Akute Myeloische Leukämie (AML): Therapie, Auswirkungen & Nachsorge
Therapie
Die Therapie besteht als Induktionschemotherapie aus zwei Substanzen: Anthrazyklin (Daunorubicin) für 3 Tage und Cytarabin für 7 Tage (sogenanntes 3/7 Schema). Dadurch werden alle Zellen im Knochenmark in ihrer Vermehrung gestoppt. Nach einer aplastischen Phase ohne Leukozyten und Thrombozyten hofft man dann auf eine Regeneration durch ein möglichst leukämiefreies Knochenmark. Von dieser Therapie erhält der Patient 1 bis 2 Zyklen. Danach wird das Ansprechen im Knochenmark kontrolliert. Wer darauf nicht mit einer vollständigen Rückbildung der Krankheitsanzeichen (Vollremission) anspricht, gilt als primär refraktär (also nicht beeinflussbar, unempfindlich).
Bei Nichtansprechen wird dann je nach Konstitution und Alter eine andere, intensivere Therapie, z. B. allogene Knochenmark- bzw. Stammzelltransplantation durchgeführt. Zu Risiken und Nebenwirkungen siehe auch: “Akute Lymphatische Leukämie/Aussicht & Prognose “. Bei älteren refraktären Patienten kann auch eine deeskalierende Therapie mit hypomethylierenden Substanzen (HMA z. B. Azacitidin) sowie bestmöglich unterstützende Behandlungsmaßnahmen (Best supportive Care =BSC) sinnvoll sein. Dabei wird auf eine weitere, das alte Knochenmark abtötende (aplasierende) Chemotherapie verzichtet und die weitere Behandlung nur mit Blutkomponenten (Erytrozyten-/Thrombozytenersatz) und palliativer Behandlung der Komplikationen wie z. B. Infektionen fortgeführt.
Bei auf die Therapie ansprechenden Patienten wird eine Konsolidierungstherapie oder Postremissionstherapie mit Cytarabin angeschlossen, um die Rezidivgefahr (Wiederauftreten von Tumorzellen) zu verringern.
Bei FLT3-positiven Patienten sollte Midostaurin gegeben werden. Bei älteren, gesundheitlich nicht stabilen Patienten (über 75 Jahren) kann auch primär der Verzicht auf eine intensive Knochenmark-aplasierende Chemotherapie diskutiert werden. Dabei sind neben dem biologischen Alter die Begleiterkrankungen (Herz, Lunge, Niere, Leber, Diabetes mellitus u.a.) und vor allem auch der Patientenwunsch zu berücksichtigen.
Neuere Therapieansätze beinhalten neben Midostaurin auch Sorafenib und Dasatinib, das als Tyrosinkinasenhemmer bei der CML eingesetzt wird. Auch ein monoklonaler Antikörper (Gemtuzumab-Ozogamicin = GO) ist seit 2017 wieder zugelassen. Oral einzunehmende Formen der HMA wie Azacitibin und Decitabin werden entwickelt, ebenso wie neuere Zytostatika sowie mutationsspezifische IDH–Inhibitoren wie Ivosidenib (IDH 1) und Enasidenib (IDH 2) in speziellen Fällen zur Anwendung kommen.
Auswirkungen & Nachsorge
Spätfolgen der Behandlung können Organschäden (an Herz, Lunge, Nieren) sowie Wachstumsverzögerungen, Fertilitätsprobleme und das Auftreten sekundärer Tumoren sein.
Die Nachsorge ist vor allem in den ersten 18 bis 24 Monaten besonders wichtig, danach sollten regelmäßige Kontrollen auch wegen der Entdeckung möglicher Spätfolgen erfolgen.