Gastritis: Ursachen & Risikofaktoren

Normalerweise ist die Schleimhaut, mit der die Innenwand des Magens ausgekleidet ist, robust und schützt die Magenwand davor, von der aggressiven salzsäurehaltigen Magensäure selbst verdaut zu werden. Durch verschiedene Faktoren kann die Schleimschicht geschädigt werden. Die Säure dringt dann bis zur darunter liegenden Magenwand vor und verursacht eine weitere Schädigung.

Falsche Ernährung mit fetten und scharf gewürzten Speisen sowie große Mengen Kaffee gelten ebenso als Risikofaktoren für eine Gastritis bzw. einen Reizmagen wie übermäßiger Alkohol- und Tabakkonsum. Zudem fördern schnelles und hektisches Essen sowie sehr große Mahlzeiten Magenbeschwerden. Auch Ärger und Aufregung schlagen buchstäblich auf den Magen.

Akute und chronische Entzündungen der Magenschleimhaut haben jeweils unterschiedliche Ursachen. Bei der chronischen Form erfolgt zusätzlich eine Unterteilung in die Typen A, B, C und D.

Akute Gastritis

Einer akuten Gastritis können folgende Ursachen zugrunde liegen:

  • Akute Magen-Darm-Infektionen durch Bakterien, Viren und andere Mikroorganismen oder Lebensmittelvergiftungen
  • Einnahme von Medikamenten, z. B. so genannte nichtsteroidale Antirheumatika (z. B. Acetylsalicylsäure = Aspirin, Diclofenac), Bisphosphonate, Zytostatika
  • Übermäßiger Alkoholkonsum
  • Strahlentherapie
  • Verschlucken von Säuren oder Laugen
  • Körperliche Belastungen, z. B. Langzeit-Beatmung, Kreislaufschock, Schädel-Hirn-Trauma, Verbrennungen
  • Leistungssport (Runner's Stomach)

Chronische Gastritis Typ A (Autoimmungastritis)

Eine Typ-A-Gastritis ist mit 3-5 % der Fälle die seltenste Form einer chronischen Gastritis. Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Immunsystem Abwehrstoffe (Antikörper) gegen das eigene Gewebe bildet. Im Fall der Gastritis richten sich die Antikörper gegen die Belegzellen (Parietalzellen) und andere Komponenten der Magenschleimhaut wie den Intrinsic Factor. Die Ursache für diese Überreaktion des Immunsystems ist bislang unklar, bei einem Teil der Betroffenen kann Helicobacter pylori als Auslöser angenommen werden. Das Immunsystem zerstört die Zellen der Magenschleimhaut und verringert so die Produktion der Magensäure und anderer für die Verdauung wichtiger Stoffe. Insbesondere ist dadurch die Aufnahme von Vitamin B12 und Eisen betroffen. Die Erkrankung geht mit einem erhöhten Risiko von Magenkrebs und neuroendokrinen Tumoren im Magen einher. Aus diesem Grund werden regelmäßige endoskopische Überwachungen empfohlen.

Chronische Gastritis Typ B (Helicobacter-pylori-Gastritis)

Etwa 60-70 % der chronischen Entzündungen werden durch das Bakterium Helicobacter pylori hervorgerufen (Typ B). Eine Helicobacter-pylori-Infektion ist die zweithäufigste Infektionskrankheit: fast 50 % der Weltbevölkerung sind davon betroffen. Helicobacter ist ein spiralförmig gekrümmtes Bakterium mit peitschenförmigen Anhängseln. Dank seiner Spiralform kann sich der Erreger in der obersten Zellschicht der Magenschleimhaut einnisten. Mit Hilfe eines speziellen Enzyms, der Urease, hüllt es sich in Ammoniak und neutralisiert damit die Magensäure in seiner direkten Umgebung. So kann das Bakterium ohne Behandlung dauerhaft im Magen überleben, sich vermehren und den natürlichen Regulierungsprozess der Magensäureherstellung beeinflussen. Mögliche Folgen sind neben einem Reizmagen Geschwüre im Magen und Zwölffingerdarm, Magenkrebs, eine Lymphgewebsgeschwulst des Magens, Eisenmangel und in seltenen Fällen eine Verminderung der Blutplättchen. Die Übertragung erfolgt in unseren Breiten von Mund zu Mund im Vorschulalter. Wichtigste Infektionsquelle ist die (infizierte) Mutter.

Auch andere Bakterien können in seltenen Fällen Auslöser einer Typ-B-Gastritis sein. Daher wird sie auch manchmal allgemein als bakterielle Gastritis bezeichnet.

Chronische Gastritis Typ C (chemisch bedingte Gastritis)

Jede zehnte chronische Gastritis wird direkt durch chemische Substanzen hervorgerufen (Typ C). Hierzu gehören eine langfristige Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika sowie ein Rückfluss von Gallenflüssigkeit aus dem Zwölffingerdarm in den Magen. Dieser so genannte Gallenreflux kann auch nach Operationen am Magen auftreten. Ein eindeutiges Beschwerdebild für diese Gastritis ist nicht belegt, auch sind schwerwiegende Spätfolgen nicht bekannt.

Sonderformen

Neben den ABC-Gastritiden gibt es einige andere, sehr seltene Formen. Ein Beispiel hierfür ist die Crohn-Gastritis, bei der ein Morbus Crohn auf den Magen übergreift. Eine weitere seltene Form ist die Riesenfaltengastritis (Morbus Mènètrier), bei der sich die Zellen der Magenschleimhaut übermäßig vermehren und dicke Falten, vergrößerte Drüsen oder Zysten bilden.

Experte: Wissenschaftliche Beratung & Ausarbeitung: Prof. Dr. med. Joachim Labenz, Siegen

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Meyer, J. et al. (Hrsg.); Elsevier 5/2017
02/2016 S2k-Leitlinie: Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit: www.dgvs.de/wissen-kompakt/leitlinien/leitlinien-der-dgvs/helicobacter-pylori/

Letzte Aktualisierung: 23.01.2023

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