Bluthochdruck: Untersuchungen & Diagnose

Anamnese

Am Anfang der Untersuchung steht das Arzt-Patienten-Gespräch. Zur Diagnosestellung einer Hypertonie und zur späteren Beurteilung der Untersuchungsergebnisse ist für Ihre/n Internistin/en Ihre Krankengeschichte (Anamnese) richtungsweisend. Er wird daher Folgendes erfragen:

  • Gibt es eine erbliche Veranlagung für erhöhte Blutdruckwerte bzw. Herzerkrankungen? D.h. leiden nahe Verwandte an Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall oder erhöhten Cholesterinwerten (Hypercholesterinämie)?
  • Bestehen bei Ihnen Vorerkrankungen wie z.B. Herzprobleme, Diabetes, Nieren- oder Stoffwechselerkrankungen?
  • Existieren weitere Risikofaktoren (z.B. Übergewicht, Rauchen, Alkohol)?
  • Haben Sie viel Stress? Sind Sie seelisch oder beruflich (z.B. Schichtdienst) stark belastet?
  • Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?
  • Leiden Sie an Schlafstörungen, z.B. Schlafapnoe?

 

Körperliche Untersuchung

Bei der körperlichen Untersuchung steht vor allem die Blutdruckmessung im Vordergrund, die mehrmals in entspannter Atmosphäre durchgeführt werden sollte. Ein einmalig erhöhter Blutdruckwert ist noch nicht aussagekräftig, da z.B. Nervosität den Blutdruck vorübergehend ansteigen lässt. Manche Patienten sind beim Arztbesuch so aufgeregt, dass sie nur in der Praxis einen überhöhten Blutdruck aufweisen („Praxishypertonie" bzw. „Weißkittel-Hochdruck"). Der Blutdruck ist aber auch im Normalfall erheblichen Schwankungen unterworfen und reagiert auf körperliche und seelische Belastungen. Zuverlässige Ergebnisse erzielt man daher nur durch eine ambulante 24-Stunden-Blutdruckmessung oder regelmäßige häusliche Blutdruckmessungen.

Die Blutdruckmessungen erfolgen im Sitzen an beiden Oberarmen (später nur noch an dem Arm mit den höheren Werten) nach einer Ruhepause von drei bis fünf Minuten an verschiedenen Tagen. Als Richtlinie gilt: Ist der Blutdruck bei mehrmaligen Messungen an verschiedenen Tagen erhöht (über 140/90 mmHg), besteht ein Hochdruck. Allerdings müssen bei der Bewertung der Blutdruckwerte auch immer mögliche Begleiterkrankungen berücksichtigt werden. Nach Möglichkeit sollte bei der Erstuntersuchung auch der systolische Knöchelblutdruck gemessen werden.

Grundsätzlich wird Ihr/e Internist/in Sie auch wiegen sowie Lunge und Herz und die großen Gefäße (z.B. Halsschlagadern) mit dem Stethoskop abhören. Erste Blut- und Urinuntersuchungen gehören ebenfalls zur Basisdiagnostik und geben in erster Linie Hinweise auf mögliche weitere Risikofaktoren und Endorganschäden. Mittels einer Ultraschalluntersuchung der Nieren (Nierensonografie) kann der Zustand der Nieren (Nierengröße und Beschaffenheit des Nierengewebes) überprüft werden. Sind die Nieren sehr klein, kann dies ein Hinweis auf eine schon länger bestehende Nierenschädigung sein. Anhand eines Elektrokardiogramms (EKG) lassen sich mögliche Verdickungen des Herzmuskels oder Herzrhythmusstörungen erkennen.

Bei Bedarf - u.a. abhängig von der Blutdruckhöhe, vom Alter, Begleiterkrankungen - kommen auch folgende Untersuchungen zum Einsatz:

  • Blutdruck-Langzeitmessung
  • Belastungs-EKG
  • Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie)
  • Ultraschall- Doppler-Untersuchung der Nierenarterien zum Ausschluss oder Nachweis einer
  • Nierenarterienstenose
  • Ultraschalluntersuchung der Bein- und Halsgefäße
  • Untersuchung des Augenhintergrundes beim Augenarzt
  • spezielle Laboruntersuchungen

Verursacht eine zugrundeliegende Erkrankung den Hochdruck (sekundäre Hypertonie), diagnostiziert Ihr/e Internist/in diese in der Regel im Rahmen der beschriebenen Untersuchungen. Auch plötzlich erhöhte Blutdruckwerte und ein Nichtansprechen der medikamentösen Therapie können auf eine sekundäre Hypertonie hindeuten.

Experte: Wissensch. Beratung und Ausarbeitung: Prof. Dr. med. Wolfram Delius, München

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern Meyer, J. et al. (Hrsg.) Elsevier, 11/2021 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. und Deutsche Hochdruckliga (2018): https://leitlinien.dgk.org/2019/pocket-leitlinie-management-der-arteriellen-hypertonie-2/

Letzte Aktualisierung: 29.03.2022

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