. Kinder unter zwei Jahren sind immun, bis zur Pubertät erkranken eher Jungen als Mädchen. Im Erwachsenenalter sind Frauen öfter betroffen, insbesondere während Menstruation und Schwangerschaft, erläuterte der Tauch- und Reisemediziner Dr. Jens ­Kohfahl, Cuxhaven. Verstärkende Faktoren sind z.B. eine gewisse Ängstlichkeit und Unerfahrenheit, Schlafmangel und unangenehme Gerüche, wie sie etwa von Fett, Öl oder Diesel ausgehen, ebenso Dunkelheit und Nebel.

Die Symptome der Seekrankheit reichen von Unbehagen, Kopfdruck und Müdigkeit im Prodromalstadium über Schweißausbrüche, Übelkeit und Erbrechen bis hin zum Elends- und Vernichtungsgefühl und dem Zusammenbruch der Persönlichkeit. In einer solchen Situation muss man gut auf die Betroffenen Acht geben, damit sie nicht über Bord gehen, warnte der Kollege. Zudem kann die Seekrankheit zu Dehydratation und Elektrolytverlust führen. Meist stellt sich nach 24 Stunden ein Gewöhnungseffekt ein und die Beschwerden klingen ab.

Vor dem Start der Seereise sollte man kohlenhydrathaltige, eher leichte Mahlzeiten zu sich nehmen und histaminhaltige Nahrungsmittel meiden, riet Dr. Kohfahl. Präventiv und bei aufkommender Seekrankheit bieten Vitamin-C-Kautabletten oder Ingwerkapseln einen gewissen Schutz. Wobei man sich dabei ohne Frage auch den Placeboeffekt zunutze macht, meinte der Referent.

Um der Übelkeit und dem Krankheitsgefühl zu begegnen, ist ein freier Blick auf den Horizont wichtig. Dabei sollte man Teile des sich bewegenden Schiffes im Augenwinkel erfassen, um das Gehirn entsprechend zu programmieren. Am besten sucht sich der Betroffene einen Ort an Deck in geringer Höhe und in der Mitte des Schiffs. Spezielle glaslose Brillen mit künstlichem Horizont oder Akupressurbänder, beidseits am Unterarm angelegt, können helfen. Der Seekranke soll möglichst stehen, wobei – ganz wichtig – die Beine die Schiffsbewegungen aktiv ausbalancieren. Oft lindert auch ein alkoholgetränkter Tupfer, an dem der Betroffene riecht, den Brechreiz.

Medikamentös setzt man Antihistaminika wie Dimenhydrinat und Cinnarizin oder Anticholinergika wie Scopolamin ein. Neben den üblichen Nebenwirkungen wie Müdigkeit und verminderte Reaktionsfähigkeit sind insbesondere auf See die Risiken für Glaukom oder Harnverhalt bei Älteren zu bedenken.

Quelle: 24. Forum Reisen und Gesundheit & Medical Tribune, online seit 11.04.2023

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